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Der Brandstifter

Der Brandstifter

Titel: Der Brandstifter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Casey
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noch alles über sie zu erzählen?«
    » Wissen Sie, wo sie gearbeitet hat?«
    » Bei Ventnor Chase, einer PR -Agentur.«
    » Sie war seit August nicht mehr dort beschäftigt. Sie hatten wirklich keinen Kontakt mehr zu ihr, glaube ich.«
    » Letzten Monat wollten wir eigentlich zusammen mal was trinken gehen. Ich hab aber abgesagt. Hab’s nicht fertiggebracht.« Er starrte ins Leere. » Und da glaubt man nun, jemanden zu kennen.«
    » Vielleicht war sie ja doch nicht so einfach und geradlinig.« Ich blätterte in meinem Notizbuch ein paar Seiten zurück. » Können Sie mir eine Telefonnummer geben, unter der ich Tilly Shaw erreiche?«
    Er nahm sein Handy und scrollte durch das Adressbuch, dann gab er mir das Telefon, damit ich mir ihre Nummer abschreiben konnte. » Ich hatte nie vor, den Kontakt mit Bex so abreißen zu lassen. Wir haben uns im Guten getrennt– ich hatte eigentlich gedacht, dass wir in Verbindung bleiben. Sie war schon okay.«
    » Offensichtlich hielt sie große Stücke auf Sie.« Ich stand auf und sah auf ihn hinunter. » Sie hat Sie in ihrer Lebensversicherungspolice als Begünstigten eingesetzt. Sie haben Glück, der Vertrag läuft erst Ende des Jahres ab. Sie haben also Aussicht auf ein hübsches Sümmchen, Mr. Maddick.«
    » Das– das wusste ich nicht.«
    » Aber bevor Sie darauf Anspruch erheben können, müssen Sie beweisen, dass Sie mit dem Mord an ihr nichts zu tun haben. Viel Glück dabei.« Damit ging ich zur Tür. » Danke, ich finde schon allein raus.«
    Ich ließ ihn in seinem Designersessel aus Leder und Chrom sitzen und in die Luft starren. Als ich die Straße entlanglief, versuchte ich herauszufinden, warum ich ihn so unsympathisch fand. Er hatte etwas an sich, das mich irritierte. Etwas an ihm ging mir auf die Nerven. Ich fand, dass er ein selbstgefälliges, berechnendes Ekel war, trotz seines guten Aussehens. Leider war der Umstand, ein Ekel zu sein, kein Grund zur sofortigen Festnahme.
    Aber eigentlich war das ja an sich schon eine Strafe fürs Leben.

Louise
    Es kam mir vor, als hätte ich Freitagnacht keine Minute geschlafen, aber irgendwann musste ich doch weggedöst sein, denn am Morgen wachte ich ganz steif und verfroren auf, mit der Bettdecke auf dem Boden und so etwas wie Schlafsand in den Augen. Es war noch früh, ganz dunkel und still draußen. Diese Stille, die es nur am Wochenende gab, wenn sich die erfolgsbesessenen Frühaufsteher in meiner Nachbarschaft endlich ihrer Erschöpfung hingaben. Niemand regte sich. Aus dem Schlafzimmerfenster betrachtete ich die kahlen, kalten Gärten links und rechts neben meinem und die Rückfront der Häuserzeile dahinter. In keinem der Fenster war Licht oder ein sonstiges Lebenszeichen zu entdecken. Leere Fenster, die blind zurückstarrten.
    Schlafen konnte ich nicht mehr– es gelang mir einfach nicht abzuschalten. Ich fühlte mich viel lebendiger als sonst, war mir meiner physischen Existenz und meiner Umgebung ungewöhnlich bewusst. Den dichten Flor des Teppichs unter meinen Füßen, den weichen Flanell meines uralten Schlafanzugs auf meiner Haut, die Kühle der Luft, die durch das altersschwache Schiebefenster in mein Schlafzimmer zog– all das nahm ich überdeutlich wahr. Die Härchen in meinem Nacken kräuselten sich. Es fühlte sich an wie das sanfte Streicheln einer Fingerspitze, aber ich schüttelte es mit einer abrupten Bewegung ab. Ich hatte Gänsehaut. Doch die kam nur von der Kälte im Haus, sagte ich mir und schlurfte in meinem dicken Frotteebademantel nach unten, um mir einen Tee zu kochen, den ich mit ans Bett nahm. Ich ließ die Nachttischlampe ausgeschaltet, lehnte mich in die Kissen, umfasste den Becher mit beiden Händen, schlürfte die dampfende Flüssigkeit, wartete auf die Morgendämmerung und schmiedete Pläne. Ich stellte eine Aufgabenliste für mich zusammen– für den Tag, die Woche, den Rest des Monats. Nichts davon bezog sich auf die Arbeit, sondern alles hatte einzig und allein mit mir zu tun, mit dem, was ich war und was aus mir werden konnte. Rebecca hatte mir so lange zugeredet, mich zu ändern. Es lag schon eine Ironie darin, dass ich jetzt, wo ihre Stimme für immer schweigen würde, endlich anfing, das zu tun, was sie mir immer geraten hatte.
    Als ich zwei Stunden später das Haus verließ, hatte ich mir jedes Zimmer einzeln vorgeknöpft, hatte alle alten Klamotten, Schuhe und Bettbezüge, die entsorgt werden mussten, eingesammelt und in Säcke gesteckt. Das Zeug taugte nicht mal mehr für die

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