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Der Brennende Salamander

Der Brennende Salamander

Titel: Der Brennende Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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Rosen vielleicht. Oder mit Rehen oder Hirschen. Auf jeden Fall etwas Heiteres.
    Tut mir leid, sagte ich, nicht ohne Triumph in der Stimme. Ich oder wir malen das, was uns aufgetragen wird. Wenn Mona Orelli anordnet, daß hier eine Kreuzigung abgebildet sein soll, malen wir eine Kreuzigung, will sie eine Madonna, machen wir eine Madonna. Und schließlich muß man sich an jedes Bild gewöhnen, das neu ist. Und außerdem gibt es auch noch Brigida, die Ihr befragen könnt wegen der Bilder in der Schlafkammer. Ich machte eine Pause und schaute ihn prüfend an. Ihr seid doch sicher, daß Ihr sie bekommt – diese virago  – oder?
    Er sah mich an und überlegte wohl, ob er mir diesen Ausfall durchgehen lassen solle.
    Ich werde sie schon bekommen, sagte er nach einer Weile und beobachtete mich mit verkniffenem Gesicht. Auf dem Papier gehört sie mir schon – fast. Aber dennoch verhandeln wir weiter.
    Bei wieviel seid Ihr denn? fragte ich boshaft. Wieviel ist sie Euch wert?
    Er zögerte einen Augenblick, schwankte vermutlich zwischen Prahlen und Stillschweigen, dann entschied er sich für Offenheit. Im Augenblick sind wir bei fünfhundert Goldflorin, sagte er mit Nachdruck.
    Ihr könntet aber ohne weiteres auf achthundert gehen, schlug ich mit ernsthafter Miene vor, wobei ihn meine Ironie kaum erreichte. In Anbetracht dieses total überflüssigen Kopfes ist es sicher nicht unangebracht, noch höher zu gehen.
    Er lachte kurz auf, ohne mißtrauisch zu werden. Dann sagte er: Die müßigen Gedanken, die sie wegen ihres bisherigen Umgangs noch in ihrem Kopf herumschleppt, werde ich ihr irgendwann schon austreiben.
    Ich lachte. Soll etwa ich schuld sein an diesem Kopf?
    Zumindest nicht Ihr allein. Aber euer aller Einfluß ist nicht zu übersehen. Sie sagte mir einmal, daß sie überhaupt erst zu leben begonnen habe, seit es dieses Atelier im Haus ihres Vaters gibt. Endlich habe sie die richtigen Menschen gefunden für Gespräche, die sie immer suchte und in ihrem Elternhaus nie fand, bestimmt nicht bei ihrer Mutter. Endlich könne sie über ihre Canzonen reden, ihre Lieder, ihre Fabeln. Er hielt inne und schaute mich hilflos an, so daß ich fast so etwas wie Mitleid mit ihm empfand. Ich sagte ja, fuhr er fort, daß ich ganz gewiß keine virago heiraten würde, wenn ich nicht dazu gezwungen wäre.
    Vielleicht solltet auch Ihr Canzonen schreiben, dann könntet Ihr Euch mit ihr darüber unterhalten, schlug ich mit ernstem Gesicht vor.
    Er lachte. Ich habe weder Boccaccio gelesen noch Petrarca, aber irgend etwas wird mir schon einfallen, womit ich sie unterhalten kann, sagte er dann und versuchte, mir einen Blick zuzuwerfen, wie ihn Männer untereinander tauschen, wenn sie von ihrem letzten Besuch in einem Frauenhaus reden.
    Noch habt Ihr ja Zeit, in den nächsten Wochen kann sich viel ändern.
    Mag sein, räumte er ein, aber auf jeden Fall keine Kreuzigung in meinem Schlafzimmer! Habt Ihr gehört? fragte er noch einmal. Ich mag kein Blut sehen, das heruntertropft. Alles voller Blut, das tropft, Hände, Füße, Bauch. Und der Christuskopf womöglich wieder so, daß er mich an meinen Abakusmeister erinnert, von dem ich stets nur Prügel bezog.
    Ich lachte. Jeder Christus erinnert an irgend jemanden. Ich male auch nie einen, der mich nicht an jemanden erinnert, den ich kenne.
    Egal, wie er aussieht. Ich will nicht, daß er zuschaut, daß er beobachtet, was wir im Bett machen, wie wir es machen und wie oft. Und wie sie sich dabei verhält und wie ich. Es ist, als würde einer eine Leiter ans Haus stellen und zum Fenster hereinschauen. Ich weiß, daß ich sündige, aber ich will nicht jeden Tag daran erinnert werden, denn selbstverständlich werde ich nicht nur bei meiner Frau liegen, um Nachkommen zu zeugen, ich werde es auch sonst tun. Und ich will es oft tun, begreift Ihr das?
    Ich hatte inzwischen genug von seinen Intimitäten und warf den Pinsel erbost auf den Stuhl. Dann verließ ich den Flur und hoffte, daß er dieses Haus so rasch wie möglich verlassen würde.
    Mein Wunsch ging schneller in Erfüllung, als ich dachte.
    Nachdem ich in der Nacht wieder hörte, wie die Möbel hin und her geschoben wurden – er hatte die Wasserader wohl noch immer nicht gefunden –, und nachdem im Anschluß an das Rumoren wieder die Trompete geblasen wurde wie einst in Jericho, hatte Messer Noldani offenbar genug von diesem Haus.
    Ich sah am Morgen, wie er seine wenigen Sachen zusammensuchte, eine Speckseite und einen Laib Brot in seinen

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