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Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Der Bourne Verrat: Roman (German Edition)

Titel: Der Bourne Verrat: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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weiß, was du denkst«, versetzte Thorne. »Mir machst du nichts vor.«
    Der Kellner brachte einen Teller mit Huhn nach General Tso und sah Li fragend an. Der nickte kurz, worauf der Kellner eilig verschwand.
    »Ist es extra knusprig?«, fragte Li.
    »Das weißt du genau«, erwiderte Thorne.
    Die beiden Männer aßen schweigend, von den zischenden Geräuschen und dem Dampf aus der offenen Küche umgeben. Doch man vermisste das übliche geschäftige Treiben. Die ungewohnte Stille in dem Restaurant hatte etwas Deprimierendes.
    »Ich kenne dich schon ziemlich lange«, begann Charles, nachdem er den größten Hunger gestillt hatte, »trotzdem kann ich mir immer noch nicht vorstellen, wie ein Außenstehender wie du an solche …«
    »Sei still, Charles.«
    Der Kellner wischte sich die Hände an seiner schmutzigen Schürze ab, während er an ihnen vorbei zur Herrentoilette ging.
    Li deutete auf Thornes Teller. »Den General Tso gab es wirklich, weißt du. Zuo Zongtang, ein berüchtigter Feldherr der Qing-Dynastie. Er stammte aus der Provinz Hunan und starb 1885. Irgendwie seltsam, weil das Gericht eher süß ist und nicht würzig wie die meisten Speisen aus Hunan. Es stammt nicht aus Changsha, der Hauptstadt von Hunan, auch nicht aus Xiangyin, der Heimatprovinz des Generals. Wo kommt es also her? Manche meinen, der ursprüngliche Name wäre Zongtang-Huhn gewesen.«
    »Bedeutet das nicht so etwas wie ›Ahnenhalle‹?«
    Li nickte. »Es hätte also in diesem Fall nichts mit dem guten General zu tun.« Er ließ einen Schluck Tee im Mund kreisen, ehe er ihn schluckte. »Natürlich behaupten die Taiwaner, sie hätten das Gericht erfunden.« Li legte seine Stäbchen auf den Teller. »Was ich damit sagen will, Charles: Niemand kann solche Dinge wirklich wissen, niemand.«
    »Soll das heißen, keiner weiß, wie du in eine so vertrauensvolle Position gelangt bist?«
    »Ich will damit sagen«, erklärte Li, »es gibt für vieles in der chinesischen Kultur tausend Gründe, die meistens viel zu komplex sind, um sie ganz zu verstehen.«
    »Ich würde es gern versuchen«, beharrte Thorne.
    »Das ist viel zu kompliziert, um es zu erklären. Dir würde schwindlig werden, wenn ich dir alles erzählte. Es muss dir genügen, dass ich zur Elite außerhalb von Peking gehöre. Und zu deinem Vorschlag, in die Heimat zurückzukehren: Ich bin für die Machthaber viel wichtiger hier, wo ich bin.«
    »Die Machthaber.« Thorne sah ihn mit einem schiefen Lächeln an. »Einer dieser typischen schwammigen chinesischen Ausdrücke.«
    »Wie heißt es so schön«, erwiderte Li ebenfalls grinsend, »Peking besteht zu gleichen Teilen aus Treibsand und Beton.«
    »Wie finden es die ›Machthaber‹, dass du mit Natasha Illion ins Bett gehst?« Li und Illion, ein Supermodel mit israelischem Hintergrund, waren schon über ein Jahr zusammen, fast eine Sensation in diesen Kreisen.
    Li schwieg wie immer, wenn es um seine Liebste ging, und sah Thorne eine Weile beim Essen zu. »Ich habe gehört, auf euch kommt ein kleines Problem zu.«
    Thorne, der gerade die Stäbchen zum Mund führte, erstarrte mitten in der Bewegung. Er kaschierte seinen Schock, indem er die Stäbchen langsam weglegte. »Was genau hast du gehört, Li?«
    »Genau das Gleiche wie du. Gegen dich und die anderen Verantwortlichen von Politics As Usual werden Ermittlungen eingeleitet. Ihr habt angeblich gezielt Leute abgehört.« Er legte den Kopf auf die Seite. »Weiß eigentlich die prominente Senatorin Ann Ring davon?«
    »Sie würde aus der Haut fahren, wenn sie’s wüsste«, erwiderte Thorne eisig und schüttelte den Kopf. »Die Ermittlungen haben noch nicht begonnen.«
    »Noch nicht.«
    »Sie darf es auf keinen Fall erfahren. Es wäre das Ende.«
    »Ja, das Ende des Schlaraffenlands. Wie groß ist das Vermögen deiner Frau?«
    Thorne sah ihn ausdruckslos an.
    »Aber Frau Senator wird es erfahren, sobald die Ermittlungen aufgenommen werden, falls sie’s nicht schon weiß.«
    »Tut sie nicht, glaub mir.«
    »Die Uhr tickt, Charles.«
    Thorne zuckte innerlich zusammen. »Ich brauche Hilfe.«
    »Ja, Charles«, nickte Li Wan, »das kann man wohl sagen.«
    El Enterrador führte sie durch die Apsis und über einen kurzen, schwach beleuchteten Gang ins Pfarrhaus, in dem es nach Weihrauch, poliertem Holz und Schweiß roch. Unter einem riesigen Christus am Kreuz waren die Pläne von Maceo Encarnacións Villa ausgebreitet.
    »Sind Sie sicher, dass sich unser Mann hier aufhält?«, hatte Bourne zuvor

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