Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
für mein ›In hora mortis‹ gewünscht und ich weiss jetzt nicht, ob dem tatsächlich entsprochen worden ist.
Ich bitte inständig um einen neuen Satz (möglicherweise beider Bücher) und grüsse Sie mit allen Anzeichen der Verehrung,
Ihr
Thomas Bernhard«
2 Burgel Zeeh hält in einer Telefonnotiz am 18. September fest: » Herzliche Grüße an den Verleger und Dank für den Brief. Aber: er bittet sehr um einen Neusatz der Lavant-Gedichte, der Kompromiß gefällt ihm ganz und gar nicht.«
3 Die Anlage hat sich im Nachlaß von Th. B. nicht erhalten.
[511; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
15. September 1987
Lieber Thomas Bernhard,
ich belaste Sie nicht mit unseren wissenschaftlichen Büchern, aber es könnte doch sein, daß Sie das Buch des polnischen Wissenschaftlers Jacek Wozniakowski »Die Wildnis. Zur Deutungsgeschichte des Berges in der europäischen Neuzeit« interessiert. Ich schicke es Ihnen mit gleicher Post zu.
Herzliche Grüße
Ihr
Siegfried Unseld
[512; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
13. Oktober 1987
Lieber Thomas Bernhard,
zum zweiten Mal haben wir den Versuch gemacht, eine Geschichte des Suhrkamp Verlages zu schreiben. Darin sind natürlich auch die Stationen der Beziehung zu Ihnen festgehalten. Sie beginnen 1965 mit der Erzählung »Amras« in der edition suhrkamp. Und ich hoffe, daß wir in den nächsten Jahren und Jahrzehnten noch manches Opus in die Geschichte einfügen können.
Ich schicke Ihnen ein Exemplar zu. Falls Sie weitere Exemplare haben wollen, lassen Sie es Frau Zeeh wissen. 1
Herzliche Grüße
Ihr
Siegfried Unseld
1 Der Brief trägt neben der Anschrift die handschriftliche Notiz von dritter Seite »persönlich übergeben«. Th. B. kommt am 15. Oktober 1987 nach Frankfurt, S. U. schreibt darüber in seiner Chronik :
»Nachmittags trifft Thomas Bernhard ein. Er bringt zwar das Manuskript ›Neufundland‹ nicht mit, aber wir hatten ein hervorragendes Gespräch, schrieben gemeinsam einen Brief an den Residenz Verlag (16. 10.), um die Verhältnisse und Beziehungen Thomas Bernhards zum Residenz Verlag zu regeln und die autobiographischen Bücher zurückzuführen. Herr Jung wird an diesem Brief zu knabbern haben.
Guthaben von Thomas Bernhard: DM 319.000.—. Welch eine Änderung, wenn man bedenkt, daß die Beziehung mit einem Darlehen von DM 40.000.— begann.«
Der von S. U. und Th. B. gemeinsam unterzeichnete Brief an Jochen Jung vom 16. Oktober 1987 lautet:
»Sehr geehrter Herr Jung,
Thomas Bernhard ist in Frankfurt, und wir haben noch einmal über das gesprochen, was ihm das Wichtigste ist: er will sein Werk in eine Hand legen, damit auch für eine längere Zukunft die Verhältnisse zentral geordnet sind. Wir, Thomas Bernhard und ich, machen Ihnen aus dieser Überlegung heraus folgenden Vorschlag:
Der Band ›Der Zweifel‹ kann im Residenz Verlag im Frühjahr 1988 erscheinen unter den nachstehenden Bedingungen:
1. Mit Wirkung vom 1. Januar 1991 fallen alle Rechte an den bei Ihnen veröffentlichten Büchern von Thomas Bernhard an ihn zurück; er wird die Rechte dann an uns übertragen.
Dies unter Berücksichtigung des folgenden Punktes:
2. Der Residenz Verlag kann alle bisher bei ihm erschienenen Werke Thomas Bernhards einzeln als gebundene Ausgaben zeitlich unbefristet weiterführen; der Suhrkamp Verlag verpflichtet sich seinerseits, nach 1991 keine Einzelausgaben dieser Titel in gebundener Form herauszugeben. Diese Titel von Thomas Bernhard können also, soweit sie lieferbar gehalten werden, im Katalog des Residenz Verlages geführt werden.
3. Der Residenz Verlag verlängert keine ablaufenden Taschenbuchverträge und schließt ab sofort keine neuen Taschenbuchverträge mehr ab. Hier erhält der Suhrkamp Verlag eine Option. Vom 1. Januar 1991 an tritt der Suhrkamp Verlag in alle entsprechenden Verträge ein.
Sehr geehrter Herr Jung, Thomas Bernhard und ich haben diesen Vorschlag reiflich und in Ruhe überlegt. Nach außen hin, gegenüber dem Buchmarkt und der Öffentlichkeit, bleiben die Titel im Residenz Verlag; nach innen hin wird das Werk konzentriert zusammengehalten. Wir hoffen, daß Sie diesem Vorschlag zustimmen können.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr
Siegfried Unseld
|mit herzlichen Grüßen
Ihr Thomas Bernhard|«
[513; handschriftlich; auf Papier des Hotels Frankfurter Hof, Frankfurt]
Frankfurt am Main
16. Oktober 87
Lieber S. U.,
spät, aber nicht zu spät, werden die Deutschen auch im Anlegen des
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