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Der Brennende Salamander

Der Brennende Salamander

Titel: Der Brennende Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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Barben an die Angel zu bekommen, die ich am Mittag Brigida mitbringen wollte, da sie zu ihren Leibgerichten gehörten.
    Im Augenblick waren wir mit anderem beschäftigt: Daniele saß mit einem zerfetzten Netz am Ufer, das uns ein Fischer geschenkt hatte und das dringend geflickt gehörte, Leonello und ich versuchten, ein Leck zu reparieren, das der Sturm in unser altersschwaches Boot gerissen hatte, Rocco schlug einen Poller fest, der sich aus der Erde gelöst hatte, und Lazzaro trug Reiser zusammen für unsere Fischmahlzeit.
    Ich meine – Leonello suchte nach Worten, die das Ungeheuerliche am besten beschreiben konnten –, ich meine in dem Bett, in dem sie kurz zuvor gelegen hatte?
    Ich versuchte, ruhig zu bleiben: Was stört euch daran? Falls es so gewesen wäre? Und was ist ›kurz zuvor‹?
    Es widerspricht unseren Abmachungen, sagte Rocco nüchtern. Keiner von uns sollte versuchen, sich ihr zu nähern, ihr näher zu sein als die anderen. Keiner sollte sich einen Vorteil verschaffen.
    Ich schlug einen Nagel so heftig in die Bootsplanke, daß er sich verbog und ich einen zweiten einschlagen mußte.
    Habe ich vergessen, euch zu erzählen, daß es ein Erdbeben gegeben hat? sagte ich dann grimmig. Es war ein leeres Bett!
    Aber doch ein Bett, in dem sie geschlafen hatte, oder? hakte Daniele nach. Zumindest hast du so etwas erwähnt, als du zurückkamst.
    Und was ist der Unterschied, fragte ich zurück, zwischen einem Bett, in dem sie geschlafen hat, und einem Bett, in dem sie nicht geschlafen hat – kurz zuvor?
    Nun, den Unterschied macht die Bettwäsche aus, erklärte Leonello und versuchte, den zweiten, ebenfalls schief eingeschlagenen Nagel geradezuschlagen. Ich meine, ob es ihre Bettwäsche war oder deine. Im letzteren Fall handelt es sich gewissermaßen um ein jungfräuliches Bett, da gibt es keine Gerüche und keine Dellen, an denen man sehen kann, wo ihr Körper lag, keine zerknäulten Pfühle oder etwas Ähnliches.
    Ich habe weder Pfühle noch ähnliches inspiziert, sagte ich zornig und unterschlug das zerknitterte Laken. Es war ein völlig normales Bett. Und dazu das einzige, das ich haben konnte.
    Schrei nicht so! sagte Daniele und schaute zu den Leuten hinüber, die soeben in einem Kahn über den Arno gestakt wurden und amüsiert zu uns herüberschauten. Es braucht nicht halb Florenz mitzuhören, in wessen Bett du geschlafen hast.
    Aber mich stört es nun mal, stellte Leonello lautstark fest, ohne sich um Danieles Bedenken zu kümmern. Wenn man im Bett eines anderen gelegen hat, nimmt man etwas mit.
    Was denn?
    Nun, den Geruch des Vorgängers zum Beispiel. Man trägt ihn an sich, kann ihn wieder neu aufleben lassen, in Phantasien schwelgen und …
    Ich sprang auf und kniete vor ihn hin: Rieche!
    Seid nicht albern, sagte Rocco nachsichtig. Wir haben das damals geschworen, daß wir sie nur aus der Ferne verehren wollten, ohne sie zu berühren, keiner sollte ihr näher sein als der andere. Damals.
    Wäre es vorstellbar, daß ihr dieses völlig lächerliche Gespräch endlich beendet? fragte Lazzaro mit gerunzelter Stirn, während er die Reiser stapelte. Erwachsene Männer, die an einem schönen Sonnentag nichts anderes zu besprechen haben als ein benutztes Bett, in dem irgendwann eine Frau geschlafen hat? Drei Männer, die sich irgendwann in grauer Vorzeit ein Versprechen gegeben haben, das längst überholt ist? Ihr könnt nicht mehr normal sein! Oder seid ihr noch Kinder aus jener Zeit, aus der das Versprechen stammt?
    Gab's denn keine anderen Betten als nur dieses? wollte Daniele wissen, ohne sich um irgendwelche Einwände zu kümmern.
    Es gab kein bezogenes, und ich wußte nicht, wo die Bettwäsche war, antwortete ich und kippte dabei einen Teil der Nägel in den Sand.
    Bettwäsche pflegt normalerweise in Truhen aufbewahrt zu werden, sagte Leonello, stand auf und streckte sich. Dann ging er zu unseremFischeimer hinüber, nahm eine Plötze heraus, schlug sie mit einem harten Schlag auf einen Stein und begann, sie mit einem raschen Schnitt von den Kiemen bis zum Schwanz aufzuschlitzen.
    Die hättet ihr ohne weiteres wieder ins Wasser werfen können, sagte Daniele vorwurfsvoll, die ist viel zu klein.
    Rocco stöhnte auf: Bitte nicht wieder das gleiche Zeremoniell wie immer, welcher Fisch groß genug ist, um gegessen zu werden, und welcher nicht! Ich werde gewiß keine Bittschrift abfassen, welchen ich behalten darf und welcher wieder zurück in den Arno muß.
    Eure Adeoration ist ohnehin mehr als

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