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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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Fahrers sattgesehen hatte, beugte er sich hinunter, hielt seinen Dienstausweis sichtbar an die Fensterscheibe und zeigte mit dem Finger nach unten. Fenster runter, Arschloch.
    Über Funk ertönte plötzlich Gemurmel, und ich presste das Funkgerät ans Ohr, um es besser zu verstehen.
    » Hallo«, sagte Katy in belustigtem Tonfall. Ich konnte nur ihre Seite des Gesprächs hören und hob den Zeigefinger, um Sam zum Schweigen zu bringen, der sich in ausführlichen Betrachtungen über den Zustand der Hose des Reporters nach Robs Kontaktaufnahme erging.
    » Ja, ziemlich spät. Ich warte auf meinen Freund– wir wollten uns eigentlich hier treffen, aber er ist mal wieder spät dran.« Katy verkaufte ihre Geschichte wunderbar glaubhaft. » Ich hab gerade eine SMS von ihm gekriegt, dass er in 20 Minuten da ist.«
    Wieder Gemurmel. Der Regen trommelte auf das Autodach, als wollte er es durchschlagen. Rob hatte unterdessen den Reporter aus seinem Wagen geholt und tastete ihn ab, was mir dann doch ein bisschen übertrieben vorkam.
    » Ja wirklich, saukalt.«
    Murmel murmel murmel.
    » Doch, doch, ich mag schon gerne Pizza.« Sie lachte. » Aber jetzt gerade hab ich eigentlich gar keinen Hunger. Trotzdem danke.«
    Murmel.
    » Nee, echt nicht. Vielen Dank.«
    Es entstand eine Pause. Rob leuchtete mit der Taschenlampe in den Kofferraum des silbernen Wagens, während der Reporter neben ihm wütend gestikulierte.
    Das Moped heulte ein paar Mal auf und verschwand dann in der Dunkelheit. Katy lachte ins Mikrofon.
    » Habt ihr das gehört? Dieser Liefertyp hat mir eine kostenlose Pizza angeboten. Er meinte, jemand hätte sie bestellt, dann aber die Tür nicht aufgemacht, als er sie ihm bringen wollte. War seine letzte Runde, und er hatte heute wahrscheinlich ’nen großzügigen Tag.«
    Ich hatte irgendwie ein ungutes Gefühl bei dem, was sie sagte. Geistesabwesend dachte ich an meine vorherige Unterhaltung mit Rob zurück– was hatte er noch mal über mich zu den Kollegen gesagt? Ich drückte auf den Sprechknopf des Funkgerätes. » Schade drum. Wir könnten einen kleinen Snack gut vertragen.«
    » Wenn er noch mal vorbeikommt, nehm ich sie ihm ab.«
    » Und wie geht’s dir?«
    » Ganz okay. Bisschen kalt und nass, aber das wisst ihr ja schon.« Dann fragte sie leicht nervös: » Und was ist mit dem Kerl in dem silbernen Auto? Ich hab ihn vorbeifahren sehen.«
    » Reporter. Einer von den Kollegen redet gerade Klartext mit ihm.« Von Katy kam jetzt ein Geräusch, das ich nicht recht deuten konnte. » Wie bitte, Katy?«
    Das Funkgerät rauschte leise, während ich auf ihre Antwort wartete.
    » Katy, kannst du bitte deine letzte Nachricht wiederholen?«
    Funkstille.
    » Katy, kannst du mich hören?«
    Jetzt raschelte es, und dann erfüllten grausame Erstickungsgeräusche unser Auto. Noch ehe sie verklungen waren, langte ich nach dem Türgriff, sprang, ohne auch nur eine Sekunde zu überlegen, aus dem Wagen und rannte durch den Regen, ohne auf Sam zu warten. Ich hatte Katy zuletzt ein paar hundert Meter entfernt gesehen und rannte, so schnell ich konnte, an der Grünanlage entlang. Trotzdem kam es mir wie eine Ewigkeit vor, und das Einzige, was ich um mich herum wahrnahm, war die Tatsache, dass mein Funkgerät außer einem schwachen metallischen Geräusch keinen Pieps sagte. Meine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf die Stelle, wo ich sie vermutete. Als ich um die Ecke bog, sah ich drei Dinge, die mich für einen Moment erstarren ließen.
    Einen aufgespannten Regenschirm, den der Wind auf dem Fußweg vor sich hertrieb.
    Ein kleines Moped, bei dem am Nummernschild die linke obere Ecke fehlte, mit Fahranfänger-Zeichen und einem roten Kasten hinter dem Sitz, das am Ende der Straße abgestellt war.
    Das offen stehende Tor zur Grünanlage.
    Ich blieb eine Sekunde lang stehen, während mir Stück für Stück dämmerte, was los war.
    Zunächst einmal gehörte der Schirm eindeutig Katy, und es gab keinen vernünftigen Grund für sie, ihn fallen zu lassen, da der Regen nach wie vor heftig auf die kahlen Zweige prasselte und den Straßenlaternen metallische Klänge entlockte.
    Zum Zweiten hatte ich genau dieses Moped unzählige Male auf den Bändern der Überwachungskameras dieser Gegend gesehen und mir nie etwas dabei gedacht. Solche Lieferantenmopeds sind so allgegenwärtig, dass man sie praktisch übersieht. Sie gehören sozusagen zur Landschaft, zu jeder Tageszeit und bei jedem Wetter. Aber exakt dieses Moped mit dem unverwechselbar

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