Der Briefwechsel
zugrunde lag. Diese in der dritten Auflage des suhrkamp taschenbuchs veröffentlichte Fassung korrigierte P. H. erneut, so daß ein neues Textbuch für spätere Aufführungen entstand.
2
P. H., Die Stunde der wahren Empfindung , trägt den Entstehungshinweis: »geschrieben in Paris, im Sommer und Herbst 1974«.
243 [197; handschriftlich]
[Paris 1 ]
3. Februar 1974
Lieber Siegfried,
es ist ja freundlich, daß Du mir wegen des Fußballbuchs schreibst. Natürlich ist der Vorspruch neckisch und vielleicht nicht sehr zweckdienlich – aber zensieren will ich nicht.
Herzlich,
Dein Peter
1
Der Brief trägt den handschriftlichen Vermerk: »Beckermann ist informiert.«
[198; Anschrift: Paris]
Frankfurt am Main
5. Februar 1974
Lieber Peter,
schönen Dank für Deinen Brief vom 31. Januar. Ich freue mich sehr, daß Dir das Gedicht gelungen ist. Ich bin sehr neugierig, es zu lesen. Von mir aus würde ich den Titel »Die Sinnlosigkeit und das Glück« vorziehen. Es wäre schön, wenn Du Dich dazu entschließen könntest. Ich warte jetzt also auf das Manuskript und auf die Fotos, und gib mir dann bitte auch noch einmal Deine Meinung zum Titel.
Herrlich ist übrigens auch der Titel »Die Stunde der wahren Empfindung«.
Ich bin traurig – ich hatte gedacht, in dieser Woche einen Termin für eine Pariser Blitzreise freimachen zu können, jetzt aber starben hintereinander Marieluise Fleißer und Erhart Kästner, und ich muß Mittwoch und Donnerstag
244 an ihren Gräbern stehen. Die Woche darauf sind Klausuren Hesse und Rilke, und dann habe ich für eine Woche St. Moritz gebucht. Von Mittwoch, dem 20. bis Sonnabend, 23. will Schaffler dann auch in St. Moritz sein. 1
Schöne Grüße
Dein
[Siegfried Unseld]
1
Marieluise Fleißer starb am 2. Februar, Erhart Kästner am 3. Februar 1974. Am 13. Februar 1974 traf sich S. U. mit Christoph Sieber-Rilke und Ernst Zinn zur Besprechung von Rilke-Editionen, am 14. Februar besuchte er eine Vorpremiere der Steppenwolf -Verfilmung in der Regie von Fred Haines, vom 15.-24. Februar war er in Zürich, St. Moritz und Poschiavo.
[199]
[Paris]
8. Februar 1974
Lieber Siegfried,
Zwei Erinnerungen:
Sicher weisst Du, daß der Jakob Hegner Verlag, Köln, in diesem Jahr zu existieren aufhört. Damit verliert Hermann Lenz seinen Verlag. Ich verlasse mich auf Dich. »Verlassene Zimmer« und »Andere Tage« sollte man in der »Bibliothek Suhrkamp« erst richtig zugängig machen. Im Moment arbeitet Hermann Lenz am 3. Teil seines Romanwerks. Seine Adresse: D-7 Stuttgart 1, Birkenwaldstrasse 203. 1
Die zweite Erinnerung gilt Jean-Marie Straub und seinem Film »Geschichtsunterricht«. Ich erinnere Dich innig und bitte Dich herzlich, etwas für diesen grossen Filmemacher zu unternehmen. 2
Sonst arbeite ich fröhlich und lebhaft und hoffe, Dir in etwa 10 Tagen etwas allseits Druckfertiges schicken zu können.
245 Wenn Du nach Paris kommst, wird es nicht zu spät sein. Sie spielen bis Ende März, und es läuft unglaublich gut.
Herzliche Grüße und alles Gute
Dein Peter
1
P. H. hatte in dem Artikel Tage wie ausgeblasene Eier. Einladung, Hermann Lenz zu lesen ( Süddeutsche Zeitung , 22. Dezember 1973; wiederabgedruckt unter dem Titel Jemand anderer: Hermann Lenz , in: P. H., Als das Wünschen noch geholfen hat , S. 81-100), den Autor einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Anfang Mai 1973 besuchte P. H. mit Amina Handke Hanne und Hermann Lenz zum ersten Mal in Stuttgart – dessen Roman Die Augen eines Dieners hatte P. H. im Erscheinungsjahr 1965 für die Radiosendung Bücherecke besprochen. P. H. und das Ehepaar Lenz verband seitdem eine enge Freundschaft; siehe Peter Handke – Hermann Lenz, Berichterstatter des Tages . Hermann Lenz, Verlassene Zimmer , erschien 1966 im Hegner Verlag (eine Neuausgabe 1978 als Band 436 der suhrkamp taschenbücher , Andere Tage 1968 im Hegner Verlag, 1978 als Band 461 der suhrkamp taschenbücher ). Die Romane über das Leben von Eugen Rapp, dem alter ego von Hermann Lenz, wurden fortgesetzt mit Neue Zeit; das Buch erschien 1975 im Insel Verlag.
2
Siehe Brief 200.
[200; Anschrift: Paris]
Frankfurt am Main
13. Februar 1974
Lieber Peter,
schönen Dank für Deinen Brief vom 8. Februar. Karin Kiwus arbeitet intensiv an der Lektüre Hermann Lenz. Irgend etwas wollen wir schon machen, ich weiß nur nicht was. Vielleicht einen Band in der »Bibliothek Suhrkamp«, einen Band im »taschenbuch«, das weitere werden wir ja dann
Weitere Kostenlose Bücher