Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
drehte sich um, als sie ihn kommen hörte. Im selben Augenblick sprang Harry Rowland aus dem Schrank hervor und hämmerte ihr die Faust in die Seite, genau in die Stelle, an der sie vor sechs Wochen in Damaskus eine Stichwunde erlitten hatte. Bevor Bourne reagieren konnte, hatte er sie im Griff und setzte ihr ein Messer an die Kehle. Wie ein Totenschädel grinste er hinter ihr hervor.
Rebekka wusste normalerweise, wie man sich aus dem Griff eines Angreifers befreien konnte, doch in diesem Fall hatte sie keine Chance: Rowland bog ihren Oberkörper zurück, sodass sie nach Luft schnappte wie ein Fisch auf dem Trockenen. Ein roter Fleck breitete sich auf ihrem Hemd aus, wo er sie mit seinem Hieb erwischt hatte.
»Eine der nützlichen Informationen, die ich in Dahr El Ahmar aufschnappte«, sagte Rowland mit grimmigem Blick. »Ich habe gehört, an welcher Stelle sie verwundet war.«
Er schlug ihr erneut in die Seite, und sie stieß die Luft zischend zwischen den zusammengebissenen Zähnen hervor. Der Blutfleck wurde größer. Sie sah Bourne mit blutunterlaufenen Augen an.
»Lass sie los, Rowland«, forderte Bourne ihn auf.
»Ist das eine Bitte oder eine Drohung? Egal.« Rowland schüttelte den Kopf. »Das Miststück hat mich um die halbe Erde verfolgt, und jetzt hilfst du ihr bei der Jagd.« Er lächelte mit gefletschten Zähnen. »Siehst du, so ist es, wenn man sein Gedächtnis wiederhat.« Mit einem Kopfnicken fuhr er fort: »O ja, ich weiß, wer du bist: ein armer Irrer ohne Erinnerung. Du tust mir richtig leid – nicht zu wissen, woher du kommst und wer du bist, und das Tag für Tag. Ein unvorstellbarer Albtraum.« Rebekka bewegte sich, und er schlug ihr erneut auf dieselbe Stelle. Blut quoll durch den Stoff hervor und tropfte auf den Boden. »Ich weiß jetzt, wie es ist, keine Vergangenheit mehr zu haben, hilflos in der Gegenwart zu treiben.«
»Was willst du?« Bourne wollte vor allem verhindern, dass er Rebekka noch schwerer verletzte.
»Ich will, dass die Jagd ein Ende hat. Ich will euren Tod.«
Bourne sah, dass Rebekka ihre ganze Kraft zusammennahm, und er wusste, wofür. Er forderte sie mit einem Blick auf, noch nichts zu unternehmen. Ich habe einen Plan , sagten seine Augen. Überlass Rowland mir . Doch sie ignorierte ihn, offenbar fest entschlossen, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen, wie sie es in ihrer harten Ausbildung gelernt hatte.
»Es gibt noch einen anderen Weg für uns alle«, schlug Bourne vor, um Rowland wenigstens einen Moment lang abzulenken, bevor Rebekka handelte.
Auch später hätte Bourne nicht genau sagen können, was den Ausschlag gab: War Rebekka schon zu erschöpft vom Schmerz? War Rowland einfach zu schnell? Sie wirbelte herum, er reagierte sofort und stieß ihr das Messer in die Seite, während sie ihn mit der Faust am Kinn traf.
Er verlor das Gleichgewicht und ließ sie los, und sie taumelte zurück und sank mit dem Messer in der Seite in Bournes Arme. Er hob sie auf, rannte mit ihr aus dem Zimmer und die Treppe hinunter zu der Tür, die in den Keller führte.
Er sah den Plan des Hauses klar vor sich. El Enterrador hatte ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Keller den einzigen Ausweg bot. Mit der schwer verletzten, blutenden Rebekka in den Armen konnte er an nichts anderes denken, als aus Maceo Encarnacións Haus zu flüchten und sie so schnell wie möglich in ein Krankenhaus zu bringen.
Er trug sie die Betonstufen hinunter und drückte einen Lichtschalter, worauf es strahlend hell im Keller wurde. In einem Werkzeugkasten fand er eine Taschenlampe und knipste sie an. Dann eilte er zum Sicherungskasten und schaltete im ganzen Haus den Strom ab. Damit war auch die Alarmanlage lahmgelegt.
»Mitten im Keller gibt es einen Gully« , hatte El Enterrador ihnen verraten, und auch, dass er breit genug für einen Menschen war.
Mithilfe der Taschenlampe fand Bourne den Abfluss. Rebekka stöhnte, als er sie auf den Boden legte. Das Messer steckte bis zum Griff in ihrer Seite. Hätte er es herausgezogen, so würde sie noch viel stärker bluten, selbst wenn er die Wunde verband. Er packte das Abflussgitter und zog daran. Es bewegte sich nicht.
Plötzlich hörte er schnelle Schritte auf den Dielenbrettern über ihm. Er blickte auf Rebekka hinunter, deren Blut den Betonboden bedeckte. Von oben führte mit Sicherheit eine Blutspur in den Keller.
Charles Thorne wälzte sich im Halbschlaf in seinem Kingsize-Bett hin und her, als er plötzlich hörte, wie die Haustür mit einem
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