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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Wir reden, ich gehe mit ihm nach Neu-Isenburg zum Essen, bleibe dann noch mit ihm im Frankfurter Hof zusammen. Sehr gute Unterhaltung. Er entwickelt seine Idee zu einem Suhrkamp-Literaturpreis der Peter Suhrkamp-Stiftung.« Am 2. Juni kommt es dann noch zu einem Frühstück mit Th. B. und Krista Fleischmann, deren Bernhard-Film Die Ursache bin ich selbst S. U. zwei Wochen später im Fernsehen sieht und in der Chronik unter dem Datum des 15. Juni 1986 wie folgt kommentiert: »Es ist ein faszinierendes Erlebnis: der Monolog dieses Autors ist ein großer Dialog mit der Zeit, der Welt, mit uns.«

[506; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    2. Juli 1987
    Lieber Thomas Bernhard,
    nun ist das Kunststück »Watten« auch in die Bibliothek Suhrkamp aufgenommen. Ich freue mich darüber. Das Grün des Umschlags ist nicht das angestrebte, aber es ist doch auffallend und nicht ohne Attraktivität. 1
    Zwei Verlassene grüßen sich. 2
    Herzlich
    Ihr
    Siegfried Unseld
    1    Watten erscheint am 24. Juni als Band 955 in der Bibliothek Suhrkamp.
    2   Burgel Zeeh, die mit Th. B. regelmäßig alle 14 Tage telefoniert, ist zwischen Ende Juni und Anfang August auf einer China-Reise.

[507; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
     
    Frankfurt am Main
    28. Juli 1987
    Lieber Thomas Bernhard,
    aus Salzburg erreicht mich eine merkwürdige Nachricht. Herr Jung vom Residenz Verlag schreibt, er hat mit Ihnen eine Sonderausgabe Ihrer biographischen Schriften besprochen. 1 Ich hoffe, daß das nicht zutrifft. Es war unser alter Plan, dies einmal zu machen. Und in Lissabon haben wir doch darüber gesprochen, daß Sie die neue Arbeit dem Residenz Verlag nur dann geben, wenn er wirklich endlich einmal Ihrem Diktum folgt und keine Neuauflagen bringt. Nun soll diese Sonderausgabe kommen. Das wäre wirklich sehr schmerzhaft.
    Herzliche Grüße
    Ihr
    Siegfried Unseld
    1   S. U. bezieht sich auf einen Brief von Jochen Jung an S. U. vom 24. Juli 1987. Darin bezeichnet Jung die Autobiographie von Th. B. als das Wichtigste und Großartigste, das der Residenz Verlag jemals publiziert habe. Sich von diesen Rechten zu trennen käme einer Selbstverstümmelung des Verlags gleich. Er wolle daher die Rechte behalten und im nächsten Jahr eine einbändige Sonderausgabe dieser Bücher herausbringen; das habe er auch mit Th. B. besprochen, der ihn gebeten habe, es S. U. mitzuteilen.

[508]
     
    Ohlsdorf
    8. August 87
    Lieber Siegfried Unseld,
    Monate nach meiner Unterredung mit Herrn Schaffler, meine Kindheits- und Jugendbiografie betreffend, ersuchte mich Herr Doktor Jung um eine Unterredung, die in Salzburg stattgefunden hat – vor drei Wochen – und in der mich der Dr. Jung darauf aufmerksam gemacht hat, dass er allein für den Residenzverlag entscheidend und Herr Schaffler keinerlei Entscheidungsgewalt , eben den Residenzverlag betreffend, mehr habe. Herr Jung erklärte mir, dass der Residenzverlag die Rechte an meinem in Frage stehenden Werk unter keinen Umständen mehr abgeben werde und meine Verhandlungen mit Wolfgang Schaffler null und nichtig seien. Dagegen machte ich meinen, mit Ihnen besprochenen Standpunkt deutlich – in aller Freundlichkeit. Herrn Jung verliess ich (aus dem schönen Garten im Schlosswirt in Anif!) mit meiner nachdrücklichen Feststellung, dass für mich nach wie vor die mit Wolfgang Schaffler getroffene Abmachung gelte.
    Herr Jung schrieb Ihnen bald darauf einen Brief, in dem er von einem Einverständnis meinerseits, die Herausgabe eines kommenden Bandes oder mehrerer Bände meiner Biografie spricht, jedenfalls gibt er in seinem Brief an Sie diesen Anschein. Ich habe keinerlei Einverständnis gegeben. Wie gesagt, wünschte und wünsche ich, dass auch meine Biografie im Suhrkampverlag erscheint künftig.
    Wie das zu machen ist, weiss ich nicht, nachdem ich ja jetzt keinerlei Möglichkeit einer solchen Wunschbetreibung mehr habe, ausser einer gerichtlichen, auf die ich mich niemals einlassen werde, denn das wäre ja das Absurdeste.
    Meine Arbeit an sich ist mir wichtiger als alle Querelen um Da oder Dort und es müsste von jetzt ab nurmehr noch Sache der Verlage und der Verleger sein, sich in diesem wie mir scheint, schon ziemlich lächerlichen Punkt zu einigen – oder nicht. Ich selbst werde dazu nichts mehr veranlassen. Sollten Sie die Biografie in die Rechte des Suhrkampverlags einbringen wollen, so kann es nur Ihre Versuche in dieser Richtung wert sein.
    Im Übrigen geht es mir ausgezeichnet und ich arbeite,

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