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Der Brennende Salamander

Der Brennende Salamander

Titel: Der Brennende Salamander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingeborg Bayer
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ich.
    Ich weiß es nicht. Vielleicht wollte ich auch nur einmal darüber reden.
    Mag sein.
    Weshalb, bei Gott, wolltest du eigentlich kein Maler werden? fragte Rocco gequält. Aus Trotz? Weil ich es wurde?
    Ich schwieg so lange, bis Rocco aufstand. Komm, laß es! Das war kein gutes Gespräch. Und am Sonntag muß ich ohnehin wieder nach Lucca.
    Triffst du Daniele eigentlich oft?
    Daniele? fragte er verblüfft. Nie. Einmal kam er mit seinem Onkel nach Lucca, weil er irgendwelche Matratzen abliefern mußte. Der Alte redete mir den ganzen Abend die Ohren voll von den besten Matratzen der ganzen Welt, so daß ich dabei einschlief.
    Zwei Tage später trafen wir uns wieder. Diesmal wirkte Rocco so, als habe es diesen trübseligen Abend nicht gegeben.
    Eigentlich, sagte er, wollte ich es neulich schon anschneiden, aber dann war ich nicht sicher, ob es gut ist, über ungelegte Eier zu reden.
    Und jetzt sind sie gelegt? fragte ich amüsiert.
    Noch nicht, aber ich will trotzdem darüber reden. Erinnerst du dich eigentlich an das Haus dieses reichen Seidenhändlers, das wir damals für das ›Feuer der Eitelkeiten‹ ausplünderten?
    Ich runzelte die Stirn, beschloß aber, zunächst abzuwarten. Natürlich erinnere ich mich, sagte ich daher kurz und unterschlug meine Begegnung mit Brigida, die nur wenige Tage zurücklag. Aber dieser Messer Orelli war damals über Land gefahren. Was ist mit ihm?
    Nun, Rocco zog mit dem Fingernagel Weinspuren über die Tischplatte, er will Mäzen werden.
    Er will was? fragte ich verblüfft.
    Mäzen werden. Verstehst du mich nicht?
    Und weshalb will er das?
    Nun, weshalb wohl? Weil es Ansehen bringt. Bis jetzt ist er nichts weiter als ein erfolgreicher Seidenhändler unter hundert anderen Seidenhändlern. Er gibt brav seine Florin für das Ospedale, aber das ist es dann auch schon.
    Und?
    Nun, ganz offensichtlich genügt ihm das nicht mehr. Er will über den anderen Seidenhändlern stehen, größer sein als sie, über sie herausragen.
    Und dazu fehlen ihm ein paar Künstler, die er unterstützt, spottete ich. Ist es so?
    Rocco goß mir Wein nach. Genauso ist es.
    Und dich hat er unter den Tausenden von angehenden Malern, die noch Leim rühren, ausgesucht, um sich als Mäzen großzutun?
    Wenn du es so sagst, klingt es lächerlich, sagte Rocco verärgert. Ich will dich nicht lächerlich machen, besänftigte ich ihn, aber die Sache scheint doch nun wirklich seltsam zu sein.
    Es ist so, daß er an meinen Meister, den er gut kennt, herangetreten ist. Offenbar will er in seinem Haus am Arno ein Atelier ausbauen.
    Und was hat das mit dir zu tun?
    Rocco schüttelte ungeduldig den Kopf. Ich gehöre zufällig zu der bottega meines Meisters, und wenn er dorthin darf, dann ich natürlich auch.
    Du und ein paar andere, ergänzte ich.
    Natürlich, räumte er ein, schließlich läßt er für einen kleinen garzone kein Atelier bauen. Aber ich erzähle es dir deswegen, weil ich dachte, daß es dich vielleicht reizen würde, ebenfalls dort zu arbeiten. Als Maler, sagte Rocco bedeutungsvoll und schaute auf meine Hände, nicht als Färber.
    Auch ich betrachtete meine Hände.
    Du wärst zwar ein Jahr später lavorante als ich, sagte Rocco eifrig, aber das wird dich ja wohl kaum stören.
    Ich unterschlug ein zweites Mal an diesem Abend die Wahrheit. Wieso sollte es das? Im übrigen ist es gleich, bei wem ich mein Lehrgeld zahle.
    Und so entstand, während wir noch einige Becher Wein miteinander tranken, die verrückte Idee eines Lebensplanes. Eines Plans, den wir zwar ernstnahmen, aber auch wiederum nicht ganz ernst. Als wir uns spät in der Nacht, mehr torkelnd als gehend, verabschiedeten, hatten wir beide das Gefühl, einen wunderbaren Abend miteinander verbracht zu haben, den wir nicht vergessen würden.
    Aber es dauerte Jahre, bis wir den Plan in die Wirklichkeit umsetzen konnten, denn immerhin ging es dabei nicht nur um uns beide: Messer Orelli wollte eine ganze compagnia fördern, und so stießen noch Leonello und Lazzaro zu uns und später Daniele, der nur zu gern das Leimkochen dem Matratzenstopfen vorzog. Daß wir dann eines Tages wirklich in das Atelier in dem Haus am Arno einziehen durften, hatte auch mit der Unterstützung durch Brigida zu tun, die insgeheim hoffte, eines Tages nicht nur Kopffüßer malen zu können. Hinter dem Rücken ihrer Mutter arbeitete sie ernsthaft an sich, studierte in jeder freien Stunde die Bilder, die unsere Stadt berühmt gemacht hatten und die, obwohl alle über Brigidas Vorhaben

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