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Der Brenner und der liebe Gott

Der Brenner und der liebe Gott

Titel: Der Brenner und der liebe Gott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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die detektivische Gegenfrage ist.
    »Was sagt ihr zu der?«
     
    Der Brenner hat dabei das Foto, das der Knoll ihm gegeben hat, auf den Tisch gelegt.
     
    »Fesche Katze«, haben die beiden fast gleichzeitig gesagt, weil eingespieltes Team. Aber Hilfe waren sie keine für den Brenner, weil sie haben das Mädchen nicht gekannt. Nur der Sicherheitschef ganz aufgeregt vor Freude, dass er dem Brenner seine Professionalität beweisen kann. Weil sofort sein Handy herausgezogen und ein Foto vom Foto gemacht. »Falls sie mir unterkommt, geb ich dir Bescheid.«
     
    »Aber erst nachdem sie dir unter gekommen ist«, hat der Bauleiter gegrinst, und der Brenner hat sich gefragt, ob das Grinsen schief war oder ob es nur so gewirkt hat, weil die Sommersprossen so ungleich verteilt waren.
     
    »Natürlich«, hat der Nikotinsäugling wieder den Witz hinterhergetragen: »Erst nachdem sie unter mir gekommen ist.«
     
    Aber dann ist das Sommersprossengrinsen immer schiefer geworden, so schief, als hätten sie das Nikotinpfeifchen im Kreis gehen lassen und die Substanz im Pfeifchen verzerrt dem Brenner die Optik. Seine Optik war aber nicht das Problem, weil der Brenner Eins-a-Optik. Sonst hätte er, wie er sich endlich umgedreht hat und dem Blick des Sommersprossenarschlochs gefolgt ist, nicht so gut gesehen, was sich vor dem einzigen Fenster des Cafes Liliputbahn abspielt.
     
    »Schönen Dank für die Warnung«, hat er den beiden noch von der Klotür aus zugerufen, während der Kressdorf und der Obersenatsrat Stachl draußen direkt neben seinem Mondeo aus dem Kressdorf- Jeep gestiegen sind. Aber das Lachen haben die beiden auf ihrer Seite gehabt, das ist ganz klar, weil die haben schon die ganze Zeit gewusst, dass sie hier auf ihren Chef warten.
     
    Jetzt nichts wie hinaus durchs Klofenster, und dann ist der Brenner ein Stück die Hauptallee entlanggegangen und hat die Mailbox vom Knoll-Handy abgehört, weil er hat sich nicht zum Mondeo getraut, solange der Kressdorf nicht weg war.
     
    Mein lieber Schwan, mit so einem Grant hat man den Brenner schon lange nicht mehr gesehen. Dass der idiotische Wachhund und seine Pippi Langstrumpf ihn so hineinrennen lassen haben, war aber nicht einmal zur Hälfte schuld daran, dass seine Laune mit jedem Schritt schlechter geworden ist. In erster Linie ist es an dem Mist gelegen, den die Knoll-Jünger dem Knoll auf die Mailbox gejammert haben. Weil das war eine Belastung, wo du als offizieller Kripomann sofort ein halbes Jahr psychologische Betreuung bekommen würdest, und zwar von der attraktivsten Polizeipsychologin.
    Sonst der Brenner nicht so ein ungeduldiger Mensch, aber er war auf der Suche nach einem entführten Kind, und da hast du es eilig. Da kannst du nicht Anrufe abhören, bis das Entführungsopfer volljährig ist und sagt, ich bleibe freiwillig bei meinem Entführer, weil ich habe mich an ihn gewöhnt. Sondern du musst schnell sein. Ewig lange Telefonnachrichten sind schon im normalen Leben schwer auszuhalten, aber in der Situation vom Brenner fällt es genau genommen schon unter Beihilfe zum Mord. Ihm ist beim Abhören fast das Ohr eingeschlafen, und obwohl er normalerweise immer einer war, der grundsätzlich nur mit dem linken Ohr telefoniert hat, hat er sogar einmal kurz auf das rechte Ohr gewechselt. Er hat sich gefragt, ob der Knoll diese Nachrichten überhaupt jemals abgehört hat. Oder vielleicht war es nur so eine eigene Kummernummer, wo er die Betschwestern drauf reden hat lassen. So wie man einen Vielredner manchmal bitten muss: Sprich doch deine interessanten Gedanken in einen Plastiksack und stell ihn mir vor die Tür, ich hör's mir später an.
     
    Aber wie der Brenner schon abdrehen wollte, ist doch noch eine Nachricht gekommen, die ihn interessiert hat. Und ich meine nicht die Nachricht, wo der Knoll selber angerufen und den ehrlichen Finder gebeten hat, ihm das verlorene Handy gegen einen Finderlohn von hundert Euro ins Büro zu bringen, weil die ist natürlich gleich am Anfang gewesen. Sondern pass auf: Eine heisere Männerstimme hat auf die Mailbox gesagt: »Samstag, neun Uhr früh. Eine Million und keine weiteren Verhandlungen.«
     
    Fünfunddreißig Stunden nachdem die Helena aus der durchsichtigen Insassenzone verschwunden ist, und fünf Stunden nachdem der Brenner von der Polizei in den Regen geschickt worden ist, und vier Stunden nachdem der Knoll betont hat, nicht er, sondern der liebe Gott könnte die Helena zu sich genommen haben, hat der Brenner bemerkt,

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