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Der Brombeerpirat

Der Brombeerpirat

Titel: Der Brombeerpirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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oft mit Jasper getroffen hat. Kurz darauf stürzt sich die Kleine vom Dach eurer Klinik, aber Jasper bleibt verschwunden. Und das an seinem vierzigsten Geburtstag.«
    Rika schaute ihn nur mit ihrem lasziven, etwas versoffenen Blick an. Wollte sie vielleicht gar nichts darüber hören?
    »Bitte, hör mir zu: Ich mache mir Sorgen um Jasper. Gut, er ist kein Kind mehr …«
    »Ist er doch!«, warf Rika mit schmollendem Kussmund dazwischen.
    »Rika, er hat hier auf der Insel Feinde, hörst du? Er hat sich mit dem Konstantin-Clan angelegt, und du weißt, dass diese Familie, nun, wie soll ich sagen … diese Familie alles andere als harmlos ist.«
    Rika sah ihn entsetzt an. Hatte sie begriffen, was er meinte?
    »Remmer, du bist echt ein vernünftiger Kerl, ich find es toll, dass du dir so Gedanken machst, auch wenn es nur wegen der Musik ist, die ihr ohne Jasper nicht spielen könnt. Aber echt, glaube mir, ich finde dich toll.«
    Remmer wollte es sagen. Jetzt oder nie. Es war unpassend und billig, denn sie war betrunken und verwirrt, aber er musste es ihr jetzt sagen, dass er sie liebte.
    In diesem Moment kippte Wencke von der Bank. Sie fing sich etwas tollpatschig mit den Ellenbogen ab, doch in ihrem Gesicht war die Panik zu sehen. »Leute, ich muss raus, ich habe euch gewarnt. Ich vertrage keinen Sekt … o Scheiße …«
    Remmer fasste sie hart am Unterarm, Rika bahnte ihnen so schnell wie möglich einen Weg durch die Menge.
    »Wir zahlen später, Ingo«, rief sie dem Typ hinterm Tresen zu, der verständnisvoll zurücknickte. Wahrscheinlich wollte er nur nicht, dass ihm jemand in sein Lokal kotzte.
    Wencke hielt sich tapfer die Hand vor den Mund. Sie schaffte es zum Glück noch die Stufen hinauf und das kleine Stück aus der Ladenpassage, doch an den Fahrradständern vor der alten Post blieb sie vornübergebeugt stehen und zitterte am ganzen Körper, während sie gequälte Würgegeräusche von sich gab. Rika hielt sie am Arm.
    Er hatte sich zum Glück rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Aber auch aus der Entfernung fand Remmer die Situation unzumutbar. Er musste sich anstrengen, um diese Wencke Tydmers nicht aufs herzlichste zu hassen. Sie hatte alles kaputtgemacht.
    Andererseits war es vielleicht auch besser so. Sie war weiterhin ungesagt, diese Sache mit der Liebe. Er atmete tief durch, dann ging er nochmals hinunter, bestellte ein Mineralwasser zum Mitnehmen und bezahlte. Alles zusammen war es eine beachtliche Summe.
    Das Intermezzo war vorüber, als er wieder an der frischen Luft war. Wencke saß zusammengekauert auf einer Bank, während Rika sich wie ein kleines Kind rittlings auf einen der bronzenen Seehunde gesetzt hatte, die hier die Fußgängerzone schmücken sollten.
    Er kramte in seiner Jackentasche nach einem Fisherman’s.
    »Hier«, sagte er nur knapp und gab Wencke die Flasche und das Lutschbonbon.
    »Danke«, antwortete sie, und es war ihr anzusehen, dass sie sich in Grund und Boden schämte. »Entschuldige bitte.«
    »Ist schon okay.«
    Rika schwang sich übermütig auf der Robbenstatue hin und her. »Ich hab dir doch gleich gesagt, der Remmer ist ein echter Schatz.«
    »Falls du irgendwie vorhast, uns zu verkuppeln, dann schlage es dir sofort aus dem Kopf, Rika. Nach meiner kleinen Showeinlage eben habe ich sowieso keine Chancen mehr.«
    Remmer musste lachen. Sie hatte Humor, diese Wencke, und Humor mochte er. Er beschloss, sie doch nicht auf immer und ewig zu hassen. »Gehen wir zum Strand, meine Damen«, sagte er. Und einen Moment später sprangen die beiden tatsächlich auf und standen an seiner Seite.
    Remmer hatte das Gefühl, dass sie schweigend die paar Schritte bis zur Strandpromenade gingen, auch wenn Rika die ganze Zeit erzählte. Es war ein Kauderwelsch aus Schimpfereien auf Jasper, Wehklagen über ihre Arbeit und halbherzigem Ehrgeiz, Jasper zu finden. Remmer hörte nicht hin. Er lauschte nur dem Klang ihrer Stimme, wie andere vielleicht dem Meeresrauschen.
    Wencke sagte nichts. Es schien ihr wieder besser zu gehen.
    Erst als sie den grünen Wall bestiegen hatten, der hinter sich ein wenig geheimniskrämerisch das Meer verbarg, öffnete sie den Mund, holte tief Luft und blieb stehen.
    »Kein Grund zur Beunruhigung. Mir geht es gut. Ich hatte nur irgendwie vergessen, dass wir auf einer Insel sind.« Sie ging weiter, zog sich im Laufen die Schuhe von den Füßen und stand erst wieder still, als die sanften, kleinen Sommerwellen ihre Knöchel umspülten.
    Es war Meeresleuchten.
    »Ist

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