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Der Briefwechsel

Der Briefwechsel

Titel: Der Briefwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siegfried Peter-Unseld Handke
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Sonnabend um 11.15 h von Barcelona aus in Le Bourget an. 1 Ich möchte mich für den Nachmittag bei Beckett anmelden. Vielleicht können wir uns gegen 18 h treffen – am besten in meinem Hotel, das ja zentral gelegen ist (Hotel des Saints Pères). Solltest Du andere Vorstellungen haben, so lasse mich das bitte wissen.
    252 Ich möchte freilich doch nochmals mit Dir über das Thema »Leseerlebnisse« sprechen. Ich kann die Anthologie kaum machen, wenn Du nicht, zumindest mit einem einseitigen Text, vertreten bist.
    Schöne Grüße
    Dein
    [Siegfried Unseld]
    1
S. U. flog nicht nach Barcelona. In der Chronik notierte er: »20. März: Ich erhalte die Nachricht, daß die Agentin Carmen Balcells [die Rechte am Werk von Pablo] Neruda an Luchterhand vergeben hat, ohne meine Unterredung mit ihr abzuwarten. Ich sage daraufhin meine Barcelona-Reise ab.«
    [205]
    [Paris]
    13. März 74
    Lieber Siegfried,
    ich freue mich, dass Du am 23. nach Paris kommst. Wenn es möglich ist, grüsse Beckett von mir und frag ihn, ob er sich noch erinnert, in der Closerie des Lilas ein Tuborg-Bier getrunken zu haben. Gern bin ich um 18 Uhr im Hotel. Dann können wir reden.
    Beckermann hat mir einige Andrucke geschickt. Mir ist der 12-Punkte-Andruck am liebsten. Wo es sich mit den Zeilen nicht ausgeht, fängt man halt eine neue Zeile an. Ich bin sicher, dass das nicht stören wird. Es ist auch am wenigsten pretentiös so. Ich würde die Zeile auch nicht einrücken!
    Thomas Beckermann meint, es sei vielleicht schlimm, dass auf dem Foto La Défense »la défense« geschrieben sei, also klein. Das scheint mir schon deswegen nicht schlimm, weil
253 das Wort ja so kleingeschrieben aus einer Zeitung ausgeschnitten und so aufs Foto geklebt ist. Das Inhaltsverzeichnis soll natürlich ganz hinten sein, nach dem letzten Foto. 
    Statt »leerer als ein leeres Schwimmbecken« hab ich mir gedacht, könnte man einsetzen »leerer als ein Schwimmbecken, aus dem man das Wasser abgelassen hat« oder: »leerer als ein Schwimmbecken im Winter«. Besser ist wohl das erste. 1
    Ich würde ganz gern mit Dir ins Theater gehen. Jetzt haben sie einige Tage nicht gespielt, weil Jeanne Moreau krank war. 2
    Ich trinke wieder ein bisschen zuviel, glaube ich.
    Ich freue mich und bedanke mich auch – dafür, dass Du mir hilfst, ein Buch nach meiner Vorstellung zu machen.
    Herzlich
    Dein Peter
     
    | Als möglichen Ersatz für das dunkelste der Fotos von La Défense schicke ich ein andres – für den Fall, daß die Reproduktion sich nicht machen läßt. Auch für das Margenfoto zu Beginn des Buches gibt es eine kleine Alternative: da sieht man die hohen Zirrhuswolken besser. Aber es ist nicht so wichtig. Man kann alles auch lassen, wie es ist. |
    1
P. H., Die Reise nach la défense. 22. 2. 1974 (in: P. H., Als das Wünschen noch geholfen hat , S. 39-54) besteht aus 16 von ihm aufgenommenen Fotos mit Legenden. S. 52 lautet die Legende: »Am Abend, wenn fast niemand mehr wegfährt und niemand mehr ankommt, ist diese unterirdische Halle leerer als ein Schwimmbecken, aus dem man das Wasser abgelassen hat.«
2
S. U. schreibt in seinem Reisebericht, Paris 23. März - 25. März 1974 : »Nach der Vorstellung [ La Chévauchée sur le lac de Constance ; siehe Brief 193, Anm. 2] in der Garderobe von Jeanne Moreau. Ein verwandelter Handke, leicht gelöst und französisch locker parlierend. Im Taxi zu einem der schönen Nacht-Speise
254 lokale ins Quartier Latin. Der Francs-Indikator des Taxis kletterte auf 8 frs., und als wir ausstiegen, bezeichnete der Taxifahrer, diese Fahrt zu Ehren von Jeanne Moreau gemacht zu haben, und verweigerte die Annahme des Geldes. Zu viert im Restaurant: Jeanne Moreau, Gérard Depardieu, Handke und ich. Nur um freundlich zu sein, bringe ich das Gespräch auf die Ankündigung der Wiesbadener Festspiele, die im Zeichen Handke stehen sollten. Zwei Stücke von Handke werden dort gespielt, und als Gastspiel ist die Pariser Aufführung angekündigt. Jeanne Moreau fiel aus jeder Contenance. Die Schauspieler wüßten nichts davon, sie seien auch gar nicht bereit, nach Wiesbaden zu gehen, wie ich auf diese Idee käme. Unversehens befand ich mich in der Verteidigung, die ich nur schlecht wahrnehmen konnte, weil mein Französisch dafür einfach zu schwach ist. Mit Jeanne Moreau englisch zu sprechen, was gut ging, verbat sich, weil der Schauspieler kein Wort englisch konnte und Handke schwieg – dann beging ich die zweite Unvorsichtigkeit. Ich

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