Der Brandstifter
Beziehung?«
» Ein paar Monate. Ich hatte dann einen Sommerkurs in Berkeley zu halten, und sie wollte ohnehin sofort nach ihren Prüfungen wieder aus Oxford abreisen. Ich glaube, sie hat sich dort nicht mehr wohlgefühlt. Zu viele schlimme Erinnerungen.«
Er sah mich an. » Wir wussten ganz genau, dass es nur eine vorübergehende Affäre sein würde, die wir allerdings beide als sehr angenehm empfanden.«
» Das bezweifle ich nicht.« Debs, wenn sie nicht gerade Leo mit den Augen verschlungen hatte, war ausgesprochen deutlich geworden, was Caspian Faradays Art und Weise anging, wie er Rebecca ohne Vorwarnung abserviert, dann seine Sachen gepackt hatte und noch am selben Tag gen Kalifornien entschwunden war. So war es nicht verwunderlich, dass Rebecca, nachdem sie von diesem vertrauten und bewunderten Menschen verlassen worden war, ins Straucheln geriet. Aber es wäre sinnlos gewesen, Faraday deswegen zur Rede zu stellen. Schließlich war es nicht strafbar, jemandem das Herz zu brechen. Und außerdem musste ich ihn ja nicht sympathisch finden. » Und was ist dann passiert?«
» Ich weiß nicht, was Sie meinen.« Er sah mich unsicher an.
» Also, Sie sind dann in die Staaten gereist, und Rebecca hat Oxford verlassen. Haben Sie denn noch Kontakt zueinander gehalten?«
» Nachdem die Ergebnisse bekannt gegeben worden waren, hat sie mir eine Mail geschickt. Natürlich war sie enttäuscht über ihre Note. Sie entsprach ja überhaupt nicht ihren eigentlichen Fähigkeiten.« Er zuckte die Schultern. » Aber es war immer noch besser als gar nichts. Ich glaube nicht, dass sie sich auf lange Sicht durch dieses Ergebnis benachteiligt gefühlt hat. Ein Oxford-Bachelor bringt einen in jedem Fall ein Stück weiter, unabhängig von der Abschlussnote.«
» Und das war Ihr Kontakt zu ihr damals? Ein Austausch von Mails?«
» Ich bin ein sehr beschäftigter Mann. Heute noch mehr als früher, aber auch damals hatte ich alle Hände voll zu tun mit der Lehre und meiner eigenen wissenschaftlichen Arbeit. Ich hatte einfach nicht die Zeit, mit meinen ehemaligen Studenten– oder, wenn Sie so wollen, auch mit Exfreundinnen– in Verbindung zu bleiben.«
» Sie haben dann Ihre Lehrtätigkeit am Latimer College wieder aufgenommen.«
» Ja. Zum Ende des darauffolgenden Studienjahres habe ich allerdings aufgehört.«
Ich sah ihn mit gespieltem Erstaunen an. » Mir hat man gesagt, dass Sie mitten im Jahr gegangen sind.«
» Kann schon sein, dass es zum Ende des zweiten Trimesters war. Ich weiß es nicht mehr so genau.«
» Wie kam es denn dazu?«
» Oh, das hatte verschiedenste Gründe.« Seine Nervosität war zurück. » Ich war zunehmend unzufrieden mit meiner Arbeit. Ich hatte das Gefühl, weder meiner Forschung noch meinen Studenten gerecht zu werden. Daher entschloss ich mich, die Lehre aufzugeben und mich auf meine Publikationen zu konzentrieren.«
» Aber ein bisschen nachgeholfen hat man Ihrem Entschluss auch, oder?« Ich lächelte nett. » Wer hat der College-Leitung eigentlich die Sache mit Ihrer– Affäre sagten Sie, glaube ich– mit Rebecca gesteckt?«
Seine Lippen wurden schmal. » Das habe ich nie herausgefunden.«
» Dort hatte man eine etwas andere Sicht auf die Dinge und betrachtete die Beziehung eher als unpassend, oder?«
» Wie schon gesagt, ich empfand die Atmosphäre am Latimer als sehr einengend. Man war dort viel zu sehr auf starre Regeln fixiert, als dass ich mich hätte wohlfühlen können.« Er riskierte ein Lächeln. » Ich gehörte schon immer zu denen, die gelegentlich Grenzen überschreiten, aber in diesem Fall war ich mir keiner Schuld bewusst. Ich habe Oxford den Rücken gekehrt, weil ich meines Erachtens lange genug dort gewesen war. Ich brauchte neue Herausforderungen. Und Sie werden mir bestimmt zustimmen, dass diese Entscheidung goldrichtig war.«
» Wie ich erfahren habe«, sagte ich ungerührt, ohne auf seine Selbstgefälligkeit zu reagieren, » wurden Sie aufgefordert, das Latimer College zu verlassen und sich auch für keine andere Lehrtätigkeit innerhalb der Universität zu bewerben. Seither haben Sie nicht mehr unterrichtet– stehen Sie auf der schwarzen Liste?«
» Das sind doch völlig abwegige Spekulationen. Ich habe mich schlicht entschlossen, andere Wege zu gehen. Es stand nie zur Debatte, dass mich jemand aufgrund irgendwelcher Vorkommnisse nicht einstellen wollte.« Er sprach nun erheblich lauter als zuvor, und der bislang stoisch schweigende Anwalt räusperte sich. Das
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