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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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immer wieder betonen, dass er das aber nicht war.«
    Was mir keine Ruhe ließ, war sein Alter. » Hast du wirklich gesagt, er ist erst 24?«
    » Allerdings. 24, noch nie eine Freundin gehabt.« Er beugte sich etwas nach vorn, um den Farbausdruck einer Fotografie aus seiner hinteren Hosentasche zu holen. » Hier ist das Polizeifoto. Das ist Razzi.«
    Es war die Nahaufnahme eines stiernackigen jungen Mannes mit sanften, melancholischen dunklen Augen und einem schlaffen, feuchten Mund, der verblüffend rot war, wie bei einem Kind. Er hatte kurzes schwarzes Haar mit einem etwa drei Zentimeter langen, gegelten Pony, den er nach vorn über die niedrige Stirn gekämmt trug, und eine lange, gerade Nase. Obwohl er bestimmt nicht besonders attraktiv war, sah er aber auch nicht ungewöhnlich abstoßend aus– abgesehen davon, dass man beim Betrachten des Fotos irgendwie das Gefühl hatte, dass etwas fehlte. Aber bestimmt würde jeder, der gerade wegen vierfachen Mordes verhaftet wurde, etwas mutlos aussehen.
    » In seiner Freizeit stemmt er Gewichte«, merkte Rob an und griff nach dem Foto. » Das erklärt diesen Hals. Und seine Arme solltest du mal sehen.«
    Aber es war eher Robs Arm, der mich im Moment interessierte. Als er ihn ausgestreckt hatte, um das Bild wieder an sich zu nehmen, war sein Ärmel hochgerutscht, und dabei kam eine weiße Binde, die vom Handgelenk bis zum Ellbogen reichte, zum Vorschein. » Was ist denn da passiert?«
    Er verzog das Gesicht. » Ach, nichts weiter. Die waren bloß ein bisschen übermotiviert beim Verbinden.«
    » Und was hast du da?«
    » Du weißt doch, dass in der besagten Nacht mein Funkgerät nicht funktionierte. Als du losgerannt bist, um Razmigs nächtliches Vergnügen zu stören, habe ich deshalb nicht gleich mitbekommen, dass du die rote Taste gedrückt hattest. Das habe ich erst kapiert, als ich Sam in einem Affenzahn und schnaufend wie ein Walross an mir vorbeiwatscheln sah. Er war auf dem Weg zu dem Tor, durch das du gerannt warst, und ich bin über die Absperrung gesprungen, um von der anderen Seite ranzukommen.«
    » Hast du dich daran aufgespießt? Aua.«
    Er schüttelte den Kopf. » Es kommt noch besser. Ich renne also durch die Dunkelheit und versuche, dich ausfindig zu machen, ohne viel Lärm zu veranstalten, und als ich dich schließlich entdecke, liegst du am Boden, mit so einem Typen in Motorrad-Lederkluft über dir. Du hattest dich vernünftigerweise zur Kugel zusammengerollt. Ich nehme also die Beine in die Hand, rase quer über die Wiese und stürze mich auf ihn. Leider nicht schnell genug, um zu verhindern, dass er dir voll ins Gesicht tritt. Tut mir leid.«
    Ich winkte ab. » Mein Gesicht ist meine geringste Sorge. Anscheinend sieht es doch heute schon wieder ganz nett aus.«
    » Mmm«, brummte er. » Du bist wohl länger nicht mehr an einem Spiegel vorbeigekommen, oder? Am besten, du belässt es erst mal dabei.«
    » Du hast mir aber immer noch nicht gesagt, was mit deinem Arm passiert ist«, erinnerte ich ihn.
    » Na ja, bis die anderen mich eingeholt hatten, musste ich ein paar ganz ordentliche Schläge einstecken. Ich war ziemlich sauer, ehrlich gesagt. Kate sah verdammt mitgenommen aus, und du lagst da am Boden…« Er unterbrach sich und schüttelte den Kopf. » Ich dachte, ich wär zu spät.«
    » Armer Rob.«
    » Ich weiß. Du kannst mich ruhig bedauern. Jedenfalls musste ich mich ein bisschen mit Razzi prügeln, und da hat der mich doch tatsächlich gebissen.« Er klang so unglaublich angeekelt, dass ich einfach lachen musste. » Freut mich, wenn ich zu deiner Erheiterung beitragen kann.«
    Ich streckte mich und fühlte, wie wieder ein kleines bisschen Energie in meine Arme und Beine zurückkehrte. » Danke, dass du mich gerettet hast.«
    » Gern geschehen.« Er sah mich skeptisch an. » Das meine ich jetzt wirklich so. Wenn du jemals wieder bei einem heiklen Einsatz dabei bist, will ich mit dir zusammen eingeteilt werden. Wäre nur Sam dazugekommen, dann würdest du jetzt im Leichenschauhaus liegen. Nach der ganzen Aufregung brauchte er allen Ernstes eine kleine Verschnaufpause, und jemand hat ihm doch tatsächlich einen Tee gebracht.«
    » In Zukunft werde ich explizit dich anfordern. Aber ich kann Sam trotzdem gut leiden.«
    » Wegen solcher Leute wie Sam sollte es einen jährlichen Fitness-Pflichttest geben«, schimpfte Rob unverhohlen. » Je eher er in Rente geht, umso besser.«
    » Ist ja alles nochmal gutgegangen.« Ich schloss die Augen, aber nicht

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