Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Don Fernando.
»Das wirst du auch nicht«, versicherte ihm Bourne. »Aber es kann leicht sein, dass er jemanden beim Chauffeurservice bestochen hat.«
Es galt, große Menschenmengen zu meiden, deshalb nahmen sie sich ein Taxi beim Hôtel de Ville, dem Rathaus von Paris.
»Du scheinst dir deiner Sache sehr sicher zu sein, Jason«, meinte Don Fernando, als er sich auf dem Sitz zurücklehnte.
»Es ist nie gut, sich zu sicher zu sein«, gab Bourne zurück. »Im Dunkeln kann man nichts anderes tun, als einen Fuß vor den anderen zu setzen.«
Don Fernando nickte, den Blick auf den Hinterkopf des Fahrers gerichtet. »Ich habe dich nie nach der Mossad-Agentin gefragt.«
»Rebekka«, sagte Bourne. »Wir waren beide hinter demselben Mann her, Semid Abdul-Qahaar, dem Imam der Münchner Moschee. Wir haben uns zusammengetan und die Sache gemeinsam durchgezogen. Sie hat sich bemüht, das Richtige zu tun, auch wenn sie dadurch am Ende den Mossad gegen sich hatte.«
Don Fernando nickte geistesabwesend. »Es verlangt manchmal Opfer, das Richtige zu tun«, sinnierte er, »die Frage ist nur, wie groß das Opfer ist.« Er fuhr sich mit den Fingerknöcheln übers Gesicht. »Aber nicht das Richtige zu tun ist auch ein großer Verlust.« Er seufzte. »So ist das Leben nun einmal.«
»Vor allem unseres.«
Ihr Gespräch wurde unterbrochen, als ihnen das Auto hinter ihnen ins Heck fuhr. Sie waren beide nicht schnell unterwegs gewesen, sodass kaum ein Schaden entstand, doch der Fahrer stieg trotzdem aus und begann eine hitzige Auseinandersetzung mit dem Fahrer des anderen Wagens.
»Steig aus!«, forderte Bourne ihn auf und schob Don Fernando zur Tür. »Schnell!«
Bourne zog am Türgriff, doch der Fahrer hatte offenbar die Zentralverriegelung betätigt. Der andere Lenker gab dem Taxifahrer ein kleines Paket.
Bourne schwang sich über die Vordersitze, doch in diesem Augenblick tauchte eine Gestalt in der Tür auf, richtete eine Sig Sauer auf ihn und zwang ihn zurück auf den Rücksitz.
»Es gibt kein Entkommen«, sagte Nicodemo und setzte sich hinter das Lenkrad.
Er nickte, und der Taxifahrer kehrte zum Auto zurück. Die Pistole nach hinten gerichtet, löste Nicodemo die Zentralverriegelung. Der Fahrer riss die hintere Tür auf und fesselte Bourne mit einem Plastikseil die Hände hinter dem Rücken. Anschließend fesselte er Don Fernando.
»Steck sie in den Kofferraum«, befahl Nicodemo.
»Ihr habt uns zu hart gerammt«, erwiderte der Fahrer. »Der Kofferraum lässt sich nicht mehr öffnen.«
»Okay. Steig aus«, forderte ihn Nicodemo auf.
Der Fahrer knallte die Wagentür zu und ging zu dem Auto, mit dem Nicodemo gekommen war.
Nicodemo grinste sie an. »Jetzt kommt die wirkliche Dunkelheit, Jason.«
Bourne schwieg. Er testete seine Fesseln: Ohne Hilfsmittel würde er sich nicht befreien können.
Nicodemo legte die Pistole auf den Beifahrersitz und wandte sich von ihnen ab. »Schon viel besser, zahme Tiere zu haben«, sagte er und beobachtete sie im Rückspiegel, während er den Mercedes startete und auf der nächtlichen Straße losfuhr, »wenn es zur Schlachtbank geht.«
»Auf dem Weg zu Ihrem Büro ist mir etwas Komisches passiert, Mr. Brick«, sagte Anderson. »Also, weniger komisch als merkwürdig.«
»Und was war das, Agent Anderson?«
»Ich habe vorhin mit angesehen, wie eine Leiche aus dem Potomac gefischt wurde. War noch nicht lang drinnen, zwei Stunden maximal.«
Tom Brick saß gemütlich hinter seinem großen Schreibtisch in dem geräumigen Büro, das eine ganze Ecke im obersten Stockwerk von Core Energy einnahm. »Ja? Und?«, erwiderte er.
»Das Opfer wurde mit zwei Messerstichen getötet.«
»Was hat das mit mir zu tun?«
»›Was hat das mit mir zu tun?‹, fragt der Mann.« Anderson stand mit James an seiner Seite in der Mitte des Büros. Nachdem sie sich gegenüber der Phalanx von Sekretärinnen, Assistenten und sonstigen Lakaien als Vertreter einer US-Regierungsbehörde ausgewiesen hatten, waren sie sofort ins Chefbüro geführt worden, wo Brick sich gerade in einem Gespräch mit einem Mann befand, der auf einem Sofa saß. Brick forderte die beiden Agenten nicht auf, sich zu setzen. Anderson musterte einen Moment lang den unbekannten Gast, ehe er sich wieder Brick zuwandte.
»Mich würde interessieren, Mr. Brick, warum Sie mich nicht nach dem Namen des Opfers gefragt haben.«
Brick sah ihn ausdruckslos an. »Sein Name interessiert mich nicht.«
»Sie sagen, sein Name – woher wissen Sie, dass es
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