Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Geschäftsmann überlegte kurz und sagte: ›Ich werde tun, was ich immer getan habe, und das Beste hoffen.‹«
Ann Ring lächelte neutral. Das war nicht einfach eine Geschichte, die Li irgendwo gehört hatte. Möglicherweise hatte er sie eben erst erfunden. Sie sagte ihr jedenfalls einiges. Die Frage, die der Bruder des Geschäftsmannes gestellt hatte, war in Wahrheit, was Li sie fragte.
Sein Timing war – bewusst oder unbewusst – perfekt. Der Kellner servierte ihren Caesar Salad in weißen Porzellanschüsseln. Ann kostete ihren Salat, bat um frisch gemahlenen Pfeffer und dankte dem Kellner.
»Mir gefällt vor allem der erste Teil der Antwort des Geschäftsmannes«, sagte sie vorsichtig, »der zweite Teil weniger. Es ist nie klug, sich zurückzulehnen und das Beste zu hoffen.«
»Wenn ich an diese Geschichte denke, frage ich mich, wer in den Familien wirklich die Entscheidungen trifft. Ich glaube, es ist selten so, wie es nach außen zu sein scheint.«
Ann begriff, dass er auf sie und Charles anspielte, deshalb ignorierte sie die unausgesprochene Frage und konzentrierte sich auf ihre eigenen Absichten. Sie aß etwas Salat und kaute die knusprigen Knoblauch-Croutons, als wären es Knochen.
»Was mich überrascht, Mr. Li, ist Ihre Kenntnis meines intimen Zusammenlebens mit Charles.«
Er legte seine Gabel beiseite. »Es fällt mir nicht leicht, das zu sagen, aber Ihr Mann war nicht glücklich.«
Ann betrachtete Li mit einem rätselhaften Ausdruck. »Sie meinen, er war nicht zufrieden«, erwiderte sie mit einem angedeuteten Lächeln. »Das ist nicht dasselbe.«
»Wie bitte?« Zum ersten Mal an diesem Abend wirkte Li verwirrt.
Bourne blickte aus dem Fenster des Mercedes und sah, dass Nicodemo mit ihnen ans linke Seine-Ufer fuhr. Die Lichter entlang des Pont Alexandre III zogen wie kleine Sonnen vorüber. Zweifellos wusste Nicodemo bereits, wo er sie hinbringen würde, um sie zu töten. Bourne hatte nicht vor, ihn dort ankommen zu lassen.
Er rutschte auf der Rückbank nach vorne, bis er sich direkt hinter Nicodemo befand. Bourne krümmte den Rücken und drückte ihn gegen den Rücksitz. Im nächsten Augenblick streckte er die Beine über den Vordersitz, zu beiden Seiten von Nicodemos Kopf, und schloss die Fußknöchel um seinen Hals.
Wie erwartet, krümmte sich Nicodemo reflexartig nach hinten, um sich aus dem Würgegriff zu befreien. Don Fernando trat ihn hart gegen das rechte Ohr. Nicodemos Kopf zitterte, und Bourne drückte noch fester zu.
Nicodemo tastete nach der Pistole auf dem Beifahrersitz. Mit aller Kraft riss ihn Bourne nach links, und der Mann krachte so hart gegen die Autotür, dass sie aufsprang.
Der Mercedes schlingerte, und die Pistole fiel zu Boden, außer Reichweite für den Fahrer. Hupen dröhnten, Reifen quietschten, während Nicodemo versuchte, sich aus dem Würgegriff zu befreien und dabei nicht die Kontrolle über den Wagen zu verlieren. Instinktiv nahm er die Hände vom Lenkrad, um Bournes Beine von seinem Hals zu lösen. Als er sich nach hinten krümmte, trat er unabsichtlich auf das Gaspedal. Der Mercedes schoss vorwärts, auf den Gehweg der Brücke und direkt in das Steingeländer.
Der Aufprall riss die Insassen nach vorne, sodass sich Bournes Griff lockerte, doch im nächsten Augenblick krachte ein leichter Truck gegen den Mercedes und schmetterte ihn durch das bröckelnde Geländer.
Der Mercedes wurde in die Luft geschleudert, die Fahrertür schwang auf, und der Wagen fiel im Sturzflug in den Fluss.
Ann gab einen Laut von sich, der wie das Schnurren einer Katze klang. Sie schob den Salat zur Seite. »Wissen Sie, Mr. Li, mir wird gerade bewusst, dass ich gar nichts über Natasha Illion weiß, abgesehen von dem, was ich in Vogue und Vanity Fair gelesen habe, aber das ist ja nur Publicity.«
Mr. Li lächelte. Sie befanden sich wieder auf vertrautem Terrain. »Tasha und ich führen ein ganz unterschiedliches Leben«, sagte er achselzuckend.
»Aber wenn Sie beisammen sind …« Ein angedeutetes Lächeln.
»Tasha ist kein Mensch, der sein Inneres nach außen kehrt«, sagte Li, als hätte er sie gar nicht gehört. »Die Israelis sind sehr direkt, das kann manchmal ein bisschen befremdlich sein. Wie es dort üblich ist, hat sie ihren Wehrdienst geleistet, und das verändert die Menschen, glaube ich.«
»Wirklich?« Ann stützte ihr Kinn auf eine Hand. »Wie meinen Sie das?«
Die Salatschüsseln wurden abgeräumt und durch große Steakmesser ersetzt.
»Tasha ist dadurch sehr
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