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Der Bourne Betrug

Der Bourne Betrug

Titel: Der Bourne Betrug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Aufenthalt hier bestimmt schmerzhaft?« Lindros wollte mit seiner Frage keineswegs nur Konversation machen.
    Abbuds Schulterzucken endete mit einem weiteren Schauder.
    Â»Ihnen fehlt nicht nur die Wüste.« Lindros stellte seinen Teller ab. Fast tagtäglich misshandelt zu werden konnte einem wirklich den Appetit rauben. »Ihnen fehlt die Welt Ihrer Väter, nicht wahr?«
    Â»Die westliche Zivilisation ist ein Gräuel«, sagte Abbud. »Ihr Einfluss auf unsere Gesellschaft gleicht einer ansteckenden Krankheit, die ausgerottet werden muss.«

    Â»Sie fürchten die westliche Zivilisation, weil Sie sie nicht verstehen.«
    Abbud spuckte einen Dattelkern aus, der weiß wie ein Babypopo war. »Umgekehrt könnte ich das von euch Amerikanern behaupten.«
    Lindros nickte. »Damit hätten Sie nicht unrecht. Aber was bedeutet das für uns?«
    Â»Dass wir uns weiter an die Gurgel gehen.«
    Â 
    Bourne begutachtete das Innere der Bar. Sie sah nicht viel anders aus als das Äußere: Wände aus Holz und Stein, deren Zwischenräume mit Lehm ausgefüllt waren. Der Boden bestand aus festgetrampeltem Mist. Hier roch es nach Gärung  – nach alkoholischer wie nach menschlicher. In dem offenen Kamin loderte ein Dungfeuer, das Wärme und einen speziellen Geruch verbreitete. In dem Raum hielten sich eine Handvoll Amhara auf, alle in verschiedenen Stadien von Betrunkenheit. Sonst hätte Bournes Erscheinen auf der Schwelle sicher mehr Aufsehen erregt. So schlug es nur ganz kleine Wellen.
    Er stapfte, Schneespuren hinterlassend, an die Theke und bestellte ein Bier, das in einer Flasche kam, was vielversprechend war. Während er das dünne, seltsam brackige Gebräu trank, begutachtete er seine Umgebung. Tatsächlich gab es hier nicht viel zu sehen: nur einen rechteckigen Raum mit mehreren grob gearbeiteten Tischen und Stühlen ohne Lehnen, die mehr Hockern glichen. Trotzdem merkte er sich ihre Verteilung, hatte sie für den Fall, dass Gefahr drohte oder er eilig flüchten musste, nun genau im Kopf. Kurze Zeit später entdeckte er den Mann mit dem verkrüppelten Bein. Zaim saß mit einer Flasche Fusel in einer Hand und einem schmuddeligen Glas in der anderen für sich allein in einer Ecke. Er hatte buschige Augenbrauen und die von Wind und Wetter gegerbte
Haut der Bergbewohner. Jetzt sah er Bourne vage entgegen, als der Amerikaner an seinen Tisch trat.
    Bourne hakte einen Stiefel unter ein Stuhlbein, zog den Hocker heraus und setzte sich Alems Vater gegenüber.
    Â»Hau ab, du Scheißtourist«, murmelte Zaim.
    Â»Ich bin kein Tourist«, antwortete Bourne in seiner Sprache.
    Alems Vater riss die Augen auf, drehte den Kopf zur Seite und spuckte auf den Boden. »Trotzdem musst du irgendwas wollen. Niemand traut sich, den Ras Dejen im Winter zu ersteigen.«
    Bourne nahm einen großen Schluck von seinem Bier. »Du hast natürlich recht.« Er sah, dass Zaims Flasche fast leer war, und fragte ihn: Was trinkst du?«
    Â»Staub«, antwortete Alems Vater. »Das ist alles, was es hier zu trinken gibt. Staub und Asche.«
    Bourne trat an die Theke, holte eine neue Flasche, stellte sie auf den Tisch. Als er das Glas füllen wollte, hielt Zaim seine Hand fest.
    Â»Dafür ist keine Zeit«, murmelte er leise. »Nicht, wenn du deinen Feind mitgebracht hast.«
    Â»Ich wusste nicht, dass ich einen Feind habe.« Es hatte keinen Zweck, diesem Mann die Wahrheit zu sagen.
    Â»Du kommst eben vom Kampfplatz herunter, nicht wahr?« Zaims wässrige Augen starrten Bourne durchdringend an. »Du bist in die Metallrümpfe der Kriegsvögel geklettert, du hast in den Knochen der gefallenen Krieger herumgewühlt. Spar dir die Mühe, das zu leugnen. Wer das tut, zieht Feinde an wie ein verwesender Leichnam Fliegen.« Er machte eine knappe Bewegung mit der freien Hand. Die schwielige Handfläche und seine Finger waren mit uraltem Schmutz förmlich tätowiert. »Ich kann ihn an dir riechen.«
    Â»Diesen Feind«, sagte Bourne, »kenne ich vorläufig noch nicht.«

    Zaim grinste, wobei er zwischen seinen verbliebenen Zähnen ein halbes Dutzend Zahnlücken sehen ließ. Er hatte eine schaurige Fahne. »Dann bin ich für dich wertvoll. Bestimmt mehr wert als eine Flasche Schnaps.«
    Â»Meine Feinde haben den Kampfplatz aus einem Versteck beobachtet?«
    Â»Wie viel ist’s dir wert«, fragte Zaim,

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