Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
und in die Einfahrt zu einem Friedhof einbog. Sie rollten durch ein hohes Eisentor, über eine schmale asphaltierte Straße, die mitten durch den Friedhof führte. Ganz hinten bogen sie rechts ab, fuhren noch ein Stück und hielten schließlich an.
Peter packte den toten Florin Popa an den Füßen, schleifte ihn tiefer ins Gebüsch und legte ihn hinter eine dichte Buchsbaumhecke. Während er ihn noch etwas zurechtrückte, löste sich ein Schuh vom Fuß. Als der Schuh am Boden landete, fiel etwas heraus. Peter bückte sich, hob es auf und betrachtete es eingehend. Ein Schlüssel, aber nicht für ein Hotelzimmer oder ein Auto, sondern kleiner: der Schlüssel eines Schließfachs.
Peter steckte ihn ein, zog dem Toten den Schuh wieder an und sah sich noch einmal um, ehe er das Labyrinth der Hecken verließ und zur Sportanlage ging. Drinnen sah er eine Tafel mit den Namen der Tennislehrer und den Tagen, an denen sie hier arbeiteten. Peter ging um das Gelände herum und betrat den Umkleidebereich. Jeder Spind war mit einem Namensschild versehen. Der kleine fensterlose Raum war leer. Peter wandte sich dem Spind eines Sportlers zu, der laut Plan heute nicht arbeitete, und knackte das Schloss. Rasch zog er sich um, heftete sich das Namensschild an und verschwand durch den Mitarbeitereingang.
Er ging den kurzen Weg zurück zum Klubhaus, schritt mit aller Selbstverständlichkeit die Treppe zur Veranda hinauf und betrat den großen Saal, der ihm inzwischen vertraut war. Sofort wandte er sich der Stelle zu, wo er Richards mit seinem unbekannten Gesprächspartner gesehen hatte, doch die beiden Stühle waren leer. Er griff zu einem Telefon und fragte im Wachhaus nach. Es stellte sich heraus, dass Richards weggefahren war, während er sich umgezogen hatte. Peter legte den Hörer auf. Bestimmt würde Richards’ geheimnisvoller Gesprächspartner nach Florin Popa suchen: Solche Leute fühlten sich irgendwie nackt ohne Leibwächter. Während Peter den Raum durchquerte, hielt er Ausschau nach einem Mann, der sich beunruhigt umblickte. Ein älterer Gentleman stand bei den Toiletten und wartete. Er hatte silbergraues Haar, wie der Unbekannte, den Peter von hinten gesehen hatte. Vielleicht … aber nein, eine ältere Frau kam aus der Damentoilette und lächelte ihm zu: seine Frau. Plaudernd schlenderten sie davon. Sonst war niemand zu sehen.
Peter schlängelte sich an den Klubmitgliedern vorbei auf die großzügige Terrasse hinaus. Ein Drittel der Tische stand in der Sonne, alle besetzt. Die Tische im Schatten waren leer. Er ging weiter und sah einen Mann, der mit dem Rücken zu ihm am schmiedeeisernen Geländer stand. Er hatte ebenfalls silbriges Haar.
Peter hob den Kopf wie ein Bluthund, der Witterung aufnahm. Er nahm das Namensschild ab und wandte sich an einen livrierten Kellner, der mit einem Tablett voll leerer Gläser vorbeiging.
»Ist mein erster Tag hier, bin auf der Suche nach Kunden. Sehen Sie den Mann da drüben? Wissen Sie zufällig, wie er heißt?«
Der Kellner schaute in die Richtung, in die Peter zeigte. »Sicher. Das ist Tom Brick. Bei dem sitzt das Geld extrem locker. Die Leute reißen sich darum, für ihn zu arbeiten. Der gibt fünfundzwanzig Prozent Trinkgeld. Wenn Sie für ihn arbeiten, sind Sie fein raus, Mann.«
Peter dankte ihm und heftete sich das Namensschild wieder an. Er ging in einem weiten Bogen zum Geländer, um Brick noch kurz beobachten zu können, bevor er zu ihm trat. Er war jünger, als Peter gedacht hatte, etwa Anfang dreißig. Er war weder gut aussehend noch hässlich, doch seine Gesichtszüge schienen irgendwie nicht recht zusammenzupassen, als wäre das Gesicht aus lauter Ersatzteilen zusammengesetzt. Den linken Handrücken zierte eine Tätowierung: ein verknotetes Seil.
Er musste Peters Nähe gespürt haben, denn er drehte sich zu ihm um, bevor Peter beim Geländer war. Brick hatte ein schielendes Auge, das Peter von allen Seiten gleichzeitig zu mustern schien.
Peter nickte. »Ein idealer Tag zum Tennisspielen, finden Sie nicht auch?«
Bricks gesundes Auge wandte sich seinem Namensschild zu, während das andere ihn weiter seinem prüfenden Blick unterzog. »Das wissen Sie sicher besser als ich.« Wie der tote Florin Popa sprach auch er mit einem leichten Akzent, jedoch mit einem britischen. »Sind Sie neu in Blackfriar?«
»Sie spielen wohl nicht Tennis?«
Brick blickte auf das verlassene achtzehnte Loch hinaus. »Mein Sport ist Golf. Finden Sie das nicht ein bisschen aufdringlich, was
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