Der Briefwechsel
ein aufregender Abend, der irgendwie die Zuschauer zwischen Begeisterung und Ablehnung teilte. Es gab Stimmen, die von diesem Stück, das zwischen Chaplin und Wittgenstein angesiedelt sei, begeistert waren, es gab aber ebenfalls junge Leute, die sagten, sie seien nun für die Streichung der Subvention, weil sie nicht einsehen, daß diese Subvention für diese Art Theater ausgegeben werden sollte. Die Diskussionen werden sicherlich weitergehen.«
188 [149; Anschrift: ]
Frankfurt am Main
6. Januar 1971
Lieber Peter,
in unserer Ankündigung für das 1. Halbjahr 1971, die ich Dir hier beilege, findest Du auf Seite 23 die Ankündigung Deines Stückes mit dem richtigen Titel, ebenso in der Januar-Ankündigung, die wir an den Buchhandel verschickt haben. Unsere Werbeabteilung habe ich darauf hingewiesen und erfahren, daß der Fehler nur in »konkret« passiert sei. 1
Auf der Rückseite unserer Ankündigung findest Du die »Angst des Tormanns beim Elfmeter« »55. Tausend in der Auslieferung«, das ist etwa 3 Wochen vorgegriffen. Wir drucken im Augenblick das 51.-55. Tausend. Die Auslieferung dieser neuen Ausgabe wird Ende Januar stattfinden. Du siehst, der Tormann hat nicht nur Angst, sondern läuft und läuft und läuft.
Herzlich
Dein
[Siegfried Unseld]
Anlage:
Ankündigungen 1. Halbjahr 71 Insel und Suhrkamp
1
Der Suhrkamp Verlag warb in konkret , 1/1970, in einer schwarzweißen Streifenanzeige für die Januar-Titel der edition suhrkamp – das Theaterstück war ohne den bestimmten Artikel vor »Ritt« bibliographiert.
189 [150; Anschrift: Düsseldorf]
Frankfurt am Main
12. Februar 1971
Lieber Peter,
anbei die besprochene 1 Notiz für »Le Monde«. Ich schicke das an Joseph Breitbach und bitte ihn, diese Notiz in einer sehr guten französischen Übertragung an »Le Monde« weiterzuleiten. 2
Herzliche Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
Anlage 3
1
S. U. besuchte P. H. am 8. Februar 1971 in Düsseldorf und notierte in seinem Reisebericht Köln–Düsseldorf–Brüssel–Aachen, 8.-10. Februar 1971: »Abendessen. Da seine fast zweijährige Tochter anwesend war, um die sich der Vater rührend und fast ausschließlich bemühte, kamen wir in den ersten drei Stunden nicht über den small talk hinaus. Handke möchte aus Düsseldorf wegziehen, ihm ist auch seine Wohnung gekündigt worden. Er sucht einen Ort mit einem sehr guten Kindergarten; dort wird er hinziehen. Handke hat sich inzwischen die Berliner Inszenierung vom ›Ritt über den Bodensee‹ angesehen, er ist nicht sehr überzeugt. Kritisches Verhältnis zu Peymann und Wiens. Es ist noch nicht sicher, ob er selber den Ritt in Basel inszenieren wird. Das Wichtigste: Peter Handke wird selber den Buchtext ›Chronik der laufenden Ereignisse‹ vorbereiten. Der Text selbst liegt uns vor, er wird im Laufe der Monate dann die Bilder einarbeiten. Zum Band ›Über Handke‹: Scharang sei ihm als Herausgeber recht, wenn er auch nicht begeistert ist. Bei Karlheinz Bohrer hat er Bedenken, ob er dies überhaupt machen würde. Er selber hätte am liebsten als Herausgeber Herrn Schloz (er sei derjenige, der die beste Kritik über den ›Ritt über den Bodensee‹ in ›Christ und Welt‹ geschrieben habe. [Günther Schloz, Ritt über den Wannsee , in: Christ und Welt , 29. Januar 1971] Er bat, daß wir mit ihm Ver
190 bindung aufnehmen). Er wird vorläufig nichts mehr für das Theater schreiben, aber das kann sich bei Handke ja von einer Woche zur anderen ändern. Wenn er seinen neuen Wohnsitz gefunden hat, will er an den Roman [ Der kurze Brief zum langen Abschied ] gehen. Er rechnet damit, daß er das Manuskript dann bis Mai 1972 abliefern kann. Auf meinen Wunsch hin läßt er eine Meldung aus ›Le Monde‹ korrigieren. […] Der ›Tormann‹ wird jetzt von Wim Wenders für das Westdeutsche Fernsehen verfilmt. ›Spectaculum‹-Honorar wollten wir schriftlich klären.«
2
Joseph Breitbach sandte am 22. Januar 1971 S. U. einen Brief mit der Kopie einer Seite von Le Monde vom 22. Januar 1971: »[…] in der gestrigen, aber auf heute, 22. Januar datierten Ausgabe von ›Le Monde‹ erschien in der Beilage, ›Le Monde des livres‹, ein Artikel über den ›Verlag der Autoren‹ in dem sich ein verleumderisches Wort gegen Sie persönlich befindet […].« Die Meldung hatte folgenden Wortlaut: »Né de la sécession du secteur théâtral des Editions Suhrkamp à Francfort, le ›Verlag der Autoren‹ a fait le bilan
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