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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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ausgetragen sehe, füge ich mich Ihrer schön formulierten Pression: Sie werden für »Ungenach« DM 3.000.— erhalten
    a)   sofort nach Unterschrift unter den hier anliegenden Vertrag;
    b)   falls Sie den hier beiliegenden Antrag auf Freistellung von Steuerabzug unterschreiben, kann ich Ihnen den Betrag in Gänze zuleiten, falls Sie das nicht tun, bin ich nach unseren Gesetzen, denen ich nicht zuwiderhandeln kann, gezwungen, 25% Steuern abzuziehen. Meiner Ansicht nach können Sie diese Anlage aber ohne weiteres unterschreiben und auch den erwünschten Nachweis beibringen.
    Ich hoffe, daß dann für Sie diese Frage geklärt ist. In Zukunft treffen wir solche Vereinbarungen, bevor wir das Manuskript in Satz geben; dann kommen wir nicht mehr in solche Situationen.
    Ich wollte Ihnen noch eine freudige Mitteilung machen. Wir wollen die »Verstörung« in der BS bringen, und zwar im nächsten Programm, d. h. in einem der Monate von Mai-Oktober 1969. Ich weiß, daß ich damit einen Wunsch von Ihnen erfülle, und ich freue mich, daß Sie dann in der BS erscheinen.
    Falls Sie einverstanden sind, wird der Insel Verlag dem Suhrkamp Verlag eine Lizenz für die Ausgabe in der BS geben, und zwar für die Dauer von fünf Jahren. Der Ladenpreis beträgt DM 6.80, das Honorar für alle Autoren 7,5%, also DM 0.51 pro Exemplar.
    Laut unseren Abmachungen wird dieses Honorar zwischen dem Insel Verlag und Ihnen 50 : 50 geteilt. Vorauszahlung DM 1.500.—. Ihr Lizenzanteil wird zur Abdeckung des Darlehens verwandt. Die Abrechnung erfolgt nach Verkauf.
    »Wenn Sie nicht gewillt oder imstande sind, meinen Vorschlag zu akzeptieren, so bin ich nicht gewillt und d. h. nicht imstande«, die »Verstörung« in der BS herauszugeben.
    Ich bitte Sie um Ihre Äußerung.
    In Ihrem letzten Brief erwähnen Sie das Problem des Darlehens nicht mehr. Sollten wir das jetzt nicht regeln? Ich möchte Ihnen hierzu einen Vorschlag unterbreiten, freilich kann ich nicht umhin, Sie vor meiner »agronomischen Schläue« (die Sie bewundern, ich selber eher verachte, aber vielleicht ist das das gleiche) zu warnen: ich würde vorschlagen, daß wir die Hälfte des Betrages, also DM 20.000.—, als Optionsgebühren für kommende Bücher ansehen. Dieser Betrag wäre also nicht rückzahlbar und braucht durch Zahlungen nicht abgedeckt zu werden. Für die zweite Hälfte, also die weiteren DM 20.000.—, geben Sie uns eine Sicherung insofern, als Sie auf den Namen des Insel Verlages eine Hypothek auf Ihr Haus eintragen lassen. Ich erinnere Sie, daß dies Ihr eigener Vorschlag war, Sie wollten sogar den ganzen Betrag als Hypothek eintragen lassen. Im Maße der Rückzahlung bzw. des Anlaufs von Honoraren, die wir zur Abdeckung des Darlehens verwenden, verringert sich dann damit entsprechend die Darlehensschuld und die hypothekarische Sicherungsschuld.
    »Wohl gesprochen«, erwiderte Candide. »Nun aber müssen wir unseren Garten bestellen.«
    Herzlich
    Ihr
    Siegfried Unseld
    Anlagen

[50]
     
    Ohlsdorf
    27. 7. 68
    Lieber Herr Dr. Unseld,
    heute gehen die Fahnen von »Ungenach« nach Frankfurt zurück, gleichzeitig, in diesem Kuvert, der Vertrag für den Band. Ich bin in Ohlsdorf, mein Finanzamt ist in Wien, ich kann also den »Antrag« nicht unterschrieben zurückschicken, Sie dürfen nicht gegen Ihr Gesetz zuwiderhandeln, also bitte ich Sie, mir die 75% von 3.000.— sofort an mich in Ohlsdorf zu überweisen, ich habe einen Installateur, einen Dachdecker und einen Zementlieferanten zu zahlen, mir aber die restlichen 25% zu reservieren, denn wenn ich in Wien bin, gehe ich sofort aufs Finanzamt usf. 1
    Ich freue mich im Grunde sehr auf das Buch. 2
    Dass die »Verstörung« in der Bibliothek herauskommt, ist auch eine gute Nachricht, also »ich bin gewillt und imstande« usf., die »Verstörung« betreffend. Natürlich.
    Den Absatz über das Darlehen verstehe ich im Augenblick nicht, weil mich meine Arbeit am »Roman« so beschäftigt wahrscheinlich. Aber das Ganze schaut wie Vernunft aus.
    Ich bin ja am 24. 9. in Darmstadt zu einer Lesung und werde vorher oder nachher in Frankfurt sein, wahrscheinlich sind Sie in Frankfurt und es gibt Gelegenheit, über alles ein kurzes Gespräch zu führen.
    Neinnein, ich bin sehr glücklich, gut in Fahrt und ein Freund von Candide.
    Herzlich
    Ihr
    Thomas Bernhard
    1   Am Rand dieses Absatzes findet sich der handschriftliche Vermerk von dritter Seite »not[iert] Buchhaltung«.
    2   Th. B. schreibt am selben Tag an

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