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Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Titel: Der Bourne Verrat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Flugzeug hoch über der Erde von einem Auftrag zum nächsten flog. Und auch heute Nacht, während Don Fernando nebenan schlief und sie der Schönheit und der Hässlichkeit der Welt ins Auge sah.
    Sie schloss die Augen und Ohren gegenüber allem, außer dem Rauschen ihres Blutes. Sie hörte ihren Herzschlag, wie er vielleicht für einen Arzt klingen würde. Ihr Oberkörper schwankte leicht, während sie in einen meditativen Zustand sank. Sie war wieder in Marrakesch, mit Weihrauchduft, Silbergeschirr, bunten Fliesenböden. Ein junges Mädchen in einem goldenen Gefängnis.
    Sie öffnete die Augen und stellte fest, dass sie die Handtasche im Schoß hielt wie einen Toypudel. Ohne hinzusehen, öffnete sie die Tasche, tastete nach etwas, das wie ein Streichholzbriefchen aussah. Sie nahm es heraus. Moulin Rouge stand auf einer Seite. Wo die Reibfläche sein sollte, befand sich ein schmaler Metallstreifen. Als sie einen Fingernagel daruntergrub und zog, entrollte sich eine dünne Nylonschnur von einem halben Meter Länge. Sie hatte diese Mordwaffe selbst angefertigt, nach dem Vorbild einer alten persischen Sekte, der Assassinen, die im Mittelalter politische Morde begangen hatten, um ihr Ziel, die Wiederherstellung eines Gottesstaates, zu erreichen.
    Sie stand so abrupt auf, dass ihr die Handtasche aus dem Schoß glitt. Geräuschlos landete sie auf dem Teppich. Barfuß schritt sie durchs Wohnzimmer und zu der Tür, hinter der Don Fernando schlafend in seinem Bett lag.
    Er hatte ihr das Gefühl gegeben, anders zu sein als alle Männer, die sie bisher gekannt hatte und die alle versucht hatten, sie zu manipulieren und als Werkzeug ihrer Macht zu benutzen.
    Von dem Moment an, als sie in sein Flugzeug gestiegen war, hatte Don Fernando seinen Plan umgesetzt, sie von ihrem Auftrag abzubringen. Er hatte tief vergrabene Gefühle in ihr geweckt, indem er sie mit ihrer Vergangenheit konfrontierte, ihrem toten Vater und ihrer dementen Mutter. Er hatte sie in ihre alte Heimat gebracht, um sie umzustimmen und zu erreichen, was er wollte: am Leben bleiben. Und auf dem Rückflug hatte er den sanften Druck erhöht, bis sie sich in seinem Sinne entschied und ihre Mission aufgab.
    Doch so leicht ließ sie sich nicht überlisten. Sie hatte ihre Emotionen viel besser im Griff, als er dachte. Es galt, einen Auftrag zu erledigen, das sah sie jetzt klar vor sich. Sie durchschaute den ganzen Mist, mit dem die Männer sie zu beeinflussen versuchten. Nun hatte sie endlich erkannt, wie sie den ganzen Wahnsinn ein für alle Mal beenden konnte.
    Sie betrat Don Fernandos Schlafzimmer. Er lag auf dem Rücken, auf der Seite des Bettes, die ihr zugewandt war, in tiefe Schatten gehüllt. Sie ging zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. Sein nobles Gesicht wurde vom sanften Lichtschein der Stadt erhellt. Sie ging zu ihm zurück, streckte die Hand aus und berührte seine Schulter. Er schnaubte kurz und drehte sich von ihr weg. Perfekt.
    Sie hob die Nylonschnur und konzentrierte sich nur noch auf ihre Aufgabe. Als sich ihre Sicht zu einem Punkt verengte und sie nur noch das rhythmische Schlagen ihres Herzens hörte, schritt sie zur Tat – mit perfekter, tödlicher Effizienz.
     

 
    23
    Kaum hatte Dr. Santiago den Schlauch entfernt und ihr einen Kopfverband angelegt, fühlte sich Soraya, als wäre sie aus dem grauen Land des Nahtodes in eine Welt voller Farbe und Hoffnung zurückgekehrt. Alles wirkte wieder klar und frisch. Ihr Blick war scharf, ihr Gehör fein. Die Dinge, die sie berührte, fühlten sich so neu und anders an.
    Als sie das Dr. Santiago mitteilte, sah er sie mit einem breiten Lächeln an. »Willkommen zurück«, sagte er.
    Zum ersten Mal seit ihrer Aufnahme im Krankenhaus war sie frei, keine Schläuche mehr, die sie mit dem Lebensnotwendigen versorgten, keine Maschinen, die ihre Körperfunktionen überwachten. Die ersten Schritte auf eigenen Beinen fühlten sich allerdings noch seltsam fremd und zittrig an.
    »Das ist ja großartig!«, rief Delia.
    Soraya umarmte ihre Freundin, hielt sie fest, ohne das Baby zwischen ihnen zu vergessen. Sie wollte sie gar nicht mehr loslassen. Mit Tränen in den Augen küsste sie Delia auf beide Wangen. Ihr Herz war übervoll.
    Nur ein Gedanke überschattete ihre Rückkehr aus der Dunkelheit. »Deel, ich muss unbedingt zu Peter. Kannst du mir helfen?«
    Ohne ein Wort zu sagen, holte Delia einen Rollstuhl und half Soraya hinein. Bei seinem letzten Besuch vor einigen Stunden hatte Hendricks ihr erzählt, dass

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