Der Bronzehändler
streichelte die Brust seiner nächtlichen Gefährtin. Sie sog scharf den Atem ein und beugte sich über ihn. Ihr Zeigefingernagel ritzte seinen Hals.
»Horus der Leidenschaft.« Sie flüsterte; Schweißtropfen fielen auf seine Brust. »Seit du über uns allen schwebst wie der Gottesfalke, ändert sich in jeder Stunde unser Leben. Was hast du beschlossen? Über uns, die wenigen, die im Frauenhaus geblieben sind?«
»Ihr braucht keine Angst zu haben«, murmelte Chakaura. »Euch wird es gut ergehen. Ihr bleibt im Palast, ihr werdet viel lernen und meine Gäste erfreuen, mit Gesprächen, Tanz und Musik. Ihr seid jung und schön. Was ich ändere, sind wichtige Dinge: man wird euch zeigen, dass Klugheit und Schönheit dem Land ebenso nützen wie eine gute Verwaltung.«
»Du willst verändern, mächtiger Stier, was bisher niemand anzutasten gewagt hat?«
Er nickte, sehr langsam. »Nur Wichtiges. Einigkeit will ich zwischen den Festungen im heißen Kush und der Küste des Großen Grünen; feste Städte, Kornspeicher, Tempel und gutes Leben für jeden. Weniger Tempelopfer, und für mildere Götter. Mehr Abgaben aus Kush und Wawat, mehr Kupfer, Gold und Silber aus den Minen jenseits der Fürstenmauer ...« Er lachte leise und schob die Hand zwischen ihre langen Schenkel. Mudnedjemet seufzte und streckte sich neben ihm aus. Chakaura tastete nach dem Weinbecher. Als er den Krug hob, um kaltes Wasser nachzugießen, streifte er den klirrenden Schmuck vom Tischchen. Die Falbkatze sprang mit leuchtenden Augen auf und huschte in den Garten hinaus, durch Schwaden schwelenden Zedernöls, die Stechmücken fernhielten und grau über den glänzenden Boden krochen.
Neues Metall von den Enden der Welt, bessere Waffen gegen Abtrünnige und Eindringlinge, dachte er. Vom Jahr Eins bis zu seinem letzten Jahr: Eine neugeschaffene Ordnung für das Hapiland, für alle Gaue und Städte. Chakaura leerte den Becher mit großen Schlucken. Er spürte, wie sich die Härchen seiner Arme aufrichteten. Mächtige, leuchtende Bilder wechselten vor seinem Auge; er wischte mit dem Unterarm über die Lippen und roch den jungen Schweiß Mudnedjemets. Der Stern des Jahresbeginns schien wieder über den Dünen zu schweben: Er verkündete aufregende Jahre, geboren am Sepedet-Morgen, aufgetaucht aus dem Dunkel der Vergangenheit wie das Land im Choyak-Mond aus dem Hapischlamm. Viele Speicher, Tempel und Paläste, Steinblock an Steinblock verbunden mit den hochragenden Zeugen unzähliger Herrschergötter seit Meni-Narmer! Leichteres Arbeiten für Millionen Rômet; mit Erkenntnissen und besseren Werkzeugen aus Ländern jenseits der Grenzen! Chakaura-Jahre und -Jahrzehnte, Hapiland-Jahre, bronzene Jahrzehnte! Er lächelte in sich hinein und legte die Hand hinter Mudnedjemets Kopf. Das schwarze Haargekräusel duftete nach dem Fett des Salbkegels; das Ohrgehänge aus Gold, glasierten Tonperlen und Glasfluss rieb sich leise klickend an Chakauras Knie, als Zunge und Finger über seine Schenkel krochen.
3. Zwischen Inseln und Ländern
Gegen Abend, als im rußig-roten Sonnenlicht die Gazellenherde aus dem Gatter auf die Weide hinaussprang, hörten sie das Klatschen von Sandalen auf dem Steinweg. Sokar-Nachtmins Hand zuckte zum Dolch, Tama-Hathor-Merit blickte den Tatji fragend an; Ikhernofret drehte den Kopf und murmelte:
»Der erste Bote, Horus des Horizonts.« Er musterte die taumelnde, schweißüberströmte Gestalt. »Wie es aussieht, solltest du ihn erschlagen oder wenigstens auspeitschen, denn seine Botschaft wird unsere Herzen schwerlich erfreuen.«
Nachtmin straffte die Schultern. In seinem Gesicht sah Chakaura Verblüffung und Erregung. Leise sagte er:
»Ikhernofrets Scherze sind nicht jedermanns Sache.« Der Bote warf sich vor den Männern ins feuchte Gras und streckte die Arme aus. Chakaura schob die Enden des gefältelten Nemes-Kopftuchs über die Schultern zurück und sagte heiser, aber ruhig:
»Steh auf, Mann. Berichte. Woher kommst du?«
»Von Fürst Nikaure aus dem Ibisgau. Seine Diener brachten ihm den Brief, den du geschrieben hast, Herr Tatji.« Er richtete seinen Blick auf Ikhernofret. Seine Finger zitterten, er sprach schweratmend. »Ich hab einen halben Tag gewartet. Dann sind seine kushitischen Gartensklaven gekommen und haben mich in ein leeres Hyänengatter gesperrt, ohne Bier und Brot. Einen halben Tag und eine halbe Nacht war ich dort eingesperrt. Dann sind die Söhne der Schakale eingeschlafen, und ich bin hierhergerannt. Einen hab ich
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