Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
ein Mann war?«
Brick schnaubte verächtlich. »Wir sind hier nicht bei Navy CIS , Anderson.«
»Ich sag’s Ihnen trotzdem: Weil Sie ihn kennen. Sein Name ist Dick Richards.«
Brick saß einen Moment lang reglos da. Dann stand er auf und deutete auf den Mann, mit dem er gesprochen hatte, bevor Anderson und James gekommen waren.
»Ich glaube, es ist Zeit, dass Sie Bill Pelham kennenlernen.«
»Von Pelham, Noble und Gunn?«
Brick konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. »Genau.«
Pelham, Noble und Gunn zählte zu den gefragtesten Washingtoner Anwaltskanzleien. Zu ihren Klienten zählten Präsidenten und Direktoren, Senatoren, der Chef des FBI , der Bürgermeister sowie der Polizeichef von Washington.
Anderson bemühte sich, die schweren Geschütze zu ignorieren, die Brick auffuhr. »Wie auch immer, Mr. Brick, wir müssen reden. Jetzt.«
»Es gibt nichts zu reden«, sagte Bill Pelham und erhob sich vom Sofa. »Nicht jetzt und nicht irgendwann.«
»Drei Dinge kann ich gar nicht leiden«, sagte Ann Ring. »Konfusion, Kompliziertheit und Irreführung.« In der postmodernen Geräumigkeit des Restaurants, das Li Wan ausgesucht hatte, klimperte Tafelsilber und klingelten die Gläser. Man hörte munteres Geplauder, einige Gäste waren in ein Handygespräch vertieft. Sie blickte in Lis obsidianschwarze Augen. »Leider ist das Leben immer wieder konfus, kompliziert und irreführend.« Sie lächelte ihn mit ihren roten Lippen an. »Ich mag Klarheit, vor allem wenn etwas Neues beginnt.«
Li neigte seinen schmalen Kopf. »Genau wie ich, Frau Senatorin.«
»Und doch sind wir beide hier in Washington.« Ihr wohlklingendes Lachen hatte schon manchen für sie eingenommen, doch Li ließ sich nicht so leicht einwickeln.
»Im Zentrum der Macht fühlt man sich wie in einem magnetischen Gewitter.« Er nahm einen Schluck Weißwein. »Gleichzeitig anregend und verwirrend.«
Ann neigte den Kopf. »Ist es in Peking auch so?« Im nächsten Augenblick verfluchte sie sich selbst, als sie Lis veränderten Gesichtsausdruck sah.
»Das weiß ich nicht.« Er stellte das Glas übertrieben vorsichtig auf den Tisch. »Ich war selbst noch nie in Peking. Haben Sie angenommen …?«
»Entschuldigen Sie vielmals, Mr. Li. Ich wollte damit überhaupt nichts …«
»Oh, da bin ich sicher.« Er winkte mit der Hand ab. »Wissen Sie, Peking ist mir genauso fremd wie wahrscheinlich Ihnen.«
Sie lachte kurz auf. »Da haben wir schon wieder etwas gemeinsam.«
Seine bodenlosen Augen fanden ihre. »Gemeinsamkeiten sind etwas Seltenes, finde ich, vor allem in einem magnetischen Gewitter.«
»Sie haben so recht, Mr. Li.« Sie nahm ihre Speisekarte zur Hand und warf einen Blick auf das in simulierter Handschrift gedruckte Angebot. »Was essen wir?«, fragte sie.
»Ich denke, Steak«, sagte er, ohne in seine Speisekarte zu blicken. »Und davor einen Caesar Salad.«
»Cremespinat und Zwiebelringe?«
»Warum nicht?«
Als sie die Speisekarte weglegte, sah sie sich seinem prüfenden Blick gegenüber. »Nicht vergessen« , hatte Hendricks sie gewarnt, »der Mann ist gefährlich. Er wirkt unscheinbar und bescheiden, aber das täuscht gewaltig.«
Li rief den Kellner und bestellte für sie beide. Der Kellner nahm die Speisekarten und ging weg.
»Dieser Abend erinnert mich an eine Geschichte«, begann Li, als sie wieder allein waren. »Es gab einmal einen Geschäftsmann in Chicago. Er heiratete eine Frau mit scharfem Verstand und einem klugen Urteil. Er folgte ihren Ratschlägen und vergrößerte sein Geschäft dadurch auf das Doppelte und Dreifache der ursprünglichen Größe. Sie können sich vorstellen, dass der Mann sehr zufrieden mit dieser Entwicklung war. Mit dem geschäftlichen Erfolg wuchs auch sein Ansehen. Man fragte ihn in allen möglichen Angelegenheiten um Rat, und er besprach sich immer mit seiner Frau und wurde so noch reicher und angesehener.«
Li hielt inne, um ihnen Wein nachzuschenken. »Sie denken jetzt vielleicht, das Leben des Mannes wäre perfekt gewesen. Alle beneideten ihn um seine Stellung und seinen Reichtum. Aber nein. In Wahrheit war er ziemlich arm dran. Seine Frau wärmte nie sein Bett, nur das von anderen.«
Li starrte in sein erhobenes Glas. »Eines Tages starb die Frau des Geschäftsmannes, ganz plötzlich und unerwartet. Natürlich trauerte er um sie, aber mehr um ihren scharfen Verstand und ihr kluges Urteil als um die Frau selbst.
Einige Wochen später fragte ihn sein Bruder: ›Was wirst du jetzt tun?‹ Und der
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