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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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diese Beschlagnahme der einzige Bezug zum Haupttitel der Messe ist: Orwell 2000. Die Pressekonferenz verlief glänzend. In der FAZ stand etwas von der ›witzigsten Veranstaltung‹ der Messe.«
Am 5. Oktober 1984 schreibt Ulrich Weinzierl in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung unter dem Titel Wer recht hat. Thomas Bernhard auf der Buchmesse :
»Der Dichter selbst ließ sich nur befragen und sagte, böser Dinge hübsche Formel, auf charmante Weise einiges Uncharmante über seine Heimat. […] Im Auditorium herrschte darob, wie sonst vor allem im Gerichtssaal, lebhafte Heiterkeit.«

[471; handschriftlich; Ansichtskarte: »Sintra – Portugal Hotel PalÄcio de Seteais«]
     
    [Sintra]
    16. X. 84
    Der Lebensmensch u. der Verleger – waren mir die zwei wichtigsten von allen. Nachdem der »Lebensmensch« tot ist, möge der Verleger solange als möglich leben – ich wünsche ein baldiges ruhiges Zusammentreffen im November.
    Thomas Bernhard

[472]
     
    Wien
    7. November 1 84
    Lieber Doktor Unseld,
    ich bitte Sie, die Auslieferung sämtlicher in Ihrem Verlag erschienenen Bücher von mir nach Österreich ab sofort einzustellen. Dieses Auslieferungsverbot meinerseits, alle meine im Suhrkampverlag erschienenen Bücher von Thomas Bernhard [betreffend], dauert bis zum Ende des gesetzlichen Urheberrechts und also über meinen Tod hinaus.
    Ich bitte Sie, diesen meinen Wunsch unverzüglich zu erfüllen.
    Mit herzlichen Grüssen
    Thomas Bernhard
    1   Im Original steht als Monatsangabe »Oktober«. Für den November als Datum der Abfassung des Briefs spricht neben dem Posteingangsstempel des Verlags vom 9. November eine Telefonnotiz Burgel Zeehs vom 7. November 1984: »Nachdem er mir um 16.45 h gesagt hatte, was er Herrn Dr. Unseld sagen wollte, nämlich:
ab sofort soll kein Buch von ihm mehr nach Österreich ausgeliefert werden
rief ich ihn gegen 18 Uhr nochmals an. Er war gerade von der Post zurück: er hatte einen Brief an Dr. Unseld bereits aufgegeben.«

[473; Anschrift: Wien]
     
    Frankfurt am Main
    9. November 1984
    Lieber Thomas Bernhard,
    der Börsenverein des Deutschen Buchhandels veranstaltet vom 4.-9. Juni 1985, in der Folge einer gelungenen Präsentation in New York, nun auch eine deutsche Buchmesse in Madrid. Der Suhrkamp Verlag wird sich an dieser Messe mit einem großen Stande beteiligen, dies auch wegen der Bedeutung, die spanischsprachige Autoren für den Verlag haben.
    Ich stelle mir jedoch vor, daß der Suhrkamp Verlag sich in Madrid vor allen Dingen als Verlag deutschsprachiger Literatur präsentiert. Wir werden aus diesem Anlaß einen Almanach herausgeben, in dem einige Autoren, deren Werke spanisch übersetzt sind oder übersetzt werden, hervorgehoben werden sollen. Mir liegt nun sehr viel daran, daß Sie mit einem Text vertreten sind, der auch Ihnen für diesen Zweck wesentlich erscheint, der also einen Bezug zu Spanien hat oder für Spanier von besonderem Interesse sein könnte. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie mir einen Vorschlag machen könnten. Ich will gewiß niemandem zumuten, dafür einen Text zu schreiben, andererseits wäre es natürlich für den Almanach eine Bereicherung, wenn wir sagen könnten, daß er auch einige Erstveröffentlichungen bieten kann.
    Die Texte sollten allerdings zwei bis drei Maschinenseiten nicht überschreiten. Falls die Texte nicht schon übersetzt sind, werden sie ins Spanische übersetzt. Aus diesem Grunde sollten wir sie möglichst noch vor Weihnachten haben. 
    Und noch eine Frage: gibt es Photos, die Sie vor spanischem Hintergrund zeigen? Photos mit Flamencotänzerinnen würden bevorzugt. 1
    Herzliche Grüße
    [Siegfried Unseld]
    1   Im Almanaque de las Editoriales Insel y Suhrkamp con ocasiÆn de la Semana de Libro Aléman en Madrid , Frankfurt am Main 1985, findet sich auf S. 24 ein Porträt von Th. B. Abgedruckt sind vier Texte aus dem Stimmenimitator in der spanischen Übersetzung von Miguel SÄenz: Der Fürst, Fruchtbarkeit, Abgefunden und Expedition (siehe Th. B.: Werke 14 , S. 321, 323, 324 und 330).

[474; Anschrift: Wien; Telegrammnotiz]
     
    Frankfurt am Main
    9. November 1984
    Wegen Flugdisposition Treffen Caféhaus Sacher erst um 13 Uhr möglich. Gruß Unseld. 1
    1   Am 9. November trifft nicht nur Th. B.s Verbotsbrief [siehe Brief 472] ein, am selben Tag druckt Die Presse unter der Überschrift Bernhard verbietet Auslieferung seiner Bücher nach Österreich eine Presseerklärung von Th. B.:
»Ich habe meinem deutschen Verleger Unseld

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