Der Briefwechsel
am Telefon überfallen. Rudolf Rach wird Dich am Montag anrufen, um Deine Antwort zu erfahren; ihm eilt die Sache, weil er mit Romy Schneider im Wort ist, ob sie, Romy Schneider, mit Louis Malle Kontakt aufnehmen soll. 1 Ich selber bin ja, wie ich Dir heute ebenfalls schrieb, dann nicht mehr in Frankfurt, doch bin ich jederzeit in St. Moritz zu erreichen.
248 Schöne Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
1
Siehe Brief 205, Anm. 1.
249 [202; Rundbrief an Autoren des Suhrkamp und Insel Verlags]
Frankfurt am Main
25. Februar 1974
Lieber Peter,
ich denke an die Herausgabe eines Buches mit Beiträgen deutschsprachiger Autoren zum Thema: Erste Leseerlebnisse. Der Titel besagt exakt, was ich meine. Martin Walser hat mich mit seinem »Hölderlin auf dem Dachboden« zu diesem Plan ermutigt; er schrieb dort »dabei hat wahrscheinlich jeder schon die Erfahrung gemacht, daß Literatur in der Naturgeschichte eines Lebens eine Rolle spielen kann, die so wichtig ist wie die Rolle des Vaters, des ersten Gewitters, der ersten Eisenbahnfahrt«. 1
Darum geht es: wie war jene erste Begegnung mit Literatur? Blieb sie beständig, weil sie wesentlich oder folgenreich war? Trifft eine erste Begegnung mit Literatur das Bewußtsein stärker als spätere Begegnungen? Mir scheint, das Thema ist von Belang für den, der schreibt, wie für den, der liest, für den also, der sich seines Wegs durch Literatur bewußt wird. Vor allem jedoch für den jungen Leser, der, dringlicher denn je, der Orientierung, Anregung und Ermutigung bedarf.
Dieses »suhrkamp taschenbuch« sollte im Frühjahr 1975 erscheinen; die Manuskripte sollten bis zum 1. Oktober im Hause sein. Das Honorar wird pro rata bei Erscheinen überwiesen. Die erste Auflage beträgt 25.000 Exemplare. Umfang mindestens 3 Seiten, maximal (für Uwe Johnson) 20 Seiten.
Ich bitte um ein Wort, ob ich mit einem Beitrag rechnen kann. Ich würde mich sehr freuen.
Herzliche Grüße
Dein Siegfried
1
250 Martin Walser, Hölderlin auf dem Dachboden , entstand 1960, zuletzt gedruckt in: M. W., Aus dem Wortschatz unserer Kämpfe , Suhrkamp Verlag, S. 127-138, siehe das Zitat S. 127.
[203]
[Paris]
26. Februar 74
Lieber Siegfried,
ich habe mich entschlossen, das Buch doch »Als das Wünschen noch geholfen hat« zu nennen, und ich finde den Titel richtig.
Wie gesagt, ich kann mir das Buch nur als Taschenbuch vorstellen. Trotzdem wünsche ich mir einen schönen und vor allem sorgfältigen Druck, etwa so grosszügig wie »Wunschloses Unglück« gesetzt ist. 1
Für die Titel der Texte bitte jeweils eine eigene Seite. (Dann die Titel nicht wiederholen.) Als Frontispiz und »Rückfrontispiz« habe ich zwei Farbfotos, hier der Stadtrand in Auteuil, am Morgen vorn, am Abend hinten.
Die schwarz-weiss-Fotos von »Die Reise nach La Défense« brauchen zum genauen Reproduzieren sicher Arbeit. Ich möchte sie aber genauso wiedergegeben, genauso traurig, trüb, grau, mit flockiger Luft. Das entspricht nämlich der Wahrheit in der Realität. Die Schreibmaschinentypen-Legenden darunter sollen beibehalten werden. Wenn möglich, die Fotos auf Buchseitenformat vergrössern. Den weißen Rand sollte man nicht sehen. Das Gedicht, das ich zuletzt geschrieben habe, steht am Ende. »Die Sinnlosigkeit und das Glück«.
Weisst Du was? Ich freue mich auf das Buch und hoffe, dass alles so schön wird, wie ich es mir vorstelle. Ich glaube auch, die Aufsätze ergänzen gut die Gedichte und umge
251 kehrt. Die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt, und wie sie sich in fünf, sechs Jahren geändert hat. Ich hoffe, freier, genauer und weniger schematisch.
Schreib mir bald.
Grüße
Dein Peter
| Für den Schluß habe ich auch die Entstehungs- und Veröffentlichungsdaten aufgeschrieben, mit kleinen Kommentaren. |
1
P. H., Wunschloses Unglück. Erzählung , 1972 im Residenz Verlag, Salzburg, erschienen, wurde als Band 146 der suhrkamp taschenbücher 1974 veröffentlicht.
[204; Anschrift: Paris]
Frankfurt am Main
7. März 1974
Lieber Peter,
schönen Dank für Deine beiden Briefe. Über das Taschenbuch »Als das Wünschen noch geholfen hat« haben wir telefoniert. Es wird alles nach Deinen Wünschen geschehen. Um die Farbfotos an dieser Stelle bringen zu können, müssen wir ein ganz anderes Druckverfahren (Hoch-, nicht Flachdruck) wählen, sonst ginge die Plazierung der Farbbilder nicht. Das kostet einige Tausend Mark mehr, aber ich will das gerne in dieses schöne Buch investieren.
Ich komme am
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