Der Bronzehändler
sagten, ihr hättet sie mit der kostbaren Fracht hierher geschickt.«
»Jedem, den wir trafen, haben wir's gesagt!« Jehoumilq packte den Gürtel vor seinem Bauch. Schweiß aus dem schwarzgrauen Haargekräusel der Brust tränkte das Leinenhemd. Er runzelte die Stirn. Er schien darüber nachzudenken, ob Tatji Ikhernofret auch etwas mit der beschwerlichen Puntfahrt zu tun gehabt hatte; er zuckte mit den Schultern und schob mit dem Handrücken den Bart zum Kinn.
»Der junge Horus. Ihr müsst euch nicht zu Boden werfen«, murmelte Ikhernofret. Er, Nachtmin und Ptah ließen sich auf ein Knie nieder, die anderen verbeugten sich. Chakaura setzte sich, deutete auf die Hocker und richtete seinen Blick auf Jehoumilq.
»Viel Nechoschet kam nach Men-nefer und Itch-Taui«, sagte er. »Die Götter, beide Lande und ich: wir danken. Ich, Herrscher im Per-Ao, habe erfahren, dass die Horus der Brandung beinahe in der Tiefe des Großen Grünen versunken wäre. Ihr wart tapfer; man wird euren Verlust ersetzen, reich genug, um das neue Schiff in Kepny zu bezahlen.«
Er verwendete das alte Wort für Gubla. Karidon dachte über den Klang der Stimme nach, streckte den Rücken und legte die Hände auf die Oberschenkel. Die Späher und Lauscher des jungen Chakaura schienen besser als zu Zeiten seines Vaters zu sein. Karidon betrachtete den Herrscher, und während er das breite, dunkle Gesicht, die großen Ohren, die eigenwilligen Muskeln der Mundwinkel sah, über die das flackernde Licht spielte, gab die Höhle der Erinnerungen einige Bilder frei. Dass er Senwosret-Chakaura leblos aus dem Kanal gezogen hatte, daran bestand kein Zweifel – der namenlose Junge im Schilfboot, schweigsam, kühn lächelnd, paddelnd, speerend und bogenschießend wie ein erwachsener Krieger: Es war Chakaura gewesen. Die Einsicht traf ihn wie ein Schlag.
».. .scheinbar Fremde im Hapiland. Mit der alten Horus sollt ihr nach Ta-Seti segeln. Meine besten Männer werden Ruderer sein. Nachtmin bürgt dafür. Haltet unterwegs die Augen offen und tut, als wärt ihr unwissend. Ihr habt nur fremde Waren an Bord. Ihr sollt in der Schrift Kepnys oder Keftis aufschreiben, was ihr seht. Südlich der beiden Atefbaumgaue bis zur ersten Hapischnelle regieren sowohl treue als auch ungetreue Fürsten. Mehr ungetreue, leider, wie wir wissen.«
Er hielt inne. Karidons forschende Blicke schienen ihn zu stören. Die Männer warteten schweigend, schließlich holte Chakaura tief Luft und sprach weiter.
»Vor Zeiten wurde bei Ta-Seti ein Kanal angefangen, durch den Schiffe die Stromschnellen überwinden können. Ich will diesen Kanal ausbauen. Seht nach und schreibt, was zu tun ist. Behaltet die Maske fremder Händler auf euren Gesichtern und in eurem Verhalten. Nefer-Herenptah wird euch helfen. Geht oder rudert nach Iken, zur nächsten Stromschnelle, ins Land Kush. Du, Steuermann Mlaisso, sollst herausfinden, welche Schlangen ich köpfen muss, um die gute Rômet-Maat wieder ins Land des schmelzenden Sandes zu bringen. Ich will sichere Handelswege und das Nub von Kush und Wawat. Die dürren Viehhirten sollen wieder lernen, wie man Gras und Palmen wachsen lässt. Ikhernofret hat tausend Männer nach Süden geschickt. Sie werden euch erkennen. Die meisten werden vor euch Ta-Seti erreicht haben, als scheinbar harmlose Wanderer.
Wenn ihr alles wisst, rudert schnell zurück. Auf eurem Weg werdet ihr sehen, dass Sokar-Nachtmins Tapfere den einen oder anderen Sepad von hochfahrender Herrschaft, Untreue gegen das Große Haus und vom kleinen Königtum befreit haben. Zwei Gaue sind jetzt schon zurückgekehrt zur Maat, unter die ewigen göttlichen Gesetze.«
Er legte die Hand auf die ausgebreiteten Schwingen des Horusfalken, der zwischen Cheperkäfern und Perlen aus Türkis und Lapislazuli im Brustschmuck schimmerte.
»Von deiner Großzügigkeit, Herrscher, haben wir in der kurzen Zeit viel kennengelernt«, sagte Jehoumilq bedächtig. »Zu diesem Vorhaben gibt es tausend Fragen. Mit wem sprechen wir?«
Ikhernofret hob die Hand. »Es ist der Beschluss und die Bitte des Goldhorus, dass seine Halbschwester Tama-Hathor-Merit mit Kapitän Karidon zusammenarbeitet. Er berichtet und schreibt ihr, sie spricht mit Goldhorus Chakaura.« Er musterte Karidon; zum ersten Mal erkannte Karidon, wie viel Macht der Tatji besaß. »Aber sonst sollt ihr mir berichten oder Cha-Osen-Ra und seinem Geheimsten Schreiber. Beide berichten mir, ich berichte dem Goldhorus.«
»Wir kennen Strömungen, Buchten, Winde
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