Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
eigentlich damit zu Peter gehen und nicht zu mir?«
Landminen , dachte Richards. Sie vermint das Gelände . Ich muss sehr vorsichtig vorgehen, darf mir nicht anmerken lassen, dass ich weiß, was sie vorhat . Er hätte sagen können, Marks habe ihm erzählt, dass sie ein paar Tage freigenommen habe, aber das stimmte nicht ganz; er hatte es bloß mitgehört. Genau genommen hatte er geschnüffelt . Er durfte sich nicht bei einer Lüge oder auch nur einer Halbwahrheit ertappen lassen. »Direktor Marks war meine erste Kontaktperson hier. Ich habe einige Wochen mit ihm zusammengearbeitet, im Grunde sehr kollegial. Das war, bevor Sie zurückkamen …« Er zuckte die Achseln. Sie wusste selbst am besten, dass sie ihn nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen hatte.
»Verstehe.« Soraya legte den Bericht weg, ohne einen Blick hineingeworfen zu haben, und lehnte sich auf Peter Marks’ Stuhl zurück. »Sie beschweren sich also über mich, verstehe ich das richtig?«
Er erkannte seinen Fehler augenblicklich und verfluchte sich selbst dafür. Doch er spürte, dass jedes Leugnen es nur noch schlimmer gemacht hätte. Es war klar, dass sie jede Art von Schwäche verachtete, egal ob nur scheinbar oder real. »Direktor, wenn Sie erlauben, will ich ganz offen sprechen.« Mit einer gewissen Erleichterung sah er ein kurzes Lächeln über ihr Gesicht huschen. »Ich habe eine dicke Haut. Das war nicht immer so, aber Sie kennen ja die NSA .«
»Tu ich das?«
»M. Errol Danziger, heute Direktor der CI, wurde in der NSA ausgebildet, von daher wissen Sie wahrscheinlich, was das bedeutet.«
»Haben Sie sich in Ihrer Zeit bei der NSA eine Meinung über Direktor Danziger gebildet?«
»Er ist ein Arschloch, meiner bescheidenen Meinung nach.« Die Antwort schien ihr zu gefallen, und seine Anspannung legte sich ein wenig. »Wenn ich in meiner Zeit bei der NSA eines gelernt habe, dann dass man nicht zimperlich sein darf, wenn man überleben will. Damit will ich sagen, es ist Ihre Sache, wie Sie mich behandeln.«
»Danke.«
Ihr sarkastischer Ton entging ihm nicht. »Mir geht’s nur darum«, fügte er hinzu, »die Aufgaben, die Sie mir übertragen, so gut wie möglich auszuführen.«
»Und was ist mit den Anweisungen, die Ihnen der Präsident gibt?«
»Ich verstehe ja, dass Sie mir nicht vertrauen. Ich an Ihrer Stelle würde wahrscheinlich auch nicht anders reagieren.«
»Warum hat der Präsident Sie uns wirklich vor die Nase gesetzt?«
»Die Black-Ops-Organisationen sind in der Vergangenheit oft zu eigenmächtig vorgegangen. Er hat mir aufgetragen, darauf zu achten …«
»Uns auszuspionieren.«
»Ich glaube nicht, dass er etwas gegen Sie hat.«
»Was ist es dann?«
»Er ist einfach vorsichtig, würde ich sagen.«
Soraya lächelte spöttisch. »Und Sie teilen seine Ansicht, nehme ich an.«
»Das hab ich wohl getan, bevor ich hierherkam. Aber jetzt, wo ich sehe, was Treadstone leistet …« Er ließ seine Worte in der Luft hängen, um ihnen Nachdruck zu verleihen.
»Ich bin ganz Ohr.«
»Jetzt mach ich meinen Job, so gut ich kann, damit Sie sehen, dass Sie mir vertrauen können.«
»Schön – und wie kommen Sie voran?«
»Je tiefer ich in der Nicodemo-Sache bohre, umso verworrener wird es. Und ich bin immer mehr davon überzeugt, dass das kein Zufall ist. Dieses Wirrwarr ist Absicht.«
»Es wäre ja auch verdächtig, wenn Sie Nicodemo leicht finden könnten.«
»Genau! Das war auch mein erster Gedanke, als ich mich durch die ersten Schichten arbeitete. Aber wie Sie in dem Bericht sehen werden, handelt es sich hier nicht um das übliche Verwirrspiel, wie Hacker es gern betreiben. Das Ganze ist ein richtiger gordischer Knoten. Je mehr ich an einem Ende ziehe, umso fester zieht er sich zusammen.«
»Sind das nicht einfach besondere Sicherheitsvorkehrungen?«
»Nein«, erwiderte Richards. »Das ist nur Schein.«
»Wie meinen Sie das?«
»Der gordische Knoten soll nach besonderen Sicherheitsvorkehrungen aussehen , damit sich die Hacker darauf stürzen und ihr Glück versuchen. In Wahrheit ist das alles Bullshit. Der gordische Knoten ist das Produkt irgendeines teuflischen Genies, hat aber keine wirkliche Bedeutung.«
»Was wollen Sie damit sagen? Dass Nicodemo nicht existiert?«
»Jedenfalls nicht so, wie Sie und ich ihn uns vorstellen, vielleicht auch gar nicht.«
»Okay.« Soraya breitete die Hände aus. »Angenommen, Sie haben recht.«
»Ich habe recht.«
»Wer zum Teufel leitet dann Core Energy?«
Richards
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