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Der Brombeerpirat

Der Brombeerpirat

Titel: Der Brombeerpirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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die zugleich Leefkes letzte Worte an ihn gewesen waren: »Ich kann nicht anders, ich muss dir die Wahrheit sagen. Du wirst mich hassen, du wirst uns alle hassen, weil wir dir nicht vertraut haben und es schon viel eher hätten erzählen müssen, und nicht erst jetzt, wo es viel zu spät ist. Aber es ist so schrecklich, Jasper, so schrecklich, dass ich mich dafür schäme. Und ich brauche Rika, damit du mir das Ganze auch glaubst. Sie weiß nämlich mehr als wir alle, und wenn sie dabei ist, dann wirst du wissen, dass es die Wahrheit ist.«
    Die Wahrheit war weit mehr als das, was er wusste, vielleicht sogar mehr, als er nur ahnte.
    Er war der Mittelpunkt dieser ganzen Geschichte, und doch hatte er nicht die geringste Ahnung, um was es eigentlich ging.
    Wichtig war nur, dass er sich diese Unwissenheit nicht anmerken ließ. Nicht eine Sekunde. Rikas Zusammenbruch war ein Zeichen dafür, dass sie sich aus welchem Grund auch immer von ihm entlarvt, überführt fühlte. Und er wollte sie in dem Glauben lassen. Sie sollte leiden, sie sollte sich am Ende angekommen wissen. Denn egal, was geschehen war, es musste etwas Schreckliches sein. Und Rika war nicht außen vor, war nicht unschuldige Mitwisserin. Er betrachtete ihre kauernde, niedergeschlagene Gestalt und wusste, sie war Täterin.
    Der inzwischen kalte Topf in seiner Hand war unbemerkt zur Seite gekippt. Es störte ihn nicht, dass die Tomatensoße lauwarm auf den Küchenboden tropfte und sich dort träge in den Fugen der Fliesen zu einem tiefroten Fleck ausbreitete. Wortlos ließ er den silbernen Topf fallen, das Metall knallte herunter, Rika schrie leise.
    Jasper ließ sie schreien, er verließ die Küche, das Haus. Setzte sich auf das Fahrrad und verließ Rika.
    Glasklare dicke Tropfen lösten sich aus den schweren Wolken über ihm. Sie tauchten die staubgraue Straße in Sekundenschnelle in glänzendes Anthrazit und verbreiteten den angenehmen Geruch von Regen, auf den man lange gewartet hatte.

25.
    Asthmaanfall. Im Krankenhaus. Wirklich nichts Außergewöhnliches, Alide Konstantin litt schon ihr Leben lang darunter. Damals gab es diesen Ärger in der Familie, haben Sie davon gehört? Herauszufinden, dass die eigenen Söhne einen jahrelang betrogen und das Vertrauen missbraucht haben, das kann einem wirklich aufs Gemüt schlagen. Und Asthma bronchiale hat sehr viel mit der Psyche zu tun.«
    Der Klinikchef war Profi durch und durch, hatte in Windeseile die nötigen Krankenblätter und den Totenschein in seinem Büro zusammengetragen. Nur – was Sanders von ihm zu hören bekam, entsprach absolut nicht dem, was er sich erhofft hatte. Britzke hatte ungewöhnlich schnell die nötigen Daten über die Erbangelegenheiten der Familie Konstantin in Erfahrung bringen können, und ein ungeklärter, plötzlicher Tod der alten Dame hätte nur zu gut dazu gepasst. Vor allem nach dieser Auseinandersetzung.
    »Stirbt man denn heutzutage noch an Asthma?«
    »Sie haben Recht, eigentlich kann man inzwischen sehr gut damit leben. Doch Alide Konstantin war alles andere als schlank, und Übergewicht ist ein hoher Risikofaktor, weil jede Bewegung enorme Anstrengung bedeutet und die Atemnot verschlimmert.«
    Meint Britzke schien sich neben Sanders schon erheben zu wollen. Vielleicht hatte er Recht und sie verfolgten die falsche Fährte.
    »Professor, eine Frage noch, und ich bitte Sie, sich die Antwort genau zu überlegen: Könnte der Tod von Alide Konstantin ein Tötungsdelikt gewesen sein?«
    Die Augenbrauen des Arztes zogen sich zusammen, er blätterte die Akte auf dem Schreibtisch sorgsam durch und schien die Seiten erneut gewissenhaft zu studieren. Dann lehnte er sich zurück, nahm die Lesebrille ab und räusperte sich. »Die Patientin ist mit einer akuten Bronchitis eine knappe Woche zuvor eingeliefert worden. Es ging ihr wirklich schlecht, und diesen Zustand möchte ich ausschließlich auf das nasskalte Inselwetter im Januar zurückführen.«
    Sanders beugte seinen Oberkörper vor und ließ den Mann gegenüber nicht aus den Augen. »Aber?«
    »Aber den Anfall im Krankenhaus, den kann so einiges ausgelöst haben. Wenn man einen Asthmatiker mit ohnehin schlechtem Gesundheitszustand einem Allergen aussetzt, dann könnte dies solch weit reichende Folgen haben. Frau Konstantin war laut meinen Unterlagen gegen einiges stark allergisch, vor allem gegen Hausstaub und … einen Moment mal … Katzenhaare. Unser Personal muss selbstverständlich akribisch darauf achten, dass die

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