Der Bronzehändler
und Karidon zu und wandte sich an Jehoumilq:
»Markttag. Ihr seid gerade richtig. Wir gehen zu Händler Nehib. Er hat zwei Schiffe voller Sklaven gebracht, Jossel.«
»Ob er gerade solche hat, wie ich will, wird man sehen.« Jehoumilq hob die Schultern. »Mich kann wenig erschrecken.«
Der Platz, der sich am Ende der krummen Gasse öffnete, bildete einen unregelmäßigen, ausfransenden Kreis zwischen Hausmauern und den Fronten von Lagerhallen. Jehoumilq war für zwei Stunden, nachdem sie fast die Hälfte der Waren aus Men-nefer schnell und überraschend gut gegen Zinn, schwere Zedernbalken, Lazulisteine, Zedernöl, Zedernnadelpaste und große Krüge voll Erdpech getauscht hatten, im Badehaus verschwunden. Er trug Ringe, die Goldkette und Rômetkleidung; er roch wie ein Würdenträger aus dem Palast. Karidon bahnte sich hinter ihm den Weg durch das Marktgewimmel und hielt Sibon an der Schulter fest.
»Wo verkauft Nehib die Sklaven?«
»Er hat für zwei Tage, zusammen mit anderen Händlern, die Holzhalle gemietet. Was die anderen anbieten, könnt ihr vergessen. Bärtige Alte aus Sekmem, mit schwarzen, abgefeilten Zähnen.« Sibon grinste und zog Karidon nach links, an stinkenden Fischern und Bauern vorbei, die frische Kräuter, lebende Vögel und Schafe verkauften. Karidon glitt auf Fischschuppen aus. »Am Abend sind die Schönsten weg, Jossel – deshalb die Eile.«
»Find ich heute nicht, was ich suche, find ich es an anderer Stelle. Wahrscheinlich sogar billiger.«
»Sogar um dein Lebensglück muss du noch schachern, Jossel!«
Ein seltsamer Blick Jehoumilqs traf Sibon. Er zuckte mit den Schultern und grinste. Während Karidon und Ptah dem Schiffbauer folgten, sahen sie sich um; Karidon hielt die geflochtene Lederschnur der Doppelaxt straff. Zuckende Fische, ausblutende Schafe und Hammel, feilschende Menschen, der Gestank von Kot, Lauch und heißem Öl, saurem Wein und kaltem Schweiß und eine Hast, von der jeder angesteckt schien, trugen mit Farben, Bewegungen, Geräuschen, Staub, Dampf und Gerüchen bei zu einer seltsamen Erregung, die Karidon nur halb verstand. Kläffende Hunde jagten eine Katze, die durch ein Mauerloch schlüpfte. Eine Möwe flatterte auf, einen Fischkopf im Schnabel; ein Esel keilte aus und zerschmetterte Tongefäße.
Sibon hielt Jehoumilq vor dem Tor der Holzhalle auf. »Ich brauch dir nicht zu erklären, dass kranke Hyänen, räudige Schakale und Sklavenhändler eng miteinander verwandt sind?«
»Nein, Sibbi. Ich kenn das Geschmeiß. Trotzdem: Dank für den Rat. Kommst du mit?«
»Schon deshalb, weil ich dir zusehen will.«
Der hintere Teil des langgestreckten Gebäudes war durch Holzwände abgetrennt und lag im Dunklen. Staubwirbel flirrten in schrägen Balken im Sonnenlicht. Etwa ein Dutzend Männer stand an einem hölzernen Steg, der durch Licht und Schatten ins Halbdunkel jenseits des Tores führte. Jehoumilq näherte sich einer Holztreppe und einem dünnen Vorhang; Karidon prallte gegen Jehoumilqs Schulter, als sich der Kapitän umdrehte und eindringlich sagte: »Ich hab euch beigebracht, wie man handelt. Mit Sklavenhändlern habt ihr keine Erfahrung. Seht zu, wie ich's mache. Du sprichst einleitende Worte, Sibbi. Kari lächelt den Weibern in die Augen, und Netji spricht, wenn's sein muss, abschätzig von Hängebrüsten, schlechtem Mundgeruch und Betragen oder anderen Misslichkeiten.«
»Ich gehorche, Neb Jehoumilq. Ich weiß: es geht um die Gefährtinnen deines Lebenswinters.« Ptahs Antwort klang ernst, aber er kniff das rechte Auge zu. »Nur Mut, Jossel! Es sind nur sieben Stufen.«
Jehoumilq stapfte die Treppe hinauf, blieb im Halbschatten stehen und zog den Vorhang zur Seite. Er sagte schmeichelnd:
»Händler Jehoumilq von Kefti würde gern das Angebot des Händlers Nehib prüfen. Ist es denkbar, dass sich jemand um wichtige Kunden kümmert? Trockene, staubige Luft hier.«
Hinter der Wand waren die Stimmen vieler Menschen zu hören. Die Besucher, die neben dem Eingang unschlüssig gewartet hatten, näherten sich; aus dem Halbdunkel kam ein mittelgroßer, hagerer Mann mit schwarzem Bart, in Lederkleidung, hochgeschnürten Sandalen und einem schmalen Goldreifen um die Stirn; er erinnerte Karidon an Fürst Abdim.
»Für besondere Kunden habe ich guten Wein aus Alashia«, sagte er. »Du willst zwischen den knospenden Blüten meiner männlichen und weiblichen Schönheiten wählen, Kapitän?«
Karidon unterdrückte sein Kopfschütteln. Ptah stieß ihn kaum wahrnehmbar mit
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