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Der Brombeerpirat

Der Brombeerpirat

Titel: Der Brombeerpirat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Lüpkes
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das sichere Gefühl, dass dies der letzte Witz für eine sehr lange Zeit sein könnte.
    »Du hast dein Handy liegen lassen, weil du auf Zimmer neun eine Infusion legen musstest.«
    »Und?«, fragte sie.
    »Ich habe auf Wahlwiederholung gedrückt.« Alle im Raum hielten den Atem an. »Es meldete sich Veit Konstantin!«
    »O nein«, entfuhr es Jasper Tydmers. Er war leichenblass, und seine Bartstoppeln wirkten noch schmutziger in seinem Gesicht. »Du warst es?«
    Sanders beobachtete, wie Wencke Tydmers ihren Bruder vorsichtshalber am Arm fasste.
    »Schatz, so ein Unfug!«, sagte Rika in seine Richtung.
    Der Taxifahrer räusperte sich. »Ich wollte noch etwas zu Protokoll geben.«
    »Du hältst jetzt lieber deine Klappe, Remmer. Ü berlege mal, ob deine Hirngespinste nicht eher daher rühren, dass du bei mir nicht landen konntest.«
    Sanders hätte schwören können, dass sich der Dicke nun ganz in sein Schneckenhaus zurückziehen würde, doch er hatte sich getäuscht.
    »Rika Haberkamp hat sich in der Nacht, als Leefke Konstantin starb, den Rücken verrenkt. Sie behauptet zwar, es wäre erst am darauf folgenden Vormittag passiert, doch ich habe sie am frühen Dienstagmorgen vor Dienstbeginn besucht, um mich nach Jasper zu erkundigen, und da hatte sie bereits offensichtliche Rückenbeschwerden. Ich weiß nicht, ob es was zu bedeuten hat …«
    »Schwachsinn!«, schrie Rita Haberkamp dazwischen.
    »… aber ich habe mir von Anfang an meine Gedanken gemacht.«
    »Du hast dir nur Gedanken darum gemacht, wie du mich ins Bett kriegen kannst!«
    Sanders wollte dazwischengehen. Er fühlte, dass die Stimmung umzuschlagen drohte wie das Wetter in den letzten Stunden. Und dieser Raum war eindeutig zu eng geworden.
    »Wollen Sie bitte ins Nebenzimmer gehen?«, sagte er möglichst ruhig und schaute dabei Wencke Tydmers, ihren Bruder und den armen Taxifahrer an, der verzweifelt wie ein Fisch auf dem Trockenen nach Worten schnappte. Sicher hatte Rika Haberkamp mit ihrer Vermutung ins Schwarze getroffen.
    Wencke Tydmers warf ihm einen erfreulich vertrauten Blick zu, nickte zustimmend und wollte den Raum verlassen, Meint Britzke musste helfen, ihren Bruder von der Stelle zu bewegen.
    »Hast du Leefke vom Dach gestoßen?«, schrie Jasper Tydmers.
    Rika Haberkamp sprang auf. »Idiot! Habe ich natürlich nicht!«
    Fast hatte Wencke Tydmers ihren nahezu rasenden Bruder zur Tür bugsiert, da öffnete sich diese, und ein Schwall aufgeregter Jugendlicher überfüllte augenblicklich den Raum. Sanders meinte, innerhalb von Sekunden ersticken zu müssen, und die Fensterscheiben beschlugen, kaum dass die panischen Chaoten ihre ersten hastigen Atemzüge gemacht hatten.
    »Sie ist nicht da. Und der Zettel ist weg!«, rief einer.
    Sanders konnte nicht erkennen, wer es war. Einige der Jugendlichen waren beinahe so groß wie er, es war unmöglich, in diesem Durcheinander noch den Überblick zu behalten. Er wünschte sich die langweilige, wenn auch etwas hoffnungslose Ruhe herbei, die noch vor wenigen Minuten in diesem Raum geherrscht hatte. Er war sich nur einer Sache sicher, und die machte ihm schwer zu schaffen, doch es ging kein Weg daran vorbei: Axel Sanders musste sich eingestehen, dass er die Kontrolle verloren hatte.
    »Raus!«, schrie er. »Alle Mann raus!« Sämtliche Köpfe fuhren zu ihm herum, in der plötzlichen Stille fühlte er sich nackt. Doch er konnte nicht anders. »Frau Tydmers, ich möchte Sie bitten, trotz Ihres Ur laubs für einen Augenblick dieses Chaos hier zu über nehmen.«
    Sanders war seiner Kollegin äußerst dankbar, dass sie dieser Aufforderung mit einem kurzen Nicken kommentarlos nachkam. Einer nach dem anderen verließ sein Büro, als Letzte ging Wencke, doch sie blieb in der Tür stehen. Auch die Krankenschwester hatte sich erhoben.
    »Frau Haberkamp, Sie bleiben bitte bei mir. Ich werde Sie wegen des dringenden Verdachtes der Beihilfe zum Mord an Alide Konstantin festnehmen!«
    Wencke Tydmers lächelte ihm zu, dann schloss sie die Tür hinter sich.

30.
    Sie standen im Regen und sagten kein Wort. Erst als sich Wencke zu ihnen gesellte, schienen sie wieder in der Lage zu sein, sich zu rühren.
    Wencke war viel kleiner als alle anderen und sie musste auf den Stufen vor der Tür stehen bleiben, um überhaupt sichtbar zu sein, und doch spürte sie, dass jeder hier vor diesem Haus darauf wartete, dass sie einen Weg wies.
    »Habt ihr Pinkis Mutter gefragt, wo sie hingegangen sein könnte?«
    Wilko schüttelte verzweifelt

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