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Der Brombeerpirat

Der Brombeerpirat

Titel: Der Brombeerpirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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Räumlichkeiten sauber und frei von Reizstoffen sind. Wenn es aber jemand darauf angelegt haben sollte …«
    »… dann könnte er beispielsweise Katzenhaare eingeschleust haben!« , ergänzte Sanders.
    Der Arzt nickte. »Dennoch hätte die Patientin in einem solchen Fall die diensthabende Schwester gerufen oder zur ersten Hilfe das Inhaliergerät genommen. Beides ist in dieser Nacht nicht geschehen. Wir sind davon ausgegangen, dass Frau Konstantin von der Atemnot so plötzlich und heftig übermannt wurde, dass sie nicht mehr in der Lage war, sich zu rühren.«
    »Was ja auch wieder gegen die Theorie von den absichtlich verabreichten Allergenen spricht«, warf Britzke ein. »Dann hätte sich ihr Zustand doch wohl eher allmählich verschlechtert. Und dann hätte sie noch Hilfe rufen können.«
    Sanders wollte fast aufgeben, es erschien ihm zu weit hergeholt, viel zu phantastisch für einen Mord an einer kranken alten Frau. Doch dann fiel ihm die Katze ein, die silbergraue Katze, die ihnen gestern im Wohnzimmer der Konstantins so aufdringlich um die Beine gestrichen war. Sie hatte feines, nahezu unsichtbares Haar gehabt. »Wer hatte in dieser Zeit Dienst auf der Station?«, fragte er.
    Wieder blätterte der Arzt ein wenig umständlich in der Mappe. »Frau Haberkamp hatte Nachtschicht. Sie ist eine unserer gewissenhaftesten und zuverlässigsten Pflegerinnen. Schon deswegen habe ich mir nie Gedanken gemacht, dass es beim Tod von Alide Konstantin nicht mit rechten Dingen zugegangen sein könnte. Aber fragen Sie sie am besten selbst.« Er drückte auf eine Taste am Telefon, die ihn mit dem Sekretariat verband. »Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, ob Schwester Rika noch in der Klinik ist?«

26.
    Sturmwarnung
    Wer war die Frau auf der Promenade, und vor allem: Was hast du ihr erzählt? Halt die Klappe, Pinki! Letzte Warnung!!
    Es hatte so gut getan, mit Wencke zu reden. Auch als es zu regnen begonnen hatte, waren sie auf der Bank sitzen geblieben und sie hatte zugehört. Nicht nachgehakt, nichts infrage gestellt, einfach nur zugehört. Pinki konnte sich nicht daran erinnern, jemals so viel von sich preisgegeben zu haben. Man merkte, dass sie Jaspers Schwester war, und doch war sie irgendwie ganz anders. Vielleicht, weil sie eine Frau war?
    Klitschnass und unendlich erleichtert war sie nach Hause gerannt. Ihr Kopf war so wunderbar frei gewesen. Doch an der Zimmertür klebte dieser Brief, ebenfalls nass. Der Gedanke, dass jemand sie beobachtete, sie verfolgte, machte alles zunichte. Letzte Warnung …
    Es war zu spät für Drohungen, sie hatte Wencke bereits alles über den Mord an Alide Konstantin erzählt. Auch, dass sie es vorher geahnt hatten, dass sie es hätten verhindern können. Vielleicht.
    Oma Alide hatte Angst gehabt. Sie hatte noch nicht einmal versucht, es vor ihnen zu verbergen. Im Gegenteil, sie hatte Leefke um Hilfe gebeten. »Halt bitte die Augen offen, Kleines«, soll sie zu ihr gesagt haben. »Ich werde mein Testament nicht so einfach ändern können. Er wird es zu verhindern wissen.«
    Deswegen hatten sie Oma Alide auch sofort ins Krankenhaus bringen lassen, als es ihr nicht so gut ging. Sie hatten sie bewacht, ständig war jemand bei ihr im Zimmer gewesen, außer nachts natürlich. Manchmal musste man sie alle am Ende der Besuchszeit rausschmeißen, sonst wären sie geblieben. Veit Konstantin und seine verlogene Bande, die hatten sie nicht auf fünf Meter an Oma Alide herangelassen.
    So oft hatte Oma Alide sich schützend vor sie gestellt, wenn die Clique beschimpft oder fortgeschickt wurde. Nun bildeten sie einen Schutzwall rund um das Krankenbett.
    Der Anwalt sollte am nächsten Tag kommen. Er musste kommen, erst dann wäre die Gefahr gebannt gewesen. Die Unterschrift auf einem Testament war unumstößlich, und jeder konnte verstehen, warum Oma Alide ihre beiden Söhne enterben wollte. Jeder außer Veit Konstantin selbst. Und er versuchte es immer wieder. Schickte Blumen und Drohungen, bat um Entschuldigung und schimpfte im Krankenhausflur. Er hatte keine Chance, er kam nicht an ihnen vorbei. Das Einzige, was er ihr reichen durfte, war diese Strickjacke, nach der sie verlangt hatte, weil sie nachts so fror. Ihre graue, warme Strickjacke, die er zur Reinigung gebracht hatte. Sonst gab es nicht eine Möglichkeit für ihn, zu seiner Mutter vorzudringen. Denn sie, die Clique von der Waldkirche, sie waren jetzt ihre nächsten Angehörigen.
    Außer nachts.
    Sie hatten versagt. Hatten es nicht

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