Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Gegners. Der Schwung des Angriffs riss beide Männer zu Boden. Der Eindringling ignorierte die Glasscherbe, zog ein Messer und stach zu. Bourne rollte sich zur Seite, und das Messer blieb in einem Spalt zwischen den alten Fußbodenbrettern stecken. Der Angreifer verschwendete keine Zeit damit, das Messer herauszuziehen, und zog stattdessen eine andere Waffe.
Rebekka erkannte Ilan Halevy sofort. Noch während Bourne sich auf den Babylonier stürzte, zog sie Weaving um die Ecke in die Küche.
»Bleib um Himmels willen hier«, flüsterte sie ihm zu und griff sich zwei Schuppenmesser; eines steckte sie in den Hosenbund, das andere hielt sie in der Hand, als sie ins Wohnzimmer zurückkam – im selben Augenblick, als der Babylonier wütend mit einem Klappdolch zustieß.
Schnell und lautlos sprang sie auf ihn zu, das Schuppenmesser in der Hand, das an der Spitze mit einem Haken versehen war. Wenn sie tief genug zustieß und zurückzog, konnte sie ihm eine schlimme Wunde zufügen.
Die Kraft und Ausdauer des Mannes waren legendär. Sie sah die Glasscherbe in seinem Rücken – er schien sie kaum zu spüren. Auch ihr Messer würde ihn nicht aufhalten, es sei denn, sie traf ein lebenswichtiges Organ.
Doch er spürte ihren Angriff und wirbelte im letzten Moment herum, was Bourne für zwei mächtige Hiebe nutzte. Der Babylonier packte Rebekka und verdrehte ihr das Handgelenk, dass ihr der Schmerz den Atem nahm. Er entriss ihr das Messer und schwang es seitwärts, um ihr die Kehle durchzuschneiden, doch ein Reflex bewahrte sie vor dem tödlichen Angriff. Die Klinge schnitt sich durch Pullover und Hemd und riss eine waagrechte Wunde knapp oberhalb der Brüste. Sie atmete scharf ein und fiel rücklings zu Boden.
Als Harry Rowland – denn er war sich jetzt absolut sicher, dass er so hieß – das Stöhnen und Keuchen und all die Geräusche des erbitterten Kampfes hörte, machte in seinem Kopf etwas »Klick«. Er ignorierte Rebekkas Aufforderung, in der Küche zu bleiben, und kroch zur Ecke, um einen Blick ins Wohnzimmer zu werfen. Mit dem Blick des Profis erfasste er augenblicklich die Situation. Der Schleier fiel von ihm ab. Es kam ihm vor, als wäre er in einer nebelverhangenen Traumwelt gefangen gewesen, seit er in dem Krankenhaus in Stockholm aufgewacht war, doch jetzt sah er alles wieder klar und scharf.
Ohne zu überlegen, sprang er auf, rannte zum Kamin und griff sich die Feuerzange. Geschickt wich er Rebekka aus und wandte sich sogleich Bourne und dem Eindringling zu, die in einen tödlichen Kampf verstrickt waren. Er sah die beiden wie in Zeitlupe, obwohl sein Denken, nachdem es wieder zum Leben erwacht war, auf vollen Touren arbeitete. Erinnerungen blitzten auf, in schneller Aufeinanderfolge, doch klar und geordnet. So viele Rätsel waren plötzlich gelöst, als hätte jemand einen dicken Vorhang zurückgezogen, um ihm den Blick auf sein Leben freizulegen, bevor er angeschossen worden war. Noch war nicht alles da – das Gewebe wies noch Löcher auf, es gab noch das eine oder andere Fragezeichen, manches passte einfach nicht zusammen –, doch es war genug, um rasch zu handeln.
Entschlossen hob Harry Rowland die Feuerzange über den Kopf, um Bourne den Schädel einzuschlagen.
ZWEITES BUCH
9
»Wir leben in einer Welt, in der die Informationen ständig fließen, über Server, Netzwerke, Intranets, das Internet.«
Charles Thorne tippte Notizen in sein iPad 3 und nickte, während eine App jedes Wort aufzeichnete, das Maceo Encarnación sprach.
»Wir bewegen uns immer mehr in einer Cloud Culture«, fuhr Encarnación fort. »Mit jeder Stunde nimmt der Informationsumfang zu, und diese ganze Informationsflut kann theoretisch immer auch von Außenstehenden abgefangen, gelesen und genutzt werden – durch Abhören, Wanzen oder Hacken.«
Während Thorne zusammen mit Encarnación im Büro von Politics As Usual saß, summte plötzlich sein Handy in der Hosentasche. Er ignorierte es und nickte Encarnación zu, um ihn zum Weitersprechen aufzufordern. Nach monatelangen schwierigen Verhandlungen war es endlich gelungen, den Generaldirektor von SteelTrap zu einem Interview zu bewegen. SteelTrap, der weltgrößte Anbieter auf dem Gebiet der Internet-Sicherheit, stellte eine Anomalie in der Wirtschaftswelt dar: Trotz seiner Größe und seines Erfolgs war das Unternehmen in privaten Händen und damit niemandem verpflichtet. Die inneren Strukturen waren völlig undurchsichtig.
Letztlich hatte Thorne doch noch
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