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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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wusste, wer sie wirklich war. Sie hatte sich vollkommen verrannt. Besser kann ich es nicht ausdrücken. Sie war vom Weg abgekommen und hatte sich von ihrem eigentlichen Ziel immer weiter entfernt. Ich denke, es war nur eine Frage der Zeit, dass die große Katastrophe passierte. Aber ich weiß leider immer noch nicht, warum sie gestorben ist.«
    Godley verschränkte die Finger und lehnte sich mit nachdenklicher Miene zurück, als ich ihm die traurige Geschichte von Rebeccas 28-jährigem Leben erzählte.
    » Ich glaube, sie war verzweifelt«, sagte ich, als ich zum Ende dieses Lebens kam. » Der erste Schlag war für sie der Tod von Adam Rowley, den sie nicht verkraftete– sie erlitt offenbar einen schweren Nervenzusammenbruch, brach vorübergehend ihr Studium ab, entwickelte eine Essstörung und glaubte laut ihrer Freundin Tilly allem Anschein nach, dass sie in irgendeiner Weise für diesen Tod verantwortlich war. Doch sie fing sich wieder. Sie fand einen guten Job, bewährte sich. Sie war wieder das Goldkind, das Genie, all das, was ihre Eltern von ihr erwarteten. Und dann ging alles den Bach runter. Erst zerbrach ihre Beziehung unter sehr belastenden Umständen, dann verlor sie ihren Job, dann kam es zu dieser Affäre mit Faraday, gefolgt von ein bisschen Erpressung. Sie war drogenabhängig und konnte ihre Sucht nicht mehr finanzieren. Aber sie versuchte mit allen Mitteln, die Illusion eines erfolgreichen Lebens aufrechtzuerhalten. Und dann starb sie.«
    » Und das war nicht unser Mörder, glauben Sie?«
    » Nein. Jemand wollte es wie sein Werk aussehen lassen, und obwohl ich zu wissen meine, wer es war, kann ich es nicht beweisen.«
    » Was meinen Sie denn, wer es war?«
    Die Frage war in einem beiläufigen Tonfall gestellt, aber mir war durchaus klar, dass Godley mich ernst nahm. Ich zögerte mit einer Antwort, denn ich wusste, dass ich mir dabei keinen Fehler erlauben durfte.
    » Der Exfreund, Gil Maddick.«
    » Wie kommen Sie darauf?«
    Ich zuckte die Schultern. » Ich habe keine Beweise, aber das ist mein Gefühl. Wie alles zusammenhängt, muss ich noch herausfinden.«
    » Ich würde chronologisch vorgehen und zunächst versuchen, Verschiedenes auszuschließen. Ganz am Anfang steht doch dieser Ertrunkene. Finden Sie heraus, was sie darüber wusste. Sie haben sich doch bestimmt mit ihren ehemaligen Studienkollegen aus Oxford unterhalten? Sprechen Sie noch einmal mit ihnen und schauen Sie, was sich da diesmal herauskitzeln lässt.«
    » Mit ihrer besten Freundin habe ich noch nicht darüber sprechen können. Die könnte vielleicht auch etwas wissen.« Bisher hatte ich Louise noch nicht zu fassen bekommen.
    Godley notierte sich etwas auf dem Block, den er vor sich liegen hatte. » Ich denke, wir sollten den Exfreund ein bisschen unter Druck setzen. Ich werde Tom bitten, uns einen Durchsuchungsbefehl zu beschaffen, damit sich die Spurensicherung mal in seiner Wohnung umsieht und sein Auto unter die Lupe nimmt– ihm quasi auf die Nerven geht. Danach vernehmen Sie ihn wieder, und dann werden wir sehen, ob ihn das aufscheucht. Vielleicht bekommen Sie ja sogar ein Geständnis.«
    » Vermutlich nicht. Er hat sich ziemlich gut im Griff.«
    » Gut, aber vielleicht macht er wenigstens einen Fehler. Und wenn, dann wird der Ihnen nicht entgehen– da rechne ich auf Sie.« Der Chief Superintendent grinste mich an.
    » Und was, wenn er keinen Fehler macht?«
    » Dann müssen Sie eben abwarten, was danach passiert. Manchmal tun sich gerade dort Chancen auf, wo man es gar nicht erwartet. Aber sie kommen, da bin ich mir sicher.« Er schaute wieder auf die Pinnwand, fast schon zwanghaft, dann schob er seinen Stuhl mit einer entschlossenen Bewegung zurück. » Das war alles?«
    Ich zögerte kurz, und dann wagte ich es. » Ich wollte Sie noch fragen, ob ich morgen Abend bei einem der Überwachungsteams dabei sein könnte. Die entsprechende Ausbildung habe ich und wäre wirklich gern beteiligt. Ich verstehe schon, dass ich mich auf Rebecca konzentrieren soll, aber ich möchte auch den Bezug zu den Hauptermittlungen nicht völlig verlieren. DI Judd schien nur leider nicht sonderlich interessiert zu sein, mich einzubeziehen.«
    Eine kleine senkrechte Falte erschien zwischen seinen Augen. Er wandte sich ab und fummelte mit dem Kugelschreiber herum, der auf seinem Schreibtisch lag. » Schauen wir mal.«
    Innerlich krümmte ich mich und hoffte inständig, dass ich ihm mit meiner Beschwerde über den Inspektor nicht noch auf den Schlips

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