Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Glock hoch, drückte ab und jagte dem Mann, der da vor ihm stand, eine Kugel in die linke Seite der Brust. Doch Peter hörte zwei Schüsse, nicht einen. Während der Mann zurücktaumelte, durchzuckte ihn selbst ein jäher Schmerz. Er versuchte zu atmen, hustete, spürte einen heißen Blutschwall in der Kehle. Er konnte nicht atmen. Sein Herz raste, während seine Kraft schwand.
Das ist das Ende , dachte er. Und seltsamerweise schien es ihm nicht viel auszumachen.
20
Rebekka lag reglos auf Bourne, während der Leichenwagen kurz vor der Morgendämmerung durch die von Brandgeruch erfüllten Straßen von Mexico City fuhr. Sie lagen in dem Ulmensarg, den Maceo Encarnación für Maria-Elena, seine verstorbene Köchin, bestellt hatte. Diego de la Rivera persönlich saß neben dem Fahrer. Der Sarg auf seinen Führungsschienen war alles, was das geräumige Fahrzeug transportierte. Schwarze Vorhänge bedeckten die Autofenster.
»Maceo Encarnación lässt die Verstorbenen immer im Sarg zum Leichenhaus bringen«, hatte ihnen Diego de la Rivera noch mitgeteilt, bevor sie losfuhren. »Das Material und der Stil des Sargs sind schon ausgesucht. Seine Sicherheitswächter kennen mich. Sie werfen einen Blick in den Wagen, mich durchsuchen sie aber nicht. Vertraut mir einfach.«
Es kam genau so, wie Diego de la Rivera angekündigt hatte. Der Leichenwagen wurde vor dem Tor angehalten. Rebekka und Bourne hörten gedämpfte Stimmen, im nächsten Augenblick öffnete jemand die Heckklappe, dann drangen wieder Stimmen zu ihnen in den Sarg, diesmal ganz nah. Die Tür wurde zugeknallt. Unter rauem Gelächter wurde der Leichenwagen in Maceo Encarnacións Anwesen eingelassen. Kies knirschte unter den Rädern, als der Wagen über die halbkreisförmige Auffahrt zur Hinterseite der Villa rollte.
Wieder Stimmen, jemand öffnete die Hecktür und löste den Sarg aus der Verankerung. Diego de la Rivera und sein Fahrer trugen ihn ins Haus, vermutlich dorthin, wo Maria-Elena aufgebahrt war.
Schließlich wurde der Sarg abgestellt. Ein dreimaliges Klopfen, gefolgt von einem doppelten, verriet ihnen, dass die Reise zu Ende war. Der Sargdeckel ging hoch, und wie Vampire in der Nacht stiegen sie heraus, in einen dunklen Raum, der nach Parfum und Tod roch.
Abgesehen von der Leiche der unglücklichen Maria-Elena waren nur Diego de la Rivera und sein Fahrer zu sehen. Sie befanden sich im Schlafzimmer der Toten. Die Regale waren voll mit Miniatur-Totenköpfen und Skeletten, in bunten Farben bemalt, wahrscheinlich über Jahre hinweg am Tag der Toten gesammelt. Die Tote lag auf einer weißen Baumwolldecke. Maria-Elena war eine schöne Frau gewesen: breites Olmekengesicht, ausgeprägte Brüste und Hüften, aber eine schmale Taille. Ihre Hände waren auf dem Bauch gefaltet. Sie trug ein gelbes Kleid, mit roten Mohnblumen bedruckt, sodass sie genauso fröhlich-festlich aussah wie die Totenschädel und Skelette aus Pappmaschee.
»Draußen vor der Tür steht ein bewaffneter Mann«, flüsterte ihnen Diego de la Rivera zu. » Vaya con Dios . Ab jetzt seid ihr auf euch allein gestellt.«
Bourne fasste ihn am Ellbogen. »Noch nicht ganz.«
Maceo Encarnacións Mann drehte sich um, als Diego de la Rivera aus Maria-Elenas Schlafzimmer kam.
»Ich habe etwas im Wagen vergessen«, sagte er unschuldig.
Der Mann nickte. »Ich komme mit.«
Als der Wächter Diego de la Rivera folgte, sprang Bourne hervor und versetzte ihm einen Handkantenschlag in den Nacken. Benommen drehte sich der Mann um, und Bourne hämmerte ihm die Faust gegen die Schläfe. Bewusstlos sank er zu Boden.
Bourne schleifte ihn ins Schlafzimmer und steckte die Waffen des Mannes – ein Messer und eine Sig Sauer – ein. Aus einer Kommode nahm er ein Kleidungsstück und stopfte es dem Wächter in den Mund. Dann fesselte er mit einem Schal seine Hände auf dem Rücken, schob ihn unter das Bett und zog das Ende der Tagesdecke herunter, sodass der Mann nicht mehr zu sehen war.
»Okay, jetzt gilt es: Vaya con Dios «, sagte Bourne, als de la Rivera ins Schlafzimmer zurückkam.
Bourne und Rebekka verharrten einen Moment lang vor der geschlossenen Schlafzimmertür und lauschten nach irgendwelchen Geräuschen, nach Schritten oder Stimmen, die darauf hindeuteten, dass noch mehr Wächter im oder vor dem Haus postiert waren, doch abgesehen von einem Radio, das gerade Tino Rossis Version von »Bésame Mucho« aus dem Jahr 1945 spielte, war nichts zu hören.
Es war noch sehr früh, die Sonne gerade erst
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