Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
…«
»Jetzt.«
»Ich bin nicht im Büro. Ich habe einen Fall.«
»Ich komm zu dir.« Er schnippte mit den Fingern. »Adresse.«
Don Tulio folgte Jefe Marks’ Auto aufs Land hinaus, immer weiter weg von den dicht besiedelten Gebieten Virginias in der Nähe von Washington. Bald schon wusste er nicht mehr, wo er hier war. Der Mietwagen war nicht mit GPS ausgestattet, dafür aber sein Handy. Er zog es heraus und schaltete es ein.
Nicht dass es so wichtig gewesen wäre, wo sie sich genau aufhielten, jedenfalls nicht im Moment. Er musste nur das Auto vor ihm im Auge behalten und verhindern, dass ihn Marks und Sanseverino in dem nachlassenden Verkehr bemerkten. Dazu waren ein paar kleine Manöver nötig, aber zum Glück tauchte immer dann, wenn der Verkehr am schwächsten war, ein Laster auf, hinter dem er sich verstecken konnte.
Don Tulio kniff seine grimmigen aztekischen Augen zusammen und stieg aufs Gaspedal. Er durfte nicht im gleichen Tempo fahren wie Marks’ Wagen, damit die beiden nicht auf ihn aufmerksam wurden. Indem er nur hin und wieder im Blickfeld ihrer Spiegel auftauchte, blieb er so gut wie unsichtbar.
Sie waren fast vierzig Minuten unterwegs, als Don Tulio den großen roten Klinkerbau auf der rechten Seite sah: die Silversun High School. Verschiedene Einsatzfahrzeuge standen kreuz und quer beim Eingang. Als er genauer hinsah, bemerkte er Gestalten in weiten Jacken, die die Aufschrift ATF in großen gelben Buchstaben am Rücken trugen: die Sicherheitsbehörde für Alkohol, Tabak, Schusswaffen und Sprengstoff.
Im nächsten Augenblick wurde Marks’ Auto langsamer, um rechts abzubiegen – auf die Straße zur Schule.
Das ist es , dachte der Azteke. Eine bessere Chance krieg ich nicht .
Er trat aufs Gas und war binnen weniger Augenblicke dicht hinter Marks’ Wagen. Er ließ sein Fenster herunter. Der Chevy vor ihm beschleunigte. Er griff sich die Pistole vom Beifahrersitz, trat aufs Gas und setzte zum Überholen an.
Als er den Chevy neben sich hatte, wandte Jefe Marks’ blasses Gesicht sich ihm neugierig zu. Er blickte in die Mündung von Marks’ Glock, zielte seinerseits auf Marks’ Gesicht und drückte ab – einmal, zweimal, dreimal. Dann trat er auf die Bremse, um nicht selbst zur Zielscheibe zu werden.
Der Chevy vor ihm schlingerte mit quietschenden Reifen, als der Fahrer den Wagen herumriss, um zu wenden. Darauf hatte der Azteke nur gewartet. Er beschleunigte erneut und rammte die Fahrerseite des Chevy.
Sein Kopf schnellte zurück in den Sitz, und der Airbag wurde ausgelöst, doch Don Tulio war vorbereitet und schlitzte ihn mit seinem Messer auf. Der Sicherheitsgurt klemmte, und er durchtrennte ihn wie mit einer Machete mit einem Hieb.
Er trat gegen die Tür, und sie schwang mit einem metallischen Knirschen auf. Etwas benommen von dem Aufprall stieg er aus dem Wagen.
Er wankte zum Chevy hinüber und sah, dass es Sanseverino schlimm erwischt hatte, die linke Körperhälfte von der eingedrückten Tür zerquetscht. Sein Kopf war in einem unnatürlichen Winkel geneigt, als würde er den Fußraum inspizieren. Doch er inspizierte gar nichts, wie der Azteke sofort erkannte. Er war tot.
Don Tulio beugte sich vor und blickte ins Innere des Chevy. Wo war Jefe Marks? Die Tür auf seiner Seite war offen, doch er selbst war verschwunden. Wie konnte das sein? Der Azteke hatte drei Kugeln durch das Autofenster gejagt, und das aus kürzester Entfernung, soweit das aus einem fahrenden Auto möglich war.
Plötzlich nahm er aus dem Augenwinkel eine winzige Bewegung wahr. Er lief um die Frontpartie des Wracks herum und sah Marks, der unter seinem Auto eingeklemmt zu sein schien. Der Jefe war bei Bewusstsein.
»Wie kann das sein?«, sagte der Azteke auf Englisch. »Ich habe dreimal auf dich geschossen, und du hast nicht mal einen Kratzer.«
Marks blickte zu Don Tulio auf und sagte mit einer Stimme, die wie das Rascheln von trockenen Blättern klang: »Kugelsicheres Glas.«
»Scheiße!«
»Wer bist du?«
»Der, der dir den Tod bringt.« Der Azteke schritt auf Peter zu. »Du Scheißer hast meine dreißig Millionen gestohlen.«
»Und wem hast du sie gestohlen?«
Don Tulio hielt die Taurus in der einen Hand und das Messer in der anderen. Er richtete die Pistole auf Marks. »Weil du in einer halben Minute deinen Kopf los bist, kann ich dir’s ja sagen. Don Maceo Encarnación.«
»Ich spucke auf Don Maceo Encarnación«, sagte der Jefe . »Und ich spucke auf dich.«
Blitzschnell riss Peter seine
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