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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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es nur mit Schillingen zu tun, bei einer deutschen Bank mit DM , es ist nicht ungerechtfertigt, zu hoffen, daß auf die Dauer die DM die stabilere Währung bleiben wird. Ein Konto hätte auch Vorteile, die ich jetzt lieber nicht schriftlich beschreiben möchte.
    Aber was das Steuerrecht betrifft, ergibt sich nun ein anderes Problem. Wir hier wissen ja nicht, ob Du nun für die Dauer Aufenthalt in Österreich nimmst oder nicht. Solange wir dies nicht wissen, erfolgt die Abrechnung wie bisher. Solltest Du Dich aber entscheiden, Deinen Aufenthalt für einen längeren Zeitraum in Österreich zu nehmen, müßtest Du bei Deinem zuständigen Finanzamt eine Freistellung von der deutschen Einkommensteuer beantragen (die Formulare erhieltest Du durch uns, die Freistellung würde ohne besonderen Aufwand erfolgen).
    Mein Rat: Du hast ja ein Haus in Kronberg (das Du ja wegen der bekannten Schwierigkeiten auch nicht vergessen wirst), also kannst Du Dich ja in der Bundesrepublik ebenfalls aufhalten. Vielleicht telefonieren wir einmal darüber.
    Schöne Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    1
P. H. hatte in einem handschriftlichen Brief vom 7. Februar 1980 Burgel Zeeh gefragt: »Wie wird es hier mit den Geldüberweisungen? Ich weiß nicht, ob das mit Österreich so einfach ist wie mit Frankreich? […] Gibt es Schwierigkeiten, so wäre es vielleicht nützlich, sich ein Konto (bei einer deutschen Bank?) in Freilassing einzurichten?«
    391 [304; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    18. Februar 1980
    Lieber Peter,
    ich schicke Dir eine Doppelrezension aus dem »Merkur« und unsere Anzeige auf Seite 3 der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung«. 1
    Schöne Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    1
Peter Dettmering, Landschaft als Selbst-Objekt , in: Merkur , 2/1980, S. 198ff., sowie Albert von Schirnding, Der vermessenste aller Landvermesser , ebenda, S. 195ff. Die Anzeige für Langsame Heimkehr mit dem Zitat »Er ist, bei aller sprachlichen Meisterschaft, zuerst und wieder zuletzt, der Text einer Erlösungs-Geschichte.« (Martin Meyer, Sich einlassen , in: Neue Zürcher Zeitung , 20. Oktober 1979) erschien am 16. Februar 1980 auf S. 3 der Frankfurter Allgemeinen Zeitung .
    [305]
    [Salzburg]
    22. März 1980
    Lieber Siegfried,
    in mein Manuskript des »Kinogehers« hat die geehrte Frau Dessauer 30 notwendige, 30 nützliche und 300 unnütze bis beschädigende Korrekturen gemacht. Für das erste bin ich ihr dankbar. Ich hänge an dem Buch sehr und weiß, daß ich in den neun Monaten Arbeit draus ein schönes deutsches Ding gemacht habe, das auch zu mir gehört; sehe aber nach zwei Arbeitsgängen mit vielen Wortentscheidungen, außer den notwendigen und nützlichen Korrekturen, nichts
392 mehr zu tun. Walker Percy habe ich um die Autorisierung gebeten für die Kürzungen, und gestern hat er mir aus dem schönen Staat Louisiana die Erlaubnis erteilt. Ich schicke Dir seinen Brief mit und erbitte ihn wieder zurück, bei Gelegenheit. 1 Auf das Buch freue ich mich. Bei »Liebe in Ruinen« habe ich im Klappentext gelesen, daß Percy ein katholischer Autor sei. Das mag sein; aber man sollte es nicht so sagen: es gibt ein leicht abgeschmacktes Gefühl wie bei Graham Greene, Böll, Bernanos oder sogar Bruce Marshall. Der Kinogeher ist eine sehr leichte und tiefe amerikanische Version des »Fremden«, zwanzig Jahre nach Camus, und alle zwanzig Jahre wird es sicher immer weiter in der Geschichte der Menschheit eine entsprechende Geschichte des Fremden geben (müssen). Ich bin dem Buch treu geblieben und habe es doch so umgemodelt, daß auch jedes Wort mein eigenes sein könnte: ein andres könnte ich gar nicht niederschreiben. In einer kleinen Notiz sollte auch angemerkt werden, daß ich die Bearbeitungen mit dem Einverständnis des Autors gemacht habe.
    Seit ein paar Wochen arbeite ich an einer Erzählung und habe oft große Freude daran. Sie heißt »Die Lehre der Sainte-Victoire« und ist auch ein Essay und ein Manifest, aber das merkt man wohl nicht: als ganzes ist es pure Erzählung. Sie wird vielleicht hundert lichte Seiten haben, und ich hoffe herzlich, bis Ende April damit fertig zu sein. (Ich habe ungefähr die Hälfte und arbeite jeden Tag, bis ich nicht mehr kann. »Gestaltung ist Erlösung«.) Folgendes hat der Unterzeichnete damit vor: ich würde gern – wenn es geschafft ist – ein Buch draus machen, die Erzählung aber zusammentun mit den Aufsätzen, kleinen Prosatexten und den Gedichten, die ich in den letzten Jahren, ab 1974, als

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