Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Peter angeschossen worden war. »Wir wissen noch nicht, wie schlimm es ist « , hatte er gesagt, »aber wir müssen auf alles gefasst sein. Die Kugel sitzt ganz in der Nähe der Wirbelsäule.« »Weiß er es?« , hatte Soraya gefragt. Hendricks hatte genickt. »Er hat im Moment kein Gefühl in den Beinen.«
Bevor er ging, hatte Hendricks Delia zu sich gewinkt, und sie hatten zusammen Sorayas Zimmer verlassen. Während Delia sie nun durch die stillen Gänge des Krankenhauses schob, fragte Soraya: »Du bist beim letzten Mal zusammen mit Hendricks hinausgegangen. Worüber habt ihr gesprochen?«
Ein vielsagendes Zögern. »Raya, konzentrier dich auf Peter. Ich glaube, es ist jetzt nicht der Moment für …«
Soraya legte ihre Hände auf die Räder und stoppte den Rollstuhl. »Deel, komm vor, damit ich dich sehen kann.« Ihre Freundin trat nach vorne. »Sag mir die Wahrheit, Deel. Hat es etwas mit meinem Baby zu tun?«
»Nein!«, rief Delia aus. Sie ging vor Soraya in die Knie und nahm ihre Hände in ihre. »Nein, nein, nein, dem Baby geht’s gut. Es ist …« Wieder dieses Zögern. »Raya, Charles ist tot.«
Soraya spürte den Schock der Enttäuschung, sonst nichts. »Was?«
»Ann hat ihn erschossen.«
Soraya schüttelte den Kopf. »Ich … ich verstehe nicht.«
»Es kam zu einem Streit. Charles ging auf sie los, und sie hat sich verteidigt. Das ist allerdings nicht die offizielle Version. Die lautet, dass er bei einem Einbruch erschossen wurde.«
Soraya schwieg eine ganze Weile. Krankenschwestern eilten auf quietschenden Gummisohlen vorbei, Telefone klingelten leise, Ärzte wurden ausgerufen, manche dringend. Sonst war es still ringsum.
»Ich glaub’s nicht«, hauchte Soraya.
Delia betrachtete das Gesicht ihrer Freundin. »Raya, alles okay? Der Minister hat es mir überlassen, ob ich’s dir sage, aber ich weiß nicht, ob es der richtige Zeitpunkt war.«
»Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt«, sagte Soraya. »Nur die Gegenwart.«
Sie schaute in ihr Inneres und fand kein anderes Gefühl für Charles Thorne als Enttäuschung darüber, dass ihre berufliche Beziehung zu Ende war. Er war für Treadstone der ideale Mann gewesen, mitten im Zentrum des Informationshighways. Doch wenn Charles recht hatte und es wirklich zu Ermittlungen kam, hätte er ihr ohnehin nicht mehr weiterhelfen können. Was sie am allermeisten empfand, war Erleichterung. Es war widerlich gewesen, ihn mit dem Baby zu belügen. Wenigstens war sie damit von dieser Sünde befreit.
»Raya, was denkst du gerade?«
Soraya nickte ihr zu. »Gehen wir zu Peter.«
Peter war erst vor einer Stunde aus dem OP gekommen und war wach. Er schien sich zu freuen, die beiden zu sehen.
»Hey, Peter«, sagte Soraya eine Spur zu fröhlich. Er sah aus wie ein Geist, mit Nadeln und Schläuchen, die von seinen weißen Armen wegführten. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, auch wenn er es zu verbergen versuchte. Sein schiefes Lächeln traf sie tief.
»Du siehst gut aus«, sagte er.
»Du auch.« Sie stützte sich auf das Gitter seines Bettes.
»Ich muss los«, sagte Delia und umarmte Soraya noch einmal.
»Bis später«, flüsterte ihr Soraya ins Ohr.
»Du bist eine lausige Lügnerin«, meinte Peter, als Delia draußen war. »Wie immer.«
Soraya lachte und berührte sein Knie unter der weißen Bettdecke, um die Verbindung herzustellen, die ihr so wichtig war. »Ich bin froh, dass du noch da bist.«
Er nickte. »Ich würde jetzt gern sagen, ich werde wieder so gut wie neu sein, wenn ich hier rauskomme.«
Ihr Gesicht erstarrte zu Eis. »Was meinst du damit? Was haben die Ärzte gesagt?«
»Die Kugel hat die Wirbelsäule nicht getroffen.«
»Das ist doch wunderbar!«
»Leider nicht.«
»Wie meinst du das?«
»Sie ist zersplittert, die Fragmente stecken überall, auch in der Wirbelsäule.«
Soraya hatte plötzlich eine trockene Kehle, sie schluckte schwer und sah ihm in die Augen.
»Ich spüre meine Beine nicht mehr«, fügte Peter hinzu. »Sie sind gelähmt.«
»Oh, Peter.« Sorayas Herz begann schneller zu schlagen, und ihr Magen krampfte sich zusammen. »Sind sich die Ärzte sicher? Es ist doch noch so früh. Wer weiß, was nächste Woche sein wird, oder schon morgen?«
»Sie sind sich sicher.«
»Peter, du darfst nicht aufgeben.«
»Ich weiß nicht. Der Präsident hat es auf uns abgesehen, du sprichst vom Weggehen, und jetzt noch das.« Sein Lachen klang schwach und hohl. »Das gibt einem den Rest.«
»Wer hat gesagt, dass ich gehe?« Es war ihr
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