Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
gefälschten Dollarnoten gestohlen und mir die echten gelassen.« Maceo Encarnación schüttelte den Kopf. »Man muss eng mit diesen Banditen zusammengearbeitet haben, um zu wissen, wie sie denken. Man muss einer von ihnen gewesen sein.«
»Wie Acevedo Camargo«, warf Nicodemo ein.
Maceo Encarnación registrierte zufrieden, dass sein Schützling zuhörte. »Constanza Camargo war eine erstklassige Sängerin, als ich sie kennenlernte. Als Schauspielerin war sie sogar noch besser, aber sie wollte nicht zum Film.«
»Sie wollte mehr Zeit mit ihrem Mann verbringen, Don Acevedo.«
Maceo Encarnación schüttelte den Kopf. »Ja, wahrscheinlich. Sie war jung und leicht zu beeindrucken, als sie ihn kennenlernte. Don Acevedo war reich und charismatisch, er verdrehte ihr ordentlich den Kopf. Nach einem Monat waren sie verheiratet. Damals war Don Acevedo Camargo der Drogenkönig des Südens. Sie fühlte sich zu diesem Leben hingezogen, wie sie sich zu anderen Männern hingezogen fühlte, zu den Liebhabern, mit denen sie sich heimlich traf. Sie liebte dieses Doppelleben, ihre Geschichten, die sie sich für ihn ausdachte! Dios mío , diese Frau war skrupellos.«
»Sie war ehrgeizig.«
Maceo Encarnación nickte. »Wie Lady Macbeth. Sie hat die Rolle genossen, die ich ihr für Bourne und Rebekka übertrug.«
Etwas Dunkles blitzte in Nicodemos Augen auf, als er Rebekkas Namen hörte. »Das hätte nicht passieren dürfen«, sagte er leise. »Bourne hätte sterben sollen, nicht Rebekka.«
»Wo Menschen am Werk sind, passieren eben Fehler. Du hättest sie nicht niederstechen sollen.«
»Mir blieb nichts anderes übrig!«
»Ich glaube, man hat immer eine Wahl.«
»Nicht in der Hitze des Gefechts«, beharrte Nicodemo. »Da handelt man instinktiv.«
In diesem Augenblick kam die langbeinige Flugbegleiterin durch den Mittelgang, blieb vor Maceo Encarnación stehen und beugte sich hinunter. Er betrachtete ihren weiten Ausschnitt, während sie ihm ins Ohr flüsterte. Er nickte, und sie ging wieder nach vorne. Beide Männer sahen ihr nach, den Blick auf den wohlgerundeten Hintern gerichtet.
Maceo Encarnación zog seufzend sein Handy hervor, tippte eine Nummer ein und hob es ans Ohr. »Jemand wird dich abholen«, sprach er ins Telefon. »Er wird in einer Stunde in Paris sein.«
Nicodemo war froh, nicht mehr an Rebekka und ihren unglücklichen Tod denken zu müssen. »Don Fernando Herrera ist tot, bei einem Flugzeugabsturz umgekommen. Warum machen wir dann überhaupt in Paris Halt und fliegen nicht gleich weiter?«
Maceo Encarnación hielt ihm das Telefon hin, um ihm die Nachrichten zu zeigen. »Martha Christiana wird den Bericht des Rechtsmediziners beschaffen, damit wir Gewissheit haben, dass Herrera wirklich im Flugzeug war. Sie kommt immer irgendwie an diese Dokumente heran, Gott weiß, wie sie’s anstellt.« Er steckte das Handy ein. »Du triffst dich mit ihr, sobald wir landen.«
»Was soll ich tun?«, fragte Nicodemo. »Sie umbringen?«
» Dios , nein!« Maceo Encarnación machte ein schockiertes Gesicht. »Martha Christiana ist etwas Besonderes für mich, verstehst du?«
»Ich hätte nicht gedacht, dass es jemand Besonderen für dich gibt.«
Maceo Encarnación betrachtete ihn, als wäre er irgendeine niedrigere Spezies. Es war augenscheinlich, dass ihm diese Mossad-Agentin etwas bedeutet hatte. Encarnación hätte das nicht für möglich gehalten. Er fragte sich, wie sich das auf Nicodemo auswirken würde. Man kam nicht so leicht darüber hinweg, wenn man jemanden getötet hatte, der einem etwas bedeutete, das wusste er aus eigener Erfahrung. Nicodemo hatte schon viele Menschen getötet, die meisten ganz kaltblütig, manche von Angesicht zu Angesicht. Encarnación kannte dieses Gefühl, jemanden zu töten und den unbeschreiblichen Moment zu erhaschen, in dem das Leben in den Tod überging, in dem sich die Seele verflüchtigte und der Wille zum Schicksal wurde. Er verdrängte den unangenehmen Gedanken. »Martha Christiana ist in Paris. Bring sie zu mir. Und, Nicodemo, behandle sie wie eine Dame.«
»Eine Dame«, murmelte Nicodemo und wandte sich wieder dem Fenster zu, den Blick in die Ferne gerichtet.
»Sag, was geht in dir vor?«, fragte Encarnación. Nico demo schwieg, und so fügte er hinzu: »Meine Tochter ist am anderen Ende der Welt – ich hoffe, glücklich verheiratet.«
»Maricruz ist mir egal.«
Du magst sie nicht , dachte Encarnación. »Was ist dir denn nicht egal?« Keine Antwort. Rebekka.
Weitere Kostenlose Bücher