Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
Vom Netzwerk:
Er bezeugt, mit Schreibern und Zeugen, was mit dem Winterschiff passiert ist. Und ihr helft uns morgen?«
    »Orxan, Kapitän. Er kann gut tauchen.« Der ältere Fischer zeigte auf seinen Nachbarn. »Bis morgen hat die Strömung auch den Sand nicht viel bewegt. Wir finden es, wenn es da ist.«
    »Was ist es überhaupt?«, sagte der andere Fischer. Mlaisso erklärte ein zweites Mal, worum es sich handelte. Karidon goss zwei Fingerbreit Wein in den Becher, schwenkte und leerte ihn, stand auf und sagte: »Ich geh ins Badehaus, schlaf mich aus. Ich bin todmüde. Morgen bin ich rechtzeitig bei den Fischern.« Er nickte Ti-Senbi zu, grüßte in die Runde und ging, noch immer ohne neue Sandalen, zum Eingang des Badehauses, wo ein Sklave mit einem Tuch wedelte.

    Hinter den Booten zuckten Seile durchs Wasser, die Netze waren mit Steinen beschwert, Karidon und Mlaisso hielten sich am Bordrand fest und versuchten wieder, im roten Sandboden die Truhe zu erkennen. Das Wasser war bei Ebbe um zwei Handbreit gefallen; die Tiefe mochte acht oder zehn Ellen betragen. Steine, Muscheln, Schulen kleiner Fische, pulsierende Quallen und platte Lebewesen im Sand, die davonzuckten, sobald ein Schatten auf ihr Versteck fiel – nichts anderes sahen Karidon und die Fischer. Sie ruderten, zunächst an der Grenze zum Tiefwasser, quer über den Hafen und zurück. Nach der sechsten Querung hockte sich Karidon auf den Bootsrand und sagte:
    »Die Horus ist nach und nach auseinandergebrochen. Ich hab nur einen Krug gesehen und ein paar Scherben. Aber die können alt sein.« Er griff nach dem Tau, das um einen Stein geknotet war. »Warten wir, bis der Sand hinter dem Netz sich gesetzt hat.«
    »Wir haben Zeit«, brummte Orxan und trank aus dem Wasserkrug. »Wo euer Essen und der Proviant sind, fressen viele Fische. Achte drauf, Karidon.«
    Karidon nickte. An manchen Stellen sah man bis auf den Grund. Algenfäden bewegten sich schwach in der Grundströmung. Nakkim winkte aus dem anderen Boot. »Weiter?«
    »Rudert los. Weiter auseinander.«
    Die Seile strafften sich. Der Schiffbruch hatte fast in der Hafenmitte begonnen, also tauchten Mlaisso und Karidon einige Riemenschläge weiter entfernt. Orxan hielt eine Hand auf der Führungsleine des Netzes. Karidon glaubte, helle, kantige Gegenstände zu sehen, packte den Stein und wartete, ehe er tief Luft holte und sich in die Tiefe ziehen ließ. Die dünne Schnur am Stein straffte sich; Karidon sah hinter sich einen Vorhang perlender Blasen und erkannte die Trümmer der Truhe und eine Reihe klumpiger Dinge, jeweils zwei oder drei Ellen voneinander entfernt. Schräg vor ihm schoss Mlaissos schwarzer Körper auf den Grund zu; er packte einen Beutel, ließ den Stein los und stieß sich kräftig ab. Karidon folgte, klammerte sich an den Bordrand und sagte stoßweise: »Wir haben's! Hört auf zu rudern. Lass den Stein unten, Orxan.«
    Mlaisso schwamm heran, lachte und legte den Beutel vorsichtig in einen Korb. Orxan zeigte auf einen steinbeschwerten Korb, an den dünne Leinen geknotet waren.
    »Könnt ihr euren Schatz selbst heraufholen?«
    Mlaisso nickte. »Wir versuchen's einfach.«
    Sie bereiteten zwei Tauchsteine vor, ruderten langsam gegen die Strömung und ließen den Korb hinunter; mit langen Pausen brachten Karidon und Mlaisso fünf Bruchstücke der Truhe, sämtliche Beutel und einige riedgeflochtene Behälter mit Leinensäckchen voller Cheperkäfer-Amuletten an die Wasseroberfläche. Beim letzten Versuch, ehe der schwere Korb hochgezogen wurde, schoben sie Taue durch die Henkel großer Krüge und zogen die Enden hinter sich her.
    »Zieht die Körbe vorsichtig herauf!« Mlaisso spuckte Salzwasser. »Wir haben's geschafft, Kari.«
    Die Krüge kamen an die Oberfläche, der schwere Korb, die Tauchsteine, Beutel, Säckchen und eingeknoteten Leinenpacken. Karidon zählte zweimal die unversehrten Lederbehälter.
    »Ihr habt alles? Die Netze brauchen wir nicht mehr?« Es waren Feststellungen, keine Fragen.
    Karidon schlug Orxan auf die Schulter. »Nein. Wir rudern zum Kapitän.« Karidon stand im Boot und schwenkte beide Arme. Jehoumilq winkte zurück. »Er springt schon jetzt vor Freude.«
    Die Netze wurden eingeholt und im Boot verstaut; voller Begeisterung ruderte Karidon, bis der Kiel im Sand schrammte. Er sprang hinaus und rief:
    »Wir haben alles. Sogar ein paar Krüge mit Datteln oder Feigen. Jetzt kannst du unser Schielschiff bezahlen!«
    Jehoumilq packte die Handgelenke der Fischer und rief: »Her mit

Weitere Kostenlose Bücher