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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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»Sie ist schön, die Morgenröte , nicht wahr?«
    »Schön unbezahlbar, solange wir unser Gold nicht haben.«
    Gebrochene Krüge, triefende Ballen, Mehlbrei, große und kleine Truhen aus Holz und Flechtwerk, Lederbeutel, Leinensäcke, hölzerne Becher und nasse Holzkohle ... Saigoos, Sagarqa und Idris öffneten die Gebinde, um den Inhalt zu überprüfen und trocknen zu lassen. Von der Schenke kamen Sklaven mit Bier und zusammengerollten Fladenbroten.
    »Euer Kapitän schickt uns«, sagte einer. »Ihr sollt das Segel nicht zerschneiden, hat er gesagt.«
    Ptah kicherte. »Er denkt gleichzeitig an alles. Danke.« Zum Trümmerhaufen rief er: »Hesqe, Larreto, Holx. Hierher! Bier und Essen.«
    Die Leute von Gubla halfen, wo sie konnten; viele kannten Jehoumilq. Karidon nickte Ptah zu. Sie gingen, kauend und mit Bechern in den Händen, zum Wasser. Mlaisso hatte viele wertvolle Dinge gerettet: die Ledersäcke mit dem Besitz der Männer, Selkaras Doppelflöte, Karidons Axt, die sich in Tauwerksschlingen verfangen hatte, Truhen voll Rômetschmuck, den Kupferbehälter mit Karidons Shafadurollen; die meisten Stücke, die von der Luft darinnen an der Wasseroberfläche gehalten worden waren. Lebensmittel, allerdings, bis auf die in versiegelten Krügen, waren verdorben. Karidon schluckte den letzten Bissen, leerte den Becher und fing an, Decken, Mäntel, Schurze und Tücher auszuwringen und auf verschiedene Haufen zu werfen. Ptah zog am Tauwerk und wickelte Schlingen zwischen Hand und Ellbogen.
    »Vorsicht«, sagte Karidon. »Jehou sagt, das ist unser zweites Segel!«
    Hesqemari warf ihm einen Blick zu, voller Verwunderung oder Unverständnis. »So. Sagt er. Er soll sich ...«
    »Wird er nicht.« Karidon zeigte zur Morgenröte . »Alles wird anders mit dem neuen Schiff, Hesqe.«
    Er blickte schärfer hin, ging ein Dutzend Schritte, so dass er gleichzeitig beide Udjat-Augen am Bug des Schiffes sehen konnte. Er begann zu kichern, lachte, beugte sich vor, die Hände auf den Knien, und ließ sich in den Sand fallen. Seine Augen tränten, er rang nach Luft, als er wiehernd hervorstieß: »Die Auge der Morgenröte . Du hast recht, Hesqe. Tatsächlich! Seht hin!« Er kicherte wieder; die Männer liefen zusammen und umstanden ihn ratlos. Er hob den Arm und rief: »Sie schielt wirklich!«
    Zwei Stunden vor der Abenddämmerung hatten sie das Segel geborgen, mit Süßwasser gespült und leidlich getrocknet. Mlaisso und Ptah deuteten auf einen Haufen Splitter und nasse Sägespäne; Ptah-Netjerimaat sagte dumpf:
    »Die Truhe aus Elfenbein, Schwarzholz und Kupfer ist nicht da. Das ganze Gold, Kari, liegt irgendwo auf dem Boden des Hafens oder versinkt im Sand.«
    Karidon hob den Kopf, blinzelte in die Sonne, dann starrte er hinüber zu den Fischerbooten.
    »Wo immer die Beutel sind – wir werden sie bergen. Und wenn es einen Mond lang dauert. Die Truhe ...« Er machte eine wegwerfende Geste. »Wir haben genug leere Truhen.«

    Die Ruderer hatten weiche Schlafstellen auf zedernduftenden Hobelspänen und frischen Decken in einem Anbau der Werft von Schiffbauer Sibon gefunden. Hesqemari arbeitete in der Küche der Schenke, in der Jehoumilq für das schiffbrüchige Dutzend und Ti-Senbi gezahlt hatte.
    Noch vor Anbruch der Dunkelheit war aller nasse Stoff weggebracht worden, das Segel lag beim Segelnäher. Der Wirt setzte sich an den Tisch zu Ti-Senbi, Mlaisso, Ptah und Karidon.
    »Ich bin Skaska. Natürlich kenn ich Jossel schon lange. Ich hab Zimmer; ein paar Nächte werdet ihr's gut aushalten. Ihr braucht zuverlässige Fischer, hat Jossel gesagt.«
    »Mit Booten, Netzen, Tauchsteinen und Stangen.« Mlaisso sah aufs Wasser der Bucht. Karidons Haut klebte. Er spürte Erschöpfung, noch mehr Enttäuschung und Schrecken und sehnte sich nach einem heißen Bad. Die Bartstoppeln juckten. »Auf dem Grund liegt, wahrscheinlich zerbrochen, eine Truhe mit fünfzehn Lederbeuteln: ungeschliffene Steine, ein paar Deben Gold, Kupfer, Anna-Metall und etwas wertvoller Schmuck.«
    Skaska nickte, nannte vier Namen und winkte einer Magd.
    »Ich schick einen Boten. Was wollt ihr essen? Das Badehaus ist dort drüben, Kapitän Karidon.«
    Sie bestellten Fleischbällchen, Fischsuppe, Käse, Brot und Kürbisse, dazu Wein und Wasser. Als sie fast fertig waren, kamen gleichzeitig Jehoumilq und die Fischer. Jehoumilq ließ sich ächzend auf die Bank fallen.
    »Glücklicherweise hat der Verwalter, der vom Vater des Goldhorus übriggeblieben ist, unser Elend mit angesehen.

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