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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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lernen in der Per-Ankh-Schreibschule in Itch-Taui oder schwitzen zwischen meinen mutigen Soldaten.
    Es geht mir gut, Freunde, denn unzählbare Soldaten gehorchen mir, auch viele Nehesi-Bogenschützen, deren Pfeilspitzen aus Bronze sind. Der Goldhorus wird, das weiß ich, abermals gegen die aufmüpfigen Nehesi ziehen, denn noch immer liefern die Bergwerke nicht genug Gold, Kupfer und edle Steine. Für den Tag, an dem sein Sohn wie der Sepedet erscheint, lässt der Goldhorus den Tempel erweitern. Euer Steuermann verwaltet den kleinen Gutshof meisterlich; seine schöne Frau hat ihm einen kleinen schwarzen Sohn geschenkt.

    Ich habe geholfen, die Feinde des Goldhorus zu vernichten und sage euch: sie sind allesamt verschwunden, und niemand hat je ihre Körper gefunden. Im Land Sekmem herrscht Ruhe; man baut der Hathor einen Tempel im Land, das einst Fürst Abdim regierte. Von einem Priester – nicht Merire-Hatchetef – habe ich gehört: die Bronzehändler kennen fremde Götter und die Art fremder Herrscher. Kann ihr Wissen unseren Göttern schaden? Wird das neue Metall die ewigen Gesetze verletzen? Wird der Goldhorus über die Rômet in der Art fremder Gottkönige herrschen? Das ist die Furcht der Priester. Dir, Freund Karidon, wünsche ich Erfolg, wenn du die Zinnhäfen suchst; wir werden in den Tagen des Mechir oder Phamenat in Itch-Taui oder in eurem Guthof über vieles sprechen, bei gutem Bier oder Keftiwein.

    Das schreibt euch Sokar-Nachtmin, der Oberste Anführer aller Heere des Goldhorus, der das Land Tameri, das schwarze und rote, für den Goldhorus schützt und ordnet.

    »Ich bezahl einen Wächter fürs Schiff.« Jehoumilq deutete auf die Verzierungen des Palastdaches am Berghang, die aus der Entfernung wie aufgestellte Doppelbeile wirkten. »Ihr schleppt meine Truhen zum Haus, Karidon kauft Wein und Essen; wir weihen das Haus mit einem schönen Fest ein. Groß genug ist es ja. Einverstanden?«
    Karidon schwang sich über die Bordwand und balancierte über die Bugtrosse. »Ich miete ein paar Helfer mit Eseln, Jossel. Und Frauen zum Kochen und Auftragen. Sonst müssen wir Hesqes Suppe auch noch in deinem Großen Haus schlürfen.«
    »Denk dran: wir sind noch nicht reich! Cabul!«
    Karidon schüttelte den Kopf und ging zur Schenke. Er wählte aus und stellte ein paar Fragen. Er brauchte weniger als eine Stunde und schloss sich mit dem Wirt, einigen Frauen der Nachbarschaft und hochbeladenen Eseln den Ruderern Larreto und Kadran an, die Stücke eines Bettes schleppten. Ein Stück des Pfades war verbreitert worden. Vom Hafen bis zum Hang hatten die Dörfler Palmenschößlinge gepflanzt. Jehoumilqs Haus war fertig und schon zur Hälfte eingerichtet. Karidon entzündete das Feuer im Kamin der Wohnhalle.
    Ein zweites Feuer brannte unter dem großen Kupferkessel neben der Badekammer. Die Sommerhitze hatte die Feuchtigkeit aus den Mauern verdunsten lassen, Herbstlaub lag auf der schattigen Terrasse. Jehoumilq stapfte durchs Haus und zeigte der Mannschaft die Zimmer und Schlafgelegenheiten, in der Küche hantierten die Frauen. Ptah setzte sich zu Karidon auf die Brüstung aus Steinplatten und gab ihm den Bierbecher.
    »Bald sind wir wirklich reich, Kari. Du denkst noch immer an die Zinnhäfen?«
    »An Tamahat, die Zinnhäfen und daran, was Chakaura vorhaben mag. Würdest du mit mir segeln, Netji? Jehou wahrscheinlich nicht mehr – das ist keine Fahrt nach Punt.«
    Ptah schwieg einige Atemzüge lang. Sein Blick streifte die Büsche unter der Terrasse, die Bäume, dann blieb er am Horizont des Meeres haften. »Ich würde mit der Morgenröte mitsegeln.«

20. Die Nacht der Welse

    Chakaura stützte die Ellbogen auf die Knie, hatte das Kinn auf die Fäuste gelegt und blickte geradeaus ins Halbdunkel. Jeder Riemenschlag wirbelte Myriadenschwärme Stechmücken aus dem Schilf. Selbst jetzt, nach Einbruch der Nacht, rissen das Fliegengesumm, das Lärmen der Frösche und die Laute der Gänse, Pfeifenten und Reiher nicht ab. Am Bug und zwischen den Ruderern verbrannten in Kupferschalen Weihrauchharz, saftige Akazienblätter und grünes Schilf; träge breitete sich erstickender Rauch nach allen Seiten aus und sank aufs Schlammwasser hinunter. Der Fächer aus Straußenfedern bewegte sich über Chakauras Kopf, aber auch der Luftzug konnte den Rauch und die schwüle Luft nicht vertreiben.
    Das Schiff hatte längst den geraden Kanal, der das Wasser des Sumpfes sammelte, hinter sich gelassen und drang entlang einer gewundenen

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