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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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tranken die Hälfte ihres Wasservorrats. Drei Fundstücke ließen sich zusammensetzen, so dass erkennbar wurde, dass das Geschoss aus den Sternen kugelförmig gewesen war. Mlaisso schleppte das Himmelsmetall aus dem Steinwirrwarr über den Rand, den Hang hinunter, in den Schatten eines halb vertrockneten Baumes.
    Karidon und Holx ließen sich schwer in den Sand fallen, tranken, schlossen in der blendenden Hitze die Augen; Karidon sagte schläfrig:
    »Das Metall muss zur Morgenröte . Aber niemand darf davon erfahren. Wir wickeln die Brocken in die Mäntel und verstecken sie. Jehoumilq wird wissen, was zu tun ist.«
    »Bis zum Reichtum ist ein weiter Weg.« Holx-Amr legte die Hand auf das größte Bruchstück. »Weißt du, wie man das Metall in kleine Stücke schlägt, schmiedet, gießt, bearbeitet und wer das kann? Pachos in Arni? Niemand kann es im Hapiland. Hier gibt es nur ein paar Deben von diesem Wundermetall.«
    Karidon zuckte mit den Schultern. »Jehoumilq würde sagen: wir haben das Metall. Wenn wir fragen und zahlen, finden wir, wen wir brauchen. Wenn ein guter Metallmeister lange genug herumprobiert, wird er's schaffen.«
    Holx stand auf. »Es wird spät. Gehen wir zurück; die leichten Stücke zuerst. Die anderen vergraben wir.«
    Sie schleppten sieben Bruchstücke bis in die Nähe der Weiden, vergruben sie, wickelten den Rest in Mäntel und luden sie unbemerkt in die Bilge des Schiffs. Im Palast Nefer-Herenptahs suchten sie Jehoumilq und fanden ihn schließlich, am späten Abend, auf dem Dach: im kühlen Wind unter dem Schattensegel mit der kichernden Friedhofsschwester beschäftigt. Karidon winkte Jehoumilq zur Treppe.
    »Du kommst mit.« Jehoumilq bohrte den Zeigefinger in Karidons Brust. »Und ein paar vom kräftigen Dutzend. Ich such mir einen schönen Stein oder so etwas; für mein Haus auf Kefti, wenn jemand fragt. Damit's nicht so auffällt. Die anderen Brocken haben wir morgen Mittag im Schiff, Söhnchen.«
    »Ja, Neb Kapitän. Wirst du dabei nicht schwitzen, keuchen und ausruhen müssen?«
    »Cabul! Gekeucht und geschwitzt hab ich auch in Tanas Armen. Ich muss ja nicht den größten Brocken schleppen.«
    »Einverstanden. Holx sucht die mürrische Senai, Hesqemari und Mlaisso suchen die übrige Mannschaft, ich werde mich mit Sokar-Nachtmin unterhalten.« Karidon lachte leise. »Zeigt eure Begeisterung nicht zu deutlich. Denkt an den Sand in Chakauras Goldbeuteln.«
    »Ich denk an mein Haus und die Einrichtung, an Ptah und Khenso, die auf uns warten.« Jehoumilq sah sich nach seiner Gespielin um. Sie war irgendwo in einem kühlen Raum des Ta-Seti-Palastes verschwunden.

    »Ich sage dir, was ich weiß, Bronzehändler.« Sokar-Nachtmins Blicke kehrten von den überladenen Schiffen zurück, die lautlos hapiabwärts glitten. Er gähnte und massierte die Haut seiner Augen. Mit dem Griff des Kampfbeils zog er eine Linie in den Sand, die einer großen, einwärts gekrümmten Hakennase glich. »Unser Goldhorus hat die Absicht, viele Festungen zu erbauen und die Bauwerke seiner Ahnen zu Wächtern über Strom und Land zu machen. Er spricht von einem Dutzend.«
    »Zwölf Festungen?« Karidon sah zu, wie der Heerführer sich vorbeugte und langsam Kreise und Striche an beiden Seiten des Hapi und quer durch die Linie zeichnete. Nachtmin zeigte auf die zwei nördlichsten Punkte.
    »Da: Ta-Seti, die Insel unter der Stromschnelle. Arn Ostufer liegt Suenet; dorther kommt roter Granit, wie du weißt.«
    »Dorthin kommt auch Gaufürst Chertihotep, der unseren zähnereichen Freund ablösen soll.«
    »Eines Tages.« Nachtmin deutete auf den Kreis weiter südlich | am Westufer. »Buhen. Der Goldhorus hat das uralte Kupferbergwerk und die Schmelzen wieder in seiner Hand. In zwei Zehntagen schmelzen sie das erste Kupfer. Also ist der Kriegszug schon jetzt ein Erfolg.«
    »Und wer soll die anderen Festungen bauen?«
    »Viele Sklaven, Handwerker und Soldaten. Abwarten. Das dauert ein paar Jahre.« Nachtmin zeigte auf ein Pünktchen gegenüber Buhen am Ostufer. Seine Augen waren halb zugeschwollen, und seine Bewegungen waren fahrig. Die Salbe in den Binden stank, sandbestäubter Schorf bedeckte die Fingerknöchel. »Hier wird eine kleinere Festung erbaut. Südlich von Buhen, du kennst die Stadt, liegt Iken, abermals entsteht auf der anderen Flussseite für eine kleinere Menge Soldaten eine Festung. Noch ein Stück weiter südlich: Serra auf der Ostseite, Serra auf der Westseite. Ein paar Tagemärsche weiter habt ihr eine Insel

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