Der Bronzehändler
das Schiff in den Amenemhet-Kanal hinein. Dreifache Reihen vierzigjähriger Palmen säumten die Dammwege und überschatteten die Ränder der Kornfelder.
Über dem fernen Mu-Wer-See bildeten sich dünne Wolken. Am späten Nachmittag zogen die Soldaten die Riemen an Steuerbord ein; die Horus machte im Palasthafen fest. Userhet stieß Karidon an und richtete seinen Blick auf einen Vierzigjährigen im Schmuck eines funkelnden Wesech-Schmuckkragens, mit einem gefältelten Kopftuch und einem mehr als mannslangen weißen Stab mit funkelnden Reifen an den Enden.
»Der Djadjad Cha-Osen-Ra, Oberster Vertrauter des Tatji Ikhernofret! Große Ehre! Ihr müsst wahrhaftig bedeutend sein, Kapitän Karidon.« Der Unterführer flüsterte und verbeugte sich tief, als der Mann näherkam.
»Das wissen wir erst, wenn wir gehört haben, was er sagt«, murmelte Ptah-Netjerimaat. Jehoumilq spielte mit seiner Halskette und wartete, bis der Würdenträger im Schatten des Segels stand, den Kopf hob und mit dem Stab auf den weißen, glattgestrichenen Boden tippte.
»Der Horus im Palast befahl Herrn Ikhernofret, dem engsten Vertrauten, mich zu schicken. In seinem Namen: willkommen im prächtigen Itch-Taui.« Er nickte, und als er sah, dass sich ein Dutzend Männer über die Bordwand beugten, lächelte er, durchdrungen von Stolz und Wichtigkeit. »Man wird euch ins Gästehaus des Palastes führen, man wird das Schiff entladen. Euch soll es an nichts fehlen. Alles ist bereit.«
Jehoumilq nickte und zupfte an seinem Bart. Karidon und Ptah wechselten einen kurzen Blick. Weder der Lotse und Userhet noch die Ruderer bewegten sich. Cha-Osen-Ra zog aus dem Gürtel ein Tonplättchen, warf einen Blick darauf und sprach weniger würdevoll weiter.
»Die beiden Kapitäne Jehoumilq und Karidon ...« Beide hoben die Hände, Cha-Osen-Ra betrachtete, anscheinend unzufrieden, die unrasierten, schwitzenden Gestalten und zog die Schultern hoch.»... und die Steuermänner Ptah-Netjerimaat und Holx-Amr sollen heute vor dem Angesicht des Mächtigen erscheinen.« Er sprach den letzten Namen undeutlich aus und hüstelte. »Sicherlich wird es ihnen möglich sein, sich in Aussehen und Bekleidung der einzigartigen Umgebung anzupassen.« Er vollführte mit dem Stab eine umfassende Bewegung.
»Herr!« Jehoumilqs Gesicht blieb unbewegt. Schweiß tropfte von den Schläfen. »Wir sind arme, redliche Seeleute. Beim Segeln und auf dem furchtbaren Großen Grünen schwitzt man; nur Fische und Möwen sähen unsere Schönheit. Sei unbesorgt. Wir machen der Horus , die unter Wasser besser schwimmt als auf den Wellen, keine Schande.«
Er klatschte beide Hände auf den Handlauf der Bordwand und sah den Schwalben zu, die dicht über dem Boden Mücken jagten. Cha-Osen-Ras Lächeln war offener geworden. »So soll es sein. Auch jener Mlaisso, aus Kush oder Wawat« – aus seiner Stimme war wieder Missbilligung herauszuhören – »soll kommen. Boten bringen euch zur Halle des Festes.«
Er steckte das Täfelchen ein, klopfte mit dem Stabende kräftiger auf den Boden und ging in die Schatten des Gartens zurück, an einer Wand voller Schriftzeichen entlang.
Sagarqa sagte laut: »Nun wissen wir's, Käpten.« Er sah zu, wie die Ruderer die Riemen verstauten und ihre Waffen holten. »Keiner wird in Gubla betteln müssen.«
»Cabul!« Jehoumilq starrte auf die Wände, die unzähligen Säulen und die Schattendreiecke hinter den Palmstämmen und zog Ptah und Karidon an seine Schultern. »Keine Bettler! Schiff und Haus werden zu bezahlen sein! Der junge Gottkönig will etwas von uns; er weiß, dass wir gut und nicht billig sind. Das goldstarrende Dutzend!«
»Je höher der Lohn«, murmelte Ptah, »desto schwerer die Aufgabe. Neue Zeit? Neue Fragen! Abwarten, Jehou!«
Eine Schar Palastsklaven wimmelte heran. Die Soldaten kletterten aus dem Schiff. Userhet verbeugte sich knapp vor jedem der vier Männer. »Sprecht gut von mir und meinen Dreißig bei Herrn Sokar-Nachtmin, Kapitäne. Der Befehl ist ausgeführt: ihr seid sicher am Palast angekommen.«
Sie kletterten unter Deck und holten ihre Kästen, Lederbeutel, Watsäcke und alles, was sie besaßen. Karidon überlegte zwei Atemzüge lang, dann schob er das Zedernholzkästchen in den Beutel und folgte als letzter den Dienern. Sie gingen an einem viereckigen Teich vorbei, in dem Seerosen, Lotosblüten und Schilfstängel wuchsen; ein Storch mit gestutzten Schwingen stand darin und verschlang einen zuckenden grünen Frosch.
In der
Weitere Kostenlose Bücher