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Der Brombeerpirat

Der Brombeerpirat

Titel: Der Brombeerpirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Familie sparte er dabei aus.
    Er klemmte sich die Sektgläser zwischen die Fin ger seiner rechten Hand, das Bier nahm er in die linke, dann drängte er sich an der zweiten Theke, die mitten in den Raum reichte, vorbei, schob vorsichtig ein paar wippende Touristenkörper zur Seite und versuchte, sich schlanker, krummer, wendiger zu machen. Ein paar Tropfen Sekt liefen über die nackte Schulter einer Braungebrannten, er entschuldigte sich. »Sünde am Strand« ergoss sich aus den Boxen hinab in die Menschenmenge, einer der unbekannteren, weniger eingängigen »Piraten«-Songs. Er hatte nicht gewusst, dass sie im »Möpken« ihre Musik spielten. Vielleicht sollte er sich öfter hier blicken lassen.
    Dann stand er neben ihnen.
    Er war zu langsam gewesen, sie hatten sich bereits eine neue Runde genehmigt, der Sekt in ihren Händen sprudelte fast aggressiv im Gegensatz zu seinem, der nach einer Odyssee im Norderneyer Kneipengewimmel eher wie warme Apfelschorle aussah.
    »He«, mehr brachte er nicht zustande.
    »Remmer!«, schrie Rika. Sie schien wirklich begeistert zu sein – oder wirklich betrunken. Remmer hoffte Ersteres. »Ich hab’s mir irgendwie gedacht, dass wir dich heute Abend treffen, hab ich doch, o der, Wencke?«
    Genau, Wencke hieß die Schwester von Jasper. Wencke Tydmers. Sie schien nicht zu reagieren.
    »He, Wencke, hab ich nicht vorhin beim Losgehen gesagt: Vielleicht treffen wir ja Remmer? Den wirst du mögen! Hab ich doch?«
    Wencke schaute ihn mit verschwommenem Blick an, nickte kaum merklich und wandte sich wieder ab. Sie war nicht so hübsch, wie sie es als Jaspers Schwester hätte sein können. Doch vielleicht lag es auch am Alkohol.
    »Ich habe euch beiden Sekt mitgebracht«, sagte Remmer und strengte sich sehr an, nicht allzu anbiedernd zu klingen.
    »Oh, danke, danke. Eigentlich hatte ich Wencke versprochen, dass dieser unser Letzter ist, aber den einen hier kriegen wir auch noch runter.« Rika nahm ihm in ihrer resoluten Art die Gläser ab. »Schau, der eine hat sowieso schon Federn gelassen, den kriegst du, liebe Ex-Schwägerin.«
    »Wenn ich den trinke, dann muss ich k…, ähm … dann kann ich für nichts garantieren. Eigentlich hasse ich nämlich Sekt. Ich kriege ekelhaftes Sodbrennen davon.«
    »Das sagst du schon seit zwei Stunden, aber was anderes bestellt hast du dir trotzdem nicht.« Rika trank. Nicht gierig, aber schnell. Sie tat ihm Leid.
    »Was bedeutet das Ganze mit ›Ex-Schwägerin‹?«, fragte er.
    »Sie ist Jaspers Schwester, und Jasper ist ab heute mein Ex. Deswegen.«
    »Habt ihr euch getrennt?« O Mann, hoffentlich klang dieser Satz nicht so erfreut, wie er gemeint war.
    Rika rutschte von der Sitzbank, der Minirock klappte kurz hoch, ihre Beine waren weich und rund und wunderbar, dann legte sie ihre Arme locker um seinen Hals. Er schnappte nach Luft.
    »Ich habe mich getrennt. Jasper ist ja dummerweise immer noch nicht aufgetaucht, damit ich es ihm sagen kann. Sozusagen als nachträgliches Geburtstagsgeschenk: Schatz, ich hab die Schnauze voll von dir, bye-bye …«
    Es fühlte sich gut an, sie so nah zu spüren. Auch wenn sie verschwitzt und klebrig war und dementsprechend roch, wusste er, ihre Arme waren so samtig, wie er es sich immer vorgestellt hatte, vielleicht noch ein wenig zarter. Sie war Krankenschwester, sie musste mit diesen Armen heben und halten, aber auch trösten und streicheln. Er wünschte fast, sie hinge nicht an seinem Körper, denn in diesem Moment war er in seiner Schwärmerei verloren gegangen wie ein Stück Treibholz im Meer. Keine Chance mehr, die Situation in den Griff zu bekommen, er war ihrer Willkür ausgeliefert. Fast hätte er sie geküsst.
    Wie um sich selbst zurückzuholen, sagte er das Nüchternste, was ihm in seinem verwirrten Männerschädel einfiel: »Wir sollten Jasper suchen gehen.«
    Sie löste sich von ihm. Es war schade, aber besser so. »Warum?«
    »Weil ich glaube, dass irgendetwas nicht stimmt.«
    Jaspers Schwester lehnte mit dem Oberkörper schwer an der Holzfläche des Tresens. Sie war sturzbetrunken, doch sie schien das Gespräch zu verfolgen, zumindest schob sie ihre Arme weiter zu ihm hinüber und legte den Kopf schräg. »Ich bin ganz deiner Meinung«, nuschelte sie.
    »Rika, du musst zugeben, es ist schon irgendwie auffällig: Leefke Konstantin wartet auf ihn vor dem Probenbunker, er kommt nicht. Das Mädchen wird noch am Leuchtturm gesehen, und jeder hier auf Norderney weiß, dass sie sich dort seit dem Tod der alten Frau

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