Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Titel: Der Bourne Verrat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
ehemaligen Chefs kaufte. Damit verdiente er ein Vermögen. Es war unklar, wie er zum Bankgeschäft kam, doch nach Marthas Informationen war die Aguardiente Bancorp heute eine der drei größten Banken außerhalb der Vereinigten Staaten.
    Weitere Nachforschungen förderten noch mehr zutage. Vor fünf Jahren hatte Herrera seinem einzigen Sohn Diego die Leitung der renommierten Londoner Filiale von Aguardiente übertragen. Diego war unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen; Martha fand beim besten Willen keine näheren Informationen, doch es deutete alles auf einen Mord hin, hinter dem möglicherweise Herreras Feinde steckten. Gegenwärtig befand sich Herreras Hauptwohnsitz im Santa-Cruz-Viertel von Sevilla, daneben besaß er Häuser und Wohnungen in London, Cádiz und Paris.
    Nachdem sie alle Informationen gesammelt hatte, die im Internet zu finden waren, stand sie auf und ging ins Badezimmer, um sich eine heiße Dusche zu gönnen. Als sie ins Wohnzimmer zurückkehrte, hatte sie sich die Umrisse ihres Plans zurechtgelegt. Nachdem sie sich abgetrocknet, geschminkt und angezogen hatte, waren auch die meisten Details klar. Sie nahm ihre Jacke und verließ das Hotel. Ihr Wagen wartete auf sie, der bullige Motor brummte munter in der kalten Luft. Ihr Fahrer öffnete ihr die Tür, und sie stieg ein.
    Herrera lebte in einer Wohnung auf der Île Saint-Louis, mitten in der Seine. Das Haus lag an der Westspitze der Insel, seine Wohnung hoch oben mit einer atemberaubenden Aussicht auf den Eiffelturm am linken Ufer, auf Notre Dame auf der Île de la Cité und die herausragenden Gebäude am rechten Ufer.
    Martha Christiana hatte herausgefunden, dass Herrera ein Gewohnheitsmensch war. Er besuchte immer die gleichen Bars, Cafés, Bistros und Restaurants der Stadt, in der er sich gerade aufhielt. In Paris war das zum Frühstück das le Fleur en Ile, zum Mittagessen das Yam’tcha und zum Abendessen das L’Agassin. Da es zu spät für das Mittagessen und zu früh für das Abendessen war, ließ sie den Fahrer am Haus der Aguardiente Bancorp vorbeifahren. In der Dusche hatte sie über die verschiedenen Orte nachgedacht und sie schließlich allesamt verworfen. Sie hatte in der Zeitung von einem Konzert heute Abend in der Sainte-Chapelle auf der Île de la Cité gelesen: Kammermusik von Bach. Das Konzert fand relativ früh statt, sodass noch die letzten Strahlen der Wintersonne durch die wunderbaren Bunt glasfenster hereinfallen würden.
    Martha Christiana hatte sich aus verschiedenen Gründen für das Konzert entschieden. Erstens liebte Herrera Bach, so wie sie auch. Sie vermutete, dass er als Banker die mathematische Ordnung der Musik mochte. Zweitens war die Sainte-Chapelle sein Lieblingsort, um Musik zu hören. Drittens war die Kapelle nicht sehr groß, das Publikum dicht zusammengedrängt. Das würde es ihr leichter machen, ihn zu finden und sich einen möglichst natürlichen Zugang zu überlegen. Außerdem lieferte ihr das Konzert eine Reihe von Themen – Musik, Architektur, Bach, Religion –, sodass es ihr nicht schwerfallen sollte, ein anregendes Gespräch anzuknüpfen.
    Ja, dachte sie, als sie aus dem Auto stieg und die letzten paar Blocks zur Sainte-Chapelle ging, der Ort war genau richtig. Sie stellte sich draußen auf dem Bürgersteig an und erblickte ihn wenig später, als er die Kapelle betrat. Zum Glück waren nur sechs Leute zwischen ihnen. Sie hatte sich für ein Outfit von Alexander McQueen entschieden, das sie besonders mochte: ein Pencil Dress im Marinestil mit V-Ausschnitt und Gürtel, dazu schwarze Stiefeletten mit Keilabsatz. Sie wollte auffallen, aber nicht zu sehr.
    Drinnen waren die Klappstühle in fein säuberlichen Reihen aufgestellt, und die Leute nahmen fast andächtig ihre Plätze ein, als besuchten sie eine Messe und nicht ein klassisches Konzert. Vielleicht lag das gar nicht so weit auseinander, wenn es sich um Musik von Bach handelte. Sie hatte einmal gelesen, dass Leute, die Bach mehr schätzten als jede andere Musik, sich beim Hören Gott so nahe fühlten, wie man es in diesem Leben nur sein konnte.
    Ihr Platz lag drei Reihen hinter Herrera, was durchaus günstig war: So hatte sie ihn immer im Blick. Er saß zwischen einem Mann, der älter war als er selbst, und einer Frau, die Martha auf etwa vierzig schätzte. Es war unklar, ob er eine der beiden Personen kannte, doch das spielte im Moment keine Rolle, zumindest nicht, während das Quartett Bach spielte. Dieser nahezu mystische Komponist

Weitere Kostenlose Bücher