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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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schlechte Zeit, und so werde ich besser auf den Frieden und die exorzierten Räume warten. 2 Es gibt zuvor wohl auch noch vieles (vielleicht in wenigen Worten) zu bereden. Alles Gute für Dich, und herzliche Grüße,
    Dein Peter
    1
Der Brief trägt den handschriftlichen Vermerk von S. U.: »tel.«. In einer Telefonnotiz vom 17. Oktober 1980 hielt S. U. fest: »Peter Handke kommt am Dienstag, den 2. Dezember 1980, nach Frankfurt.«
2
Das Typoskript der Kindergeschichte umfaßt 103 Blatt; der von P. H. stammende Datumseintrag am Ende des Typoskripts lautet: » Salzburg, Frühjahr und Sommer 1980«. 1980 fand die Frankfurter Buchmesse zwischen dem 7. und 13. Oktober statt.
    [320; Anschrift: Salzburg]
    Frankfurt am Main
    18. November 1980 1
    Lieber Peter,
    hier zweimal die Korrekturfahnen zur »Kindergeschichte«. Als ich sie heute früh bekam, habe ich mich gleich wieder festgelesen. Ich kann es kaum erwarten, bis ich das Buch in Händen halten kann. Dieses Buch wird Deinen Ruhm für alle Zeit festigen.
    Ein kleines Bedenken: Wenn Du liest, überleg Dir jeweils die Stellen »wie nie zuvor«. Vielleicht ist das ein- oder zweimal zuviel.
    Wir warten sehr auf die Rücksendung der Korrektur. Hier werden Fellinger und ein Korrektor den Text genau lesen. Wir wollen ein Buch ohne Druckfehler!
    Herzlich
    Dein
    Siegfried
     
    419 P. S.: Anbei ein Ausdruck des Umschlags. Ist nicht der Stift etwas zu groß geworden? 2
    | Der 2. Dez. ist fest eingeplant. | 3
    1
Die Briefkopie trägt den handschriftlichen Vermerk von Gudrun Weidner: »26. 11. Kopie an Handke, da er Brief + Umschlag [nicht] hatte«.
2
Der Umschlag der Originalausgabe der Kindergeschichte zeigte auf einem metallicfarbenen Fond einen von Amina Handke gezeichneten Bleistift.
3
S. U. berichtet in einer Notiz Gespräch mit Peter Handke, 2. 12. 1980, Frankfurt: »Er hat ein Theaterstück (›Über die Dörfer‹) vollendet und damit den Bereich der ›Langsamen Heimkehr‹ abgeschlossen; es sei der letzte ›Sprung‹ gewesen. Nun sei er erschöpft und wolle, um zu arbeiten, Übersetzungen vornehmen. Als erstes Emmanuel Bove, ›Mes amis‹. Ein Buch, das Beckett und Rilke zu ihren Lieblingsbüchern zählten. Ursprünglich etwa um 1921 [1924] in Paris erschienen, wieder neu herausgegeben 1977 von Flammarion. Wir holen während seiner Anwesenheit die Rechte in Paris ein. Das zweite ist ein poetischer Essay von Francis Ponge, ›La mounine‹, 30 Seiten, etwa 1941 erschienen; nach seiner Meinung noch nicht übersetzt, aber das müssen wir recherchieren. Vielleicht wissen Friedhelm Kempf oder Helmut Scheffel, wo dazu mutmaßlich die Rechte liegen können. Francis Ponge ist ja immer wieder unter den Nobelpreis-Verdächtigen genannt worden. Zu meiner Überraschung erzählt mir dann Peter Handke vom Theaterstück. Es sei ›reines Theater‹, sein Titel ›Über die Dörfer‹ (er sei so zu verstehen: man fahre nicht über die Autobahn, sondern über die Dörfer aufs Land). Das Stück hat einen realen Kern: das Drama von Geschwistern, Bruder und Schwester, und im Zentrum steht ein Haus, das verschwinden soll. Das Stück hat zwei Bilder mit jeweils einem Vorspiel, es dauert etwa 3 1 / 2 Stunden, 10 Personen, darunter zwei junge Frauen, 30-40 Jahre alt, zwei Männer, die Hauptrollen spielen müssen, ebenfalls 30-40 Jahre, zwei alte Frauen, ein Kind mit 10 Jahren, drei Männer in Nebenrollen. Das Stück beginnt mit einem Vorspiel vor dem Vorhang. Bruder und Schwester sprechen miteinander; das erste Bild spielt vor einer nicht genau zu bestimmenden Großbaustelle. Dann wieder ein Dialog vor dem Vorhang, und das zweite Bild spielt dann vor
420 einem ländlichen Friedhof. Von der Form her sei für ihn neu, daß es sich hier natürlich um ein Konversationsstück handelt, es werden nicht eigentlich Dialoge gesprochen, sondern die Figuren reden in langen Passagen. Sie reden zu sich oder erzählen den anderen Figuren, aber mehr in einem Erzählstil. Durch die Sprache ziehe sich ein ganz bestimmter Rhythmus. Er hätte lange gedacht, das ganze in Versen von freien Rhythmen zu schreiben, aber das sah ihm dann zu anspruchsvoll aus. Aber wichtig sei dieser Rhythmus, der sich durch das ganze Stück ziehe. Das Stück liefe auf eine Katastrophe zwischen den Geschwistern hinaus. Es geschieht dann eine äußerste Entzweiung, am Ende aber kommt als deus ex machina ein Mensch, und das Stück endet dann mit einer Liebeserklärung an den Menschen. Am Rande sprachen wir über einen Band

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