Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
Günther Busch: »Ihre Änderungen sind gut, ein paar habe ich noch gemacht, auch zwei, drei Kleinigkeiten ›rückgängig‹. Ich freue mich sehr auf das Buch und bitte, ist eins fertig, mir das gleich zu schicken. Ich habe eine besondere Bitte, das Biographische betreffend, das mir immer Magenweh verursacht. Ich wünsche mir, dass die Biographie nur enthält: ›Thomas Bernhard, geboren am 10. Februar 1931 in Heerlen / Holland, lebt in Ohlsdorf, Oberösterreich.‹ aus, fertig. Nichts von freier Schriftsteller (im »Prosa«-Band heißt es ›Schiftsteller‹) usf., das ist alles widerwärtig und uninteressant.«
[51; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
Frankfurt am Main
29. Juli 1968
Lieber Herr Bernhard,
ich danke Ihnen für Ihren Brief vom 27. Juli und freue mich, daß wir, wenn wir auch nicht übereinstimmen, so doch die Unstimmigkeiten bereinigt haben.
Ich möchte wirklich die Angelegenheit mit dem Darlehen weiter klären. Habe ich mich so undeutlich ausgedrückt?
Das Darlehen beläuft sich auf DM 40.000.—. Wir splitten es auf in
a) DM 20.000.— Darlehen, dafür geben Sie eine hypothekarische Sicherung. Diesen Betrag verpflichten Sie sich, zurückzuzahlen, sei es durch aufgelaufene Honorare oder wie auch immer;
b) DM 20.000.— sind Vorauszahlungen auf kommende Bücher. Gehen wir von dem Satz DM 3.000.— aus, so würde das bedeuten, daß wir Ihnen damit die Vorschußzahlungen für mindestens 6 Bücher geleistet haben. Praktisch würde das bedeuten, daß Sie keine Verpflichtungen mehr haben zur Rückzahlung dieses Betrages von DM 20.000.—, daß aber Ihre kommenden Bücher jeweils mit einem Honorar von DM 3.000.— belastet sind.
Die Buchmesse findet in diesem Jahr vom 19.-24. September statt. Wir können uns also vor dem 24. sicher sehen, wenn auch nur kurz und von meiner Seite aus in buchmessegestörter Verfassung. Nach dem 24. September gedenke ich, für vier oder fünf Tage in Urlaub zu fahren.
Mit freundlichen Grüßen und guten Wünschen für die Arbeit
Ihr
Siegfried Unseld
[52; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉; Rundbrief an Autoren; Briefpapier des Suhrkamp Verlags]
Frankfurt am Main
24. August 1968
Liebe Freunde,
Günter Grass, Max Frisch und Peter Bichsel haben (in Anwesenheit von Pavel Kohout) den anliegenden Aufruf geschrieben. Sie bitten um Ihre Unterschrift. Wir wollen mit diesem Aufruf einen großen Kreis erreichen. Es ist daran gedacht, nach der Veröffentlichung des Aufrufs die Öffentlichkeit allgemein zur Unterschrift aufzufordern.
Bitte geben Sie Ihre Zustimmung zur Unterschrift spätestens bis Montagmorgen telefonisch oder telegraphisch.
Telefon: Frankfurt 0611 / 72 08 81 bis 83
Telegramm: Suhrkampverlag Frankfurtmain.
Die Veröffentlichung soll Dienstag erfolgen; wir geben dann auch an, wohin die Unterschriften geschickt werden sollen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Siegfried Unseld
[Anlage 1 ]
1 Die im Brief erwähnte Anlage hat sich im Fall von Th. B. nicht erhalten, Uwe Johnson hat sie aufbewahrt. Es handelt sich um einen Aufruf gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts (ohne Rumänien) am 20. August 1968 in die CõSSR. (Der Aufruf ist gedruckt in Uwe Johnson—Siegfried Unseld. Der Briefwechsel , S. 515ff.) Die Erklärung erscheint mit den Unterschriften von 35 Autoren in der Zeit vom 30. August 1968. Th. B. unterzeichnet ihn zusammen mit z. B. Theodor W. Adorno, Max Frisch, Uwe Johnson, Günter Grass und S. U.
[53; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
Frankfurt am Main
3. September 1968
Lieber Herr Bernhard,
»Ungenach« ist erschienen. Ich freue mich darüber. Wir druckten eine Auflage von 7.000 Exemplaren, der Ladenpreis ist DM 3.—, Ihr Honorar DM —.20 pro Exemplar. Das Garantiehonorar für 15.000 Exemplare, also DM 3.000.—, haben Sie erhalten. 1
Bitte verfügen Sie über 20 Freiexemplare. Ich sende Ihnen ein Exemplar vorab zu.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Siegfried Unseld
1 Ungenach wird am 29. August 1968 als Band 279 der edition suhrkamp an den Buchhandel ausgeliefert. Mit der Publikation von Ungenach wird Th. B. Autor des Suhrkamp Verlags. Entsprechend tragen ab diesem Zeitpunkt die an ihn gerichteten Briefe von S. U. den Briefkopf des Suhrkamp Verlags. Ausnahmen sind vermerkt.
[54; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
Frankfurt am Main
21. Oktober 1968
Lieber Herr Bernhard,
ich fühle mich verpflichtet, Sie von Gesprächen zu unterrichten, die hier im Verlag stattgefunden haben. Bitte
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