Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)
Da schlang sich ein Arm um seinen Hals, und er wehrte sich verzweifelt. Er tastete nach dem Gesicht des Fremden und stieß ihm den Daumen ins Auge, drückte mit aller Kraft, die noch in ihm steckte, bis sich der Würgegriff um seinen Hals löste.
Peter wirbelte herum, um seinen Gegner endlich zu Gesicht zu bekommen. Doch es war zu dunkel hier unten. Er hatte keine Ahnung, wie tief sie gesunken waren, er wusste nur, dass er keine Minute mehr durchhalten würde.
Mit kräftigen Beinstößen arbeitete er sich nach oben und traf seinen Gegner mit dem Absatz im Gesicht. Er schnellte sich weiter empor, der rettenden Oberfläche entgegen.
Es war dieser eine Gedanke, der ihn antrieb, auch wenn es ihm wie eine Ewigkeit vorkam und er für kurze Augenblicke fast das Bewusstsein verlor und nichts mehr um sich herum wahrnahm, nichts mehr dachte oder fühlte. Doch endlich wurde es über ihm ein klein wenig heller, und er erkannte, dass die Wasseroberfläche nahe war.
Als er sie durchstieß, packten ihn entschlossene Hände von oben: Seine Männer mussten ihn gesucht haben, von dem Schuss alarmiert, den er abgegeben hatte.
Er hörte angestrengtes Stöhnen, sah im grellen Licht der Scheinwerfer zwei, drei Gesichter über sich, darunter Sam Anderson, seinen Stellvertreter. Anderson drehte sich um und befahl seinen Leuten, die Scheinwerfer etwas zur Seite zu schwenken, und Marks war froh, dass seine Männer der Aufforderung sofort nachkamen.
In diesem Augenblick packte ihn etwas an den Beinen, und ein immenses Gewicht zog ihn unausweichlich zurück ins Wasser. Er fragte sich immer noch, wie sein Gegner es schaffte, so lange unter Wasser zu bleiben, und auch noch die Kraft hatte, ihn nach unten zu ziehen.
Über sich hörte er laute Rufe, vor allem Andersons ruhige, entschlossene Stimme, mit der er seine Befehle gab. Während seine Männer ihn mit aller Kraft nach oben zogen, feuerte Anderson mit seiner Pistole direkt neben Peter ins Wasser.
Nach dem vierten Schuss spürte Peter, wie sich das Gewicht löste, und seine Männer zogen ihn über die Reling auf das Deck der Recursive . Rasch hüllten sie ihn in Decken ein. Rote Lichter tanzten rhythmisch über das Deck, und Peter erkannte, dass sie von einem Krankenwagen kamen. Zwei stämmige Sanitäter hoben ihn auf eine Trage.
»Anderson«, sagte er mit zittriger Stimme, »halten Sie mir diese Leute vom Leib. Ich kann hier nicht weg.«
»Sorry, Boss, aber wir müssen Sie durchchecken lassen.«
Die Trage wurde auf den Bootssteg gehievt. Peter stellte fest, dass er angeschnallt war, hilflos. Anderson eilte neben ihm her. Sie rollten ihn zum Parkplatz hinauf, wo der Krankenwagen wartete.
»Der Scheißkerl ist noch da unten. Wir müssen ihn finden. Schickt die Taucher runter.«
»Schon passiert, Boss.« Anderson grinste. »Drei Boote der Küstenwache suchen den Hafen mit Scheinwerfern ab.«
Bevor ihn die Sanitäter in den Rettungswagen verfrachteten, legte ihm Anderson sein Handy auf die Brust. »Während Sie schwimmen waren, haben Sie einen dringenden Anruf vom SecDef erhalten.« Hendricks .
Die Sanitäter überprüften bereits seine Vitalfunktionen.
»Ich ruf ihn sofort zurück, sobald die mich losbinden«, sagte Peter mit einer Spur Sarkasmus. »Anderson, finden Sie den Scheißkerl.«
»Wird gemacht, Boss.«
Die Tür wurde zugeschlagen, und der Krankenwagen fuhr los. Anderson kehrte zu Liegeplatz 31 zurück und ging an die Arbeit. Der Boss wollte, dass er den Scheißkerl fand, und genau das würde er tun.
Am frühen Morgen war Maria-Elena mit dem Auto vom Anwesen in der Calle Emilio Castelar losgefahren, um wie immer den Markt aufzusuchen und für das Abendessen einzukaufen. Sie war ein Gewohnheitsmensch. Ihr ganzes Leben hatte sie nur für eine einzige Person gearbeitet. Maceo Encarnación hatte sie von der Straße geholt, als sie vierzehn war, ein furchtbar dünnes, unterernährtes Mädchen, und sie in seinem Haushalt aufgenommen. Es stellte sich heraus, dass sie eine natürliche Gabe für das Kochen besaß – sie musste nur noch ein paar Feinheiten von der damaligen Köchin lernen. Von dem Moment an, als Maria-Elena ihr erstes Abendessen in seinem Haus zubereitete, stand sie in Maceo Encarnacións Gunst sofort ganz oben. Er stellte sie über die anderen Angestellten, die schon länger bei ihm waren, was natürlich zu Spannungen führte.
Später begriff sie, dass der vorübergehende Aufruhr unter der Belegschaft Absicht gewesen war. Auf diese Weise wollte Encarnación
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