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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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dass ich den Angriff ja überlebt hatte, dachte dann aber, dass das vermutlich nicht so gut ankommen würde. Also fragte ich stattdessen nur: » Ist Ian eigentlich hier?«
    Meine Eltern wechselten einen kurzen Blick. » Er war da«, sagte Dad betont neutral. » Er hat eine Weile zusammen mit uns gewartet, musste dann aber gehen.«
    » Er hat noch gesagt, dass er morgen wiederkommt«, fügte Mum hinzu.
    Ich streckte mich, wobei ich den Tropf an meinem Arm spürte. » Dann hat er sich sicher keine allzu großen Sorgen um mich gemacht.«
    » Er war schon reichlich besorgt, würde ich sagen.«
    Wenn Mum sogar willens war, an Ian ein gutes Haar zu lassen, musste es ihr richtig ernst sein. Es tat mir ja leid, ihr solchen Kummer zu machen, aber es war schwer genug gewesen, überhaupt Polizeibeamtin zu werden. Völlig ausgeschlossen, dass ich jetzt einfach das Handtuch warf.
    Immer in der Hoffnung natürlich, dass keine allzu schweren Beeinträchtigungen zurückblieben.
    Am nächsten Tag wartete ich zwar nicht direkt auf Ian, doch als der Tag zu Ende ging, war mir schon bewusst, dass ich ihn noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Meine Eltern hatte ich überredet, sich den Abend freizunehmen und nach Hause zu fahren. Im Fernsehen kam nichts, was mich interessiert hätte, und zum Lesen tat mir der Kopf noch zu weh. Also verbrachte ich die Zeit mit Nachdenken und gelangte dabei zu einigen sehr interessanten Schlussfolgerungen. Dabei musste ich ein bisschen weggetreten sein, denn als ich wieder aufwachte, stand Ian an meinem Bett und sah mich an.
    » Wie fühlst du dich?«
    » Ich spüre jeden Nerv einzeln.« Er trug einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug und dazu ein weißes Hemd mit offenem Kragen. » Hallo.«
    » Selber hallo.«
    » Warst du bei der Arbeit?«
    » Jo.«
    » Und wo ist deine Krawatte?«
    » In der Tasche.« Er zeigte sie mir. » Du kannst das Ermitteln echt nicht lassen, was?«
    » Ich bin eben gern im Bilde über das, was so passiert.« Ich zögerte einen Moment. » Es ist immer noch Montag, oder?«
    » Immer noch Montag.« Er sah auf seiner Armbanduhr nach– einer Rolex Oyster, die ihn ein Vermögen gekostet hatte. Ein Spielzeug für reiche Jungs: Meine Uhr war eine billige Sekonda, die mir meine Eltern mal zu Weihnachten geschenkt hatten. Ich hatte seine Uhr schon x-mal gesehen, aber jetzt plötzlich konnte ich meinen Blick nicht davon losreißen. » Es ist schon zwanzig nach sieben, und die Besuchszeit geht leider nur bis acht. Lange kann ich also nicht bleiben. Aber ich bin gekommen, so schnell ich konnte.«
    Ich zuckte mit einer Schulter. » Du musstest ja arbeiten. Verstehe ich schon.«
    » Klar. Wenn es ums Arbeitenmüssen geht, bist du echt Expertin, stimmt’s?«
    Er sah mich mit einem merkwürdigen Blick an und strich mir mit dem Finger über die Wange. » Hübsch.«
    » So was sagst du sonst nur, wenn ich grässlich aussehe«, sagte ich misstrauisch.
    » Aber nein. Sämtliche Farben des Regenbogens.«
    » Oh. Macht sich bestimmt toll im Gesicht.«
    » Ja.« Mit den Händen in den Hosentaschen stand er neben meinem Bett. » Brauchst du irgendwas?«
    » Was zum Beispiel?«
    Schulterzucken. » Weintrauben? Bringt man die nicht immer mit, wenn man jemanden im Krankenhaus besucht?«
    » Hab keinen Hunger.« Mein Mund war staubtrocken. » Aber steht hier vielleicht irgendwo Wasser rum?«
    Aus dem Plastikkrug, der auf dem Nachttisch stand, goss er mir ein Glas Wasser ein. Und half mir beim Aufsetzen, damit ich trinken konnte. Das war derart anstrengend für mich, dass das Zimmer sofort anfing, sich zu drehen. Stöhnend sank ich zurück aufs Kissen.
    » Alles okay?«
    » Im Moment nicht, aber es geht gleich wieder.«
    Er wirkte besorgt, und mich überkam eine Woge der Zuneigung– eigentlich war er doch ein guter Mensch.
    » Ich glaube, du hattest Recht. Der Polizeidienst ist wirklich nicht ganz ungefährlich.«
    Er lachte. » Ist es jetzt unpassend anzumerken, dass ich dir das ja schon immer gesagt habe?«
    » So was ist immer unpassend.« Ich nahm all meinen Mut zusammen und wagte es: » Genauso wie es eigentlich immer unpassend ist zu sagen, dass es vorbei ist mit uns. Es funktioniert einfach nicht.«
    Sein Lächeln erstarb. » Maeve…«
    » Du willst es doch nur nicht aussprechen, weil ich gerade nicht ganz fit bin, aber es ist wahr. Es war toll mit uns, solange es gut lief, aber es geht auf Dauer einfach nicht. Wir sind viel zu verschieden. Wir haben total unterschiedliche Vorstellungen.«
    » Wann

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